Gnadenlos (Sara Cooper)
von einem wimmernden Geräusch begleitet. Die Angst packte sie fester und fester.
Tristes Licht drang durch eine kleine Fensterluke herein. Mia hörte ihr Herz schlagen, während ihr Verstand auf der Suche nach einer Erklärung war. Doch in ihrem Kopf herrschte Leere. Angsterfüllt blickte sie sich um: Sie saß mit anderen Frauen in einer Zelle, in einer großen, kargen Sammelzelle. Ihre Lider waren zugeschwollen und nur schemenhaft nahm sie ihre Umgebung war. Das Echo vieler Stimmen hallte in ihrem Kopf, und sie spürte unzählige Blicke auf sich gerichtet. Als sie die Augen fest zudrückte, jagten ihr Erinnerungsfetzen entgegen: Schreie, Polizisten, Blut, Claire.... Doch bevor sie anfangen konnte zu weinen, schloss die Erschöpfung ihre Lider.
Kapitel 4
Point Loma, San Diego
„WAS? Wo ist Mia?“ Sara war aus ihrer Starre erwacht. Ihr Herz zog sich zusammen. Sie stand auf und ging auf ihre Schwester zu. Als sie Jane in den Arm nahm, ließ ihre Schwester sich fallen und verlor fast das Gleichgewicht. Sara brachte sie zu einem Stuhl. „Hier, setz dich. Und jetzt erzähl, was passiert ist. Wo ist Mia?“ Jane versuchte sich zu sammeln. Sie atmete schwer und holte tief Luft. Das Weinen verebbte zu einem Schluchzen. „Mia ist in Thailand. Mit einer Freundin. Wir haben ihr die Reise zum 18. Geburtstag geschenkt. Drei Monate Asien. Das war immer ihr Traum“, sagte sie und hob den Blick. Sara zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihrer Schwester gegenüber.
„Erzähl weiter, Jane.“ Sie reichte ihr ein Taschentuch.
Jane rieb sich die Tränen aus dem Gesicht. „Wir haben das letzte Mal vor knapp zehn Tagen von ihr gehört. Da war sie auf Koh Tao. Seitdem nichts, ihr Handy ist aus.“ Sie stockte und beugte sich vor. „Sara, ihr muss etwas passiert sein. Mia würde sich niemals so lange nicht melden.“
„Ganz ruhig, Jane. Es kann viele Gründe dafür geben. In Thailand ist das Handynetz in manchen Gegenden noch nicht sonderlich gut ausgebaut. Vielleicht sind sie auf einer Insel und haben keinen Empfang.“
Jane schüttelte den Kopf. „Sara, wir sind nicht mehr in den 90ern! Nein, ich spüre, dass da etwas nicht stimmt. Du musst mir helfen.“
Sara atmete durch. „Was soll ich tun? Ich arbeite im Innendienst. Ich kann höchstens meine Kollegen bitten, sich mal umzuhören.“
Jane winkte energisch ab. „Nein Sara.“ Sie nahm die Hand ihrer Schwester und räusperte sich. „Ich möchte, dass du nach Thailand fliegst und mein Mädchen nach Hause holst.“
Sara schaute ihre Schwester an, als hätte sie sich verhört. „Du möchtest was? Jane, ich kann nicht einfach nach Thailand fliegen. Du musst die Polizei einschalten.“ Ihr Körper straffte sich.
„Ich weiß, was ich da von dir verlange. Aber ich kann nicht fliegen. Taylor ist gerade mal zehn Monate alt.“ Sara hatte ihren kleinen Neffen noch nie gesehen. „Die thailändische Polizei haben wir schon kontaktiert, genauso wie die Amerikanische Botschaft“, sprach sie weiter. „Nichts. Rick hat einen Privatdetektiv mit der Suche beauftragt, der in Thailand lebt. Von dem halte ich allerdings nicht viel. Sara, bitte, du bist die einzige, der ich vertraue.“
Sara stand auf und ging zum Fenster. „Das ist ja mal was ganz Neues. Seit wann vertraust du mir? Du traust mir ja noch nicht mal zu, eine gute Mutter für Noah zu sein.“ Sara schaute ihre Schwester nicht an, ihre Augen hafteten auf Matt und Noah, die im Garten spielten.
Jane erhob sich und näherte sich langsam dem Fenster. „Sara, lass uns unsere Streitigkeiten bitte vergessen. Es geht um Mia. Deine Nichte.“ Sie legte ihre Hand auf Saras Schultern. „Ich kann nur dich bitten, hinzufliegen“, sprach sie leise weiter. „Und dein Können als Polizistin habe ich nie in Frage gestellt.“ Sie machte eine Pause, bevor sie wieder zu sprechen anhob. „Ich flehe dich an.“
Sara drehte sich langsam zu ihrer Schwester um, kein Gesichtsmuskel rührte sich. „Jane, lass mich bitte mit Matt sprechen. Fahr du nach Hause. Ich melde mich nachher bei dir.“ Ihre Stimme klang monoton.
Jane wusste nicht, wie sie die Worte deuten sollte. „Du meldest dich, versprochen?“ Ein Nicken. Auf Janes Lippen zeichnete sich ein verhaltenes Lächeln ab. Sie wirkte unendlich verletzbar. Sara brachte ihre Schwester zur Tür. Als sie die Tür öffnete, nahm Jane ihre Hand und drückte sie sanft. „Danke, Sara“, sagte sie fast flüsternd und verließ das Haus.
Mia. Wann hatte sie ihre Nichte das
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