Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
vorbeigekommen war.
Ohne aus dem Tritt zu geraten, bestrich Acadia die Kompresse mit dem Desinfektionsgel und reichte es ihm zurück. »Reinige sie, so gut es geht. Sag Bescheid, wenn du fertig bist.«
»Das kann warten.«
»Benimm dich nicht wie ein Kleinkind. Es ist besser als nichts. Du könntest dir eine Infektion holen und sterben. Ich will nicht allein hier draußen sein.«
Zaks leises Lachen klang für seine eigenen Ohren etwas schmerzerfüllt. »So gesehen …« Während er lief und sich dabei die Wunde reinigte, sah er, dass Acadia noch mehr Gel auf der Kompresse verteilte, die sie gerade vorbereitete. Die Blutung hörte nicht auf, aber sie wurde langsamer. Aber vielleicht war das auch Wunschdenken. Er stopfte sich die blutige Kompresse in die Gesäßtasche und warf einen Blick auf seine Schulter.
»Fertig«, sagte er zu ihr. Nö. Blutete immer noch. Träge, im Vergleich zu vorher nur noch ein Tröpfeln, aber immer noch genug. Verfluchter Mist!
Sie hielt kurz an, um ihm den vorbereiteten Verband zu reichen. Von hinten hatte sie die größten Pflaster draufgeklebt, sodass er ihn auf der Wunde befestigen konnte. Voller Bewunderung für ihre Genialität und ihr schnelles Denkvermögen schob Zak die entsprechende Hälfte seines Hemdes beiseite.
Sie riss die Augen auf, als sie das nasse, frische Blut um das Loch an seiner Schulter glänzen sah. »Verflucht, Zak.«
Er klatschte den Verband auf die Wunde, drückte die Klebestreifen an so gut es ging und knöpfte sich dann das Hemd wieder zu. »Es sieht schlimmer aus, als es sich anfühlt.
»Lügner.«
Vielleicht. »Gehen wir.«
Acadia nickte, und Zak preschte erneut in den Dschungel vor und musste im Stillen zugeben, dass es sich, auch wenn es nur eine mit Pflastern befestigte Kompresse war, mit dem Verband besser anfühlte.
Er hätte sie nicht küssen sollen. Die Frau war eine umstürzlerische Sirene. Das Problem war, dass er sie wieder küssen wollte. Verdammt, er wollte noch viel mehr, als sie nur küssen. Da das nicht so bald passieren würde, behielt er das Bild ihrer blassen Haut mit dem Jasminduft ganz vorne im Kopf, wo er es jederzeit herausholen und betrachten konnte.
Es würde ein langer Marsch werden. Gegen den Schmerz, der jetzt wie ein glühend heißer Schürhaken in seiner Schulter brannte, konnte er nicht das Geringste tun, also dachte er stattdessen daran, seinen Mund in der moschusartigen Hitze ihres feuchten Hügels zu vergraben, daran, wie ihre Hände sich in seinem Haar zu Fäusten ballten, während ihre Hüften sich vom Bett emporwölbten …
Mist. Wenn er nur daran dachte, wie sie letzte Nacht gewesen war, rief ihm das intensiv ins Bewusstsein, dass sie jetzt neben ihm lief. Sehr lebendig. Sein Job war es, dafür zu sorgen, dass sie es blieb.
Die Insekten um sie herum schienen lauter zu werden und viel dichter. Zaks Hirn brauchte mehrere Minuten, um zu realisieren, dass es nicht die üppige Insektenwelt des Dschungels war. Als sich das Laub um ihn herum verformte, wurde ihm klar, dass er einen nicht unerwarteten Anfall von Schwindel und Schwäche erlebte. Blutverlust. Ganz große Klasse.
Er war vor über einer Stunde angeschossen worden, und durch den raschen Blutverlust begann er schwarze Punkte vor sich zu sehen, während er sich durch die Bäume fortbewegte. Die Guerillas waren immer noch vor ihnen, weit genug weg, um ihnen ein bisschen Spielraum zu geben. Aber er und Acadia hatten den Pfad verlassen, den die Guerillas geschlagen hatten, um Richtung Fluss abzubiegen. Zak wusste, dass es keine Frage mehr war, ob er das Bewusstsein verlor, sondern wann.
Acadia fischte ein weiteres Gummiband aus ihren magischen Taschen und wickelte ihr Haar in einem unordentlichen Knoten oben auf dem Kopf zusammen. Sie fanden noch ein Rinnsal Wasser, stillten daran ihren Durst und folgten ihm mehrere Kilometer weit, ohne jede Spur von Loida Piñero und ihrer fröhlichen Schar von Schlägern.
Und, verflucht noch mal, ohne jede Spur des Flusses.
Verdammt! War er vom Kurs abgekommen? Er hob die Schulter, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen, was Supernovas vor seinen Augen auftauchen ließ. Er winkelte sein Handgelenk an, um auf seine Uhr zu sehen. Richtiger Kurs. Sie liefen bloß viel zu langsam. Die Luft war schwer und verkündete jeden Moment Regen. Sich den klebrigen Schweiß und das getrocknete Blut von der Haut waschen zu lassen wäre ein tolles Gefühl, aber er musste eine Art Unterschlupf errichten. Nicht nur vor dem
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