Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
Vom Netzwerk:
und verließ den Pub. Tom schmiss Geld auf den Tisch und eilte ihr hinterher, ohne zu wissen, was sie vorhatte. „Was ist los?“, fragte er.
    „Mia und die anderen sind mit Rollern über die Insel und dann wurden sie von der Polizei angehalten.“
    Tom blieb abrupt stehen. „Wie? Von der Polizei? Bei der Polizei ist aber nichts eingegangen.“
    Sara blieb auch stehen. „Das ist es ja. Hier stimmt was nicht. Wir suchen alle Moped- und Rollerverleihe von der Insel raus und klappern die ab. Irgendwer muss sich ja erinnern.“ Umständlich fingerte sie ihr Handy aus der Hosentasche und rief Cruz an, der gerade im Auto auf dem Weg nach Hause war. In San Diego war es schon später Abend und er sprach durch die Freisprechanlage. „Boss, was gibt es?“
    Sara war aufgeregt. „Cruz, bist du ganz sicher, dass bei der Polizei nichts eingegangen ist?!“
    Cruz wirkte überrascht. „Ja, ganz sicher. Weder die Kollegen in Bangkok, noch deren Kollegen aus den Provinzen wussten etwas.“
    „Überprüf das noch mal. Hier stinkt etwas gewaltig gegen den Himmel.“

Kapitel 20
    La Jolla, San Diego
    In der vergangenen Nacht hatte Rick mal wieder kein Auge zugetan. Ständig waren ihm dieselben Gedanken durch den Kopf gegangen. Den halb wachen Zustand aus Angst und Selbstvorwürfen, kannte er inzwischen nur zu gut. Immer wieder sah er seine Tochter vor sich. Er sah, wie Mia in einem Graben lag oder verschleppt wurde. Als er am Morgen aus einem Dämmerschlaf erwachte, fühlte er sich total erschlagen. Jeder Muskel tat ihm weh, aber die Bilder verblassten einfach nicht. Jane wollte morgens unbedingt in die Kirche und Rick hatte keine Lust auf Diskussionen, und noch weniger Lust hatte er auf seine Schwiegermutter Dana, die einfach vor seiner Tür gestanden hatte, und ihm jede freie Sekunde einen Grapefruit-Saft unter die Nase hielt. Er betrachtete seine Frau, die neben ihm in der harten Holzbank saß, Taylors Kinderwagen neben sich im Gang. Seine Augen schlossen sich, das beklemmende Gefühl in seiner Brust schien die Überhand zu gewinnen. Seine Familie war unvollständig ohne Mia. Er musste sie einfach so schnell wie möglich nach Hause holen.
    Das Sitzen machte Rick zu schaffen, vor allem nach der unruhigen Nacht. Er hasste Gottesdienste, aber Jane war streng gläubig und bestand auf dem wöchentlichen Kirchgang. Die Kirche gab ihr Kraft. Normalerweise gingen sie sonntags in ihre lokale Messe. Aber da ihnen dort nur traurige, mitleidige Gesichter begegneten, fuhren sie nun ein gutes Stück Richtung La Jolla in ein Gotteshaus. Die Kirche war mit schneeweißen Marmorgipssteinen verkleidet und erstrahlte bei Tag und bei Nacht in hellem Glanz. Das moderne Gebäude aus den 90er Jahren bestand aus zwei Türmen. Weitläufige Glasfenster machten dieses Gotteshaus zu einem der schönsten in San Diego. Unruhig änderte Rick immer wieder seine Sitzposition und rutschte auf der Bank hin und her. „Kannst du einmal still sitzen?“, mahnte Jane ihren Mann.
    Er seufzte und schaute sich in der Kapelle um. „Großartige Idee war das“, flüsterte er schließlich vorwurfsvoll. „Auch hier starren uns alle an.“
    „Jetzt stell dich nicht so an. Keiner starrt uns an. Kaum einer kennt uns hier. Warum glaubst du, wollte ich hierher? Wir werden für Mia beten.“
    Rick reagierte nicht, er schaute unentwegt auf sein Handy.
    „Hat sich Tom gemeldet?“, fragte seine Frau.
    „Nein, nichts. Er hat gestern nur kurz angerufen, um zu sagen, dass er sich nun gemeinsam mit Sara auf die Suche nach Mia macht. Er klang optimistisch.“
    Jane lachte leise auf. „Der Kerl taugt nichts. Glaub mir. Dass du überhaupt noch zu ihm Kontakt hast, nach dem, was damals vorgefallen ist. Manchmal versteh ich dich einfach nicht, Schatz.“
    Rick hörte weder seiner Frau noch dem Pfarrer zu, er war mit seinen Gedanken nur bei seiner Tochter. Dann summte sein Handy. Er warf einen hastigen Blick auf das Display und stand sofort auf. „Entschuldige, da muss ich dran gehen. Es ist Tom.“
    Jane nickte zustimmend und Rick eilte nach draußen, während alle Augen in der Kirche auf ihn gerichtet waren. Selbst der Pfarrer unterbrach kurz seine Predigt. Jane fühlte sich zunehmend unwohl, ihre Gedanken schweiften zu Dana, die im Moment gewiss das komplette Haus aufräumte. Sie liebte ihre Mutter, konnte sie in dieser Situation aber einfach nicht brauchen. Wie sehr wünschte sie sich, dass alles ganz bald wieder in Ordnung wäre. Als ihr Blick durch die Kirche wanderte,

Weitere Kostenlose Bücher