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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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Frage.
    Der Mann schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, Sie waren alleine. Sonst war da niemand.“ Er machte eine Pause, bevor er weiter sprach. „Sie hatten keine Papiere dabei. Können Sie mir Ihren Namen nennen?“
    Claire dachte nach. Es machte alles keinen Sinn. Mit einem traurigen Blick schaute sie den Arzt an. „Mein Name ist Claire Reynolds.“
    Er notierte den Namen und nickte. „Wir werden Ihre Familie benachrichtigen und Sie nach Bangkok bringen lassen. Von dort geht es dann nach Hause.“
    „Ich muss telefonieren“, sagte sie schnell.
    „Kein Problem, ich lasse Ihnen ein Telefon bringen.“ Dr. Lee drückte sanft ihre Hand, es war eine beruhigende Geste. „Das Baby ist auch in Ordnung. Jetzt wird alles gut.“ Lächelnd verließ er den Raum.
    Claires Augen füllten sich mit Tränen. Das Gefühl der Angst war wieder da. „Nichts ist gut“, sagte sie zu sich selbst. „Absolut Nichts.“

Kapitel 18
    Bangkok
    Mia kauerte immer noch in ihrer Ecke. Von ihrem Anwalt hatte sie nichts mehr gehört. Manchmal kam ein Polizist und brachte den Frauen Essen. Wenn Mia ihn ansprach, wo ihr Anwalt sei, gab er vor, nichts zu verstehen. Mittlerweile war die Zelle etwas leerer, Mia zählte zwölf Frauen. Hin und wieder wurde eine von ihnen unter dem Getöse der anderen weggebracht und kam nicht wieder. Mia wusste nicht, was mit ihnen passierte, aber jede Einzelne hatte wild um sich getreten und sich bis aufs Blut gewehrt. Meistens kamen drei oder vier Polizisten, um die schreiende Frau wegzuzerren.
    Die Luft war stickig. Mia hatte keine Ahnung, welcher Tag war, geschweige denn, wieviel Uhr. Die Hitze war immer präsent und auch die Nächte schienen kaum Abkühlung zu bringen. Sie streckte ihre schmutzigen Beine aus. In den letzten Wochen musste sie etliche Kilos verloren haben, aber wenigstens arbeitete ihr Verstand wieder einwandfrei. Nur das Zittern ihrer Hände bekam sie nicht in den Griff. Plötzlich vernahm sie ein Rascheln. Eine Mitgefangene setzte sich neben sie. Mia zuckte kurz zusammen und drehte sich weg. „Hallo“, sagte die andere Frau mit leisem Ton und berührte sachte ihren Arm. „Du sprichst meine Sprache, oder?“, fragte sie weiter.
    Mia drehte sich verwundert um. Das Mädchen war in ihrem Alter, vielleicht etwas jünger. Es war diejenige, die sie zuvor beobachtet hatte. Ihre blonden, kinnlangen Haare hingen strähnig an ihrem Kopf. Ihr Gesicht war fein geschnitten und in ihren Augen stand eine unglaubliche Traurigkeit. Sie war etwas kleiner als sie selbst, so weit Mia das im Sitzen beurteilen konnte. Zögernd antwortete sie: „Ja, das tue ich.“
    Ein Lächeln der Erleichterung zeichnete sich auf den Lippen des Mädchens ab. „Wer bist du?“, wollte Mia wissen.
    „Sally“, antwortete die andere knapp, während sie sich nervös umschaute. Das Mädchen sprach so leise, dass man sie schwer verstehen konnte.
    „Seit wann bist du hier?“, fragte Mia.
    „Ich weiß es nicht genau. Eine ganze Weile.“
    Mia drehte sich zu ihr. „Mein Name ist Mia.“ Sie stockte, bevor sie weitersprach. Sollte sie sich wirklich auf dieses Gespräch einlassen? „Sally, richtig?“
    Ein vorsichtiges Nicken.
    „Was ist denn passiert?“
    Sally schluckte und blinzelte die Tränen in ihren Augen weg. „Ich soll einen Polizisten erschossen haben.“ Ihre Unterlippe bebte.
    Mia überlegte. „Du kannst dich an nichts erinnern?“, fragte sie.
    Sally liefen die Tränen hinunter und sie rieb sich ihr Gesicht trocken, während sie den Kopf schüttelte. „Nein. Ich habe hier einen Jungen kennengelernt, John, und mit ihm eine schöne Zeit verbracht.“
    Diese Story kam Mia irgendwie bekannt vor. „Erzähl weiter“, bat sie.
    „Dann waren wir auf einer Party in einem Haus am Strand.“
    „Wo war das?“, hakte Mia ein.
    „Auf Ko Samui. Wir haben viel getrunken und hatten Spaß, daran kann ich mich erinnern. Dann kam der Filmriss. Als ich aufwachte, lag ich in einem fremden Zimmer, neben mir eine Leiche mit einem Kopfschuss. Überall Blut. Von John keine Spur mehr.“ Sie weinte nun heftig.
    Mia hörte aufmerksam zu und versuchte sie zu beruhigen. „Und dann? Wer war der Mann?“, fragte sie.
    „Keine Ahnung, ich hatte ihn nie zuvor gesehen. Ich wusste noch nicht einmal, wo ich war. Er muss Polizist gewesen sein. Dann stürmten seine Kollegen in das Zimmer, und jetzt bin ich hier.“
    Mia überlegte angestrengt. „Du sagst, du bist also schon eine ganze Weile hier, richtig?“, Das Mädchen nickte. „Weißt

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