Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
Hochzeit fallen gelassen worden war, und auch nicht, dass er und Jen ein paar Monate, bevor sie getötet worden war, das erste Mal seit sechs Monaten miteinander Sex gehabt hatten. Sie war kaum drei Monate schwanger gewesen und hatte ihn auf seinem Flug nach Kapstadt angerufen, um es ihm zu erzählen.
Er hatte eine Woge der Freude verspürt, vermischt mit einer Woge des Abscheus. Die Scheidung lag auf dem Tisch. Ihr Timing hätte nicht ungünstiger sein können.
Gottverdammt, diese scheiß Zahlen! Er presste sich die Faust zwischen die Augen und versuchte so, sie abzublocken.
Wenn er ehrlich war, hatte er die Nase voll davon, Lebensgeschichten auszutauschen, also machte er großes Aufhebens daraus, sich die Stirn zu reiben. »Ich werde eine Weile die Augen zumachen und mich ausruhen.« Und mir von dir nicht Ruderschlag für Ruderschlag meine Lebensgeschichte aus der Nase ziehen lassen.
12
Als sie die Außenbezirke von Caracas erreichten, war es bereits stockdunkel. Neben seinem Dank übergab Zak dem Mann den Großteil von Acadias Pokergewinn, und das kleine Boot verschwand in der Finsternis des Flusses.
»Das hier ist nicht direkt die Zivilisation«, bemerkte Acadia. Es war eine ländliche Gegend mit ein paar wenigen Gebäuden und mehreren Geschäften, die in der Dunkelheit hell erleuchtet waren. Dutzende von Menschen liefen auf der Straße herum. Und alle glotzten sie an. Sie rückte dichter an Zak heran.
»Aber nah genug dran.« Er zog sie in den nächstbesten Tabakladen und bat darum, das Telefon benutzen zu dürfen. Nach einem maschinengewehrartigen Wortwechsel reichte der skeletthafte Mann hinter der Theke Zak ein Telefon mit Wählscheibe. Zak bezahlte ihn mit dem restlichen Geld.
In dem winzigen Laden roch es stark nach Tabak, und die Luft war von dem Qualm dreier alter Männer erfüllt, die an der Seite standen und stinkende Zigarren pafften, während sie Acadia beobachteten. Acadia lehnte sich an den gläsernen Ausstellungstresen und hörte Zaks Gespräch nur halb zu.
Zak bedankte sich und schob das schwere, schwarze Telefon über die Theke zurück, dann nahm er ihre Hand und führte sie nach draußen. »Die Empfangsdame des Gran Meliá Hotel kennt Gideon und mich. Wir waren schon oft da. Sie schickt uns einen Wagen.«
Acadia nahm zur Kenntnis, dass es sich um eine Frau handelte, und fragte sich plötzlich, ob es wirklich allein an Zaks Ruf lag, dass alles nur einen Telefonanruf entfernt war.
»Wie geht es Gideon?« Die erste Frage, die er der Frau im Hotel gestellt hatte.
Zak biss die Zähne aufeinander, und sie wusste die Antwort schon, bevor er verbittert sagte: »Hat noch nicht eingecheckt.«
Zwanzig Minuten später wurde die Luxuslimousine, die geschickt worden war, um sie abzuholen, im Fünfsternehotel Gran Meliá von einer umwerfend schönen Frau in Empfang genommen, die Zak rasch als Carina García-Ramirez vorstellte. »Ist mein Bruder schon …?«
»Noch nicht, señor . Tut mir leid.« Carina brachte sie in die Präsidentensuite. »Ich habe versucht, Ihre Bedürfnisse zu erraten, Señora Stark«, sagte die Empfangsdame zu ihr und schob sie beide in eine in Gold und Creme dekorierte Luxussuite. Acadia wollte den cremefarbenen Teppich nicht mit ihren vom Urwald dreckigen Stiefeln betreten, also blieb sie im Türrahmen stehen, um sie aufzuschnüren und sie nebeneinander an der Tür abzustellen. Zak schien es nicht zu stören, als er in den Raum schlenderte, als gehöre ihm der Laden. Möglich wäre es.
Erst als sie hinter den anderen beiden her ins Zimmer tappte, fiel ihr auf, dass die Frau sie gerade »Mrs Stark« genannt hatte. Sie bekam ein Schmetterlingsgefühl im Bauch, was total blödsinnig war. Es war doch bloß eine Form der Anrede. Ein Missverständnis. Das Zak nicht berichtigt hatte.
Zak ging sofort zum Telefon. Sie wusste, er rief seinen Partner an. Um nachzufragen, ob Gideon sich gemeldet hatte, und ihn auf den neuesten Stand zu bringen.
Carina zeigte auf den überladenen Couchtisch zwischen zwei goldenen Brokatsofas. »Ich habe mir die Freiheit genommen, eine leichte Mahlzeit zu bestellen, Señor Stark, aber falls sie etwas Deftigeres brauchen, lassen Sie es mich bitte wissen.« Sie lächelte. »Ihre Toilettenartikel befinden sich im Bad, señora , und ich habe ein paar Kleidungsstücke ausgewählt, von denen ich dachte, dass sie sie vielleicht bis morgen gebrauchen können. Wenn Sie mir eine Liste geben, was sie sonst noch benötigen, sorge ich dafür, dass alles bis
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