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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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du, was mit mir passiert ist? Wie lange bin ich schon hier? Ich kann mich an die ersten Tage oder Wochen kaum erinnern.“ Sie hoffte auf etwas Licht im Dunkeln.
    „So ging es mir anfangs auch. Wie lange du hier bist, kann ich dir nicht sagen, weil ich jegliches Zeitgefühl verloren habe. Mit Sicherheit über eine Woche, vermutlich zwei.“ Sie stockte, bevor sie weitersprach. „Sie kamen zwischendurch und haben dir etwas gegeben. Irgendwelche Tabletten, um dich ruhigzustellen. Was genau, weiß ich nicht.“

Kapitel 19
    Koh Tao
    Die Suche nach Mia und den anderen war ein hilfloses Unterfangen. Die Insel hatte zwar keine zehn Kilometer Durchmesser, aber niemand hatte die Jugendlichen gesehen, niemand hatte etwas gehört. Sara und Tom hatten in den letzten Stunden sämtliche Hostels, Pubs und Tauchschulen abgeklappert und die Bilder überall herumgezeigt, aber ohne jeglichen Erfolg. Es war, als wären die Jugendlichen niemals hier gewesen.
    Koh Tao war wunderschön, ein Traum für jeden Fotografen. Palmen, einsame kleine Buchten, weiße Sandstrände und markante Granitfelsen. Aber das alles nützte im Moment recht wenig. Sara und Tom waren endlose Stunden über die Insel gelaufen, mit den heimischen Taxen ‚ Tuck Tuck’ gefahren und sogar mit einem Longtail-Boot auf die andere Seite der Insel übergesetzt. Die Menschen waren sehr bemüht und freundlich, aber niemand konnte ihnen helfen. Jetzt brannte die Mittagssonne nur so auf sie herab. Sie saßen in einem Pub, Sara trank ein Wasser, Tom hatte sein Bier mit einem Schluck ausgetrunken. Der Stapel mit den Fotokopien der Vermissten war bereits auf die Hälfte zusammengeschrumpft. An sämtliche Hostels, an allen Stränden hatten sie sie verteilt und an nahezu jedem Baum angebracht. Aber bisher hatte sich niemand gemeldet. Sara trank ihr Wasser aus, als eine vierköpfige Familie in den Pub kam. Sie schätzte die Eltern auf Mitte 40 und die Jungen auf Anfang 20. „Ich frage mal, ob sie was gesehen haben“, sagte Sara zu Tom und stand auf. Er nickte kurz und bestellte sich noch ein Bier. Sara ging zu dem Tisch, an dem die vier gerade Platz genommen hatten und die Speisekarten studierten. „Entschuldigen Sie bitte“, sagte Sara zurückhaltend, als sie sich dem Tisch näherte. Alle blickten im selben Moment auf.
    „Ja, bitte?“, fragte der Mann.
    Sara konnte ihn verstehen und lächelte. „Vielleicht können Sie mir helfen. Ich suche diese Mädchen.“ Sie hielt die Bilder von Mia und Claire jedem Einzelnen hin. „Sie sind vor ungefähr zwei Wochen verschwunden. Ihr letzter Aufenthaltsort war Koh Tao. Seitdem sind sie wie vom Erdboden verschluckt.“
    Alle hörten ihr aufmerksam zu. Der Mann atmete tief ein, schüttelte jedoch den Kopf. „Wir sind zwar schon seit drei Wochen hier, aber mir sagen die Gesichter nichts.“ Er schaute zu seiner Familie. „Was ist mit euch?“
    Die Mutter hatte ihre Sonnenbrille abgesetzt und fixierte die Bilder genau, aber auch sie verneinte. „Tut mir leid“, erwiderte sie leise.
    Einer der Jungs nahm Mias Bild in die Hand und überlegte angestrengt. „Irgendwie kommt sie mir bekannt vor“, murmelte er. Er schaute seinen Bruder an. „Weißt du noch, wir haben doch diese Tour gemacht vor zwei Wochen. Da sind wir an dieser Gruppe vorbeigekommen, Jugendliche, die von der Polizei angehalten wurden.“
    Saras Körper straffte sich. „Wie bitte?“ Ihre Stimme wurde laut. „Wo war das genau?“
    Der andere Junge nickte, als er die Bilder betrachtete. „Stimmt, aber die Mädchen trugen Kopftücher oder so. Sahen sich ziemlich ähnlich.“
    Sara wurde ungeduldig. „Wo war das?“, wiederholte sie ihre Frage.
    „Das muss oben auf der Straße vom Sairee Beach zur Mao Bay gewesen sein. Liegt ziemlich inselmittig auf einem kleinen Anstieg. Wo genau weiß ich nicht mehr. Sieht ja alles irgendwie gleich aus da oben“, antwortete einer der Jungen. „Ich dachte, sie wären nur zu schnell mit ihren Rollern gefahren. Die sind da aber auch lang geheizt.“
    „Waren die Mädchen alleine?“, wollte Sara wissen.
    „Nein, es waren zwei Jungs dabei. Ungefähr in einem Alter.“
    „Und ihr seid sicher, dass die Polizei bei ihnen stand?“
    Beide Jungen nickten. Sara wusste genug. Endlich hatten sie eine Spur.
    „Danke, vielen Dank. Falls euch noch etwas einfällt, hier ist meine Nummer.“ Sie schrieb ihre Nummer auf eine Serviette und legte sie auf den Tisch.
    „Los Tom, wir brauchen ein Internetcafé.“ Sara schnappte sich ihre Tasche

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