Gnadenlos (Sara Cooper)
drehte sich um. Seit sie im Haus war, hatte seine Schwiegermutter die Küche vollkommen in Beschlag genommen und kochte zu jeder sich bietenden Gelegenheit. „Nein, alles okay“, erwiderte er kurz. Dana ging auf ihn zu. „Junge, ich bitte dich. Ich kenne dich, seit du ein Teenager bist, also raus mit der Sprache. Was bedrückt dich? Ist es wegen Sara?“ Sie trocknete sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab.
Er blickte sie an. „Ach, ich habe einfach ein komisches Gefühl, was diesen Freund von Rick anbelangt, diesen Tom. Kennst du ihn eigentlich?“
Sie überlegte kurz. „Nein, nur von Erzählungen her. Naja, und er war bei der Hochzeit von Rick und Jane. Wo ihr ja einfach nicht aufgetaucht seid.“ Sie klang vorwurfsvoll.
„Wir waren nicht eingeladen, Dana. Du erinnerst dich?“
„Natürlich ward ihr eingeladen“, erwiderte seine Schwiegermutter streng.
„Ja, von dir. Aber nicht von dem Brautpaar!“, verteidigte er sich. Stille. „Also, Tom Jackson?“, nahm Matt den Faden wieder auf.
Dana seufzte und dachte nach. „Ja, ein hübscher Kerl. Ich war mir aber nie ganz sicher, ob Jane ihn mochte oder hasste. Irgendwann fiel sein Name dann gar nicht mehr.“
„Ist er verheiratet oder etwas dergleichen?“, wollte Matt wissen.
„Hm, damals hatte er eine Frau, soweit ich mich erinnere. Aber ich glaube, sie sind mittlerweile getrennt. Wahrscheinlich auch geschieden.“ Und als ob sie Matts Gedanken lesen könnte, ergänzte sie: „Du bist Saras Leben. Du und Noah. Sie wird dich nie wieder hergeben. Glaub mir. Auch wenn du mit kaputten Jeans rumläufst.“ Sie schlug mit dem Handtuch gegen seinen Bauch und er legte den Arm um ihre Schultern.
„Ich mache mir einfach schlimme Sorgen“, sagte er leise.
„Ich mir auch, aber meine Tochter wird Mia nach Hause holen. Da bin ich mir sicher.“ Sie drückte ihn kurz an sich und ging zurück in die Küche. „Heute gibt es Rote Bete-Burger“, rief sie ihm noch zu.
Obwohl seine Schwiegermutter ihn um den Verstand brachte, hatte Matt sie gern. Er lächelte und folgte ihr in die Küche.
„Ich überlege, ein Instrument zu lernen. Was hältst du von einer Bongo?“, fragte sie, als Matt neben ihr stand und skeptisch die Bio-Burger musterte.
Er zog die Augenbrauen hoch. „Egal. Du bist mit jedem Instrument nervig.“
Kapitel 49
Chumphon
Die Dämmerung setzte langsam ein, aber die Temperaturen lagen weiterhin bei über 30 Grad. Die schwüle Luft machte Mia zu schaffen, sie musste sich vor dem Krankenhausgebäude auf eine Bank setzen. Die Nachricht, dass Claire schwanger ist, schockierte sie.
Der Platz vor der Klinik hatte sich mittlerweile etwas belebt. Ein paar Leute waren unterwegs zum Krankenhaus, andere zu einem Marktplatz, der unmittelbar an den Vorplatz anschloss, und auf dem ein Straßenfest begann. Mia warf Ryan einen Seitenblick zu. Ihre Augen waren rot und verweint.
„Ich glaub das alles nicht. Schwanger?! Warum erzählt sie mir das nicht?“
Ryan setzte sich neben sie. „Vielleicht, weil sie nicht will, dass du weißt, wer der Vater ist? Ich hab keine Ahnung.“
Mia dachte nach. Für sie kam nur ein einziger Mann in Frage: Todd, ihr Ex. Sie hatte immer das Gefühl gehabt, dass zwischen den beiden etwas war. Todd war mit der Zeit immer seltsamer geworden, nahezu distanziert. Aber beide hatten immer alles abgestritten.
Ryan riss sie aus ihren Gedanken. „Mia, alles in Ordnung?“ Sachte berührte er ihre Hand.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich versteh das alles nicht“, erwiderte sie nur.
Nach einer Weile standen sie auf und gingen über den Parkplatz. Mia wollte so schnell wie möglich zurück nach Bangkok. Sie vermutete, dass Claire zum Flughafen gefahren war. Da vernahm Ryan ein Geräusch hinter ihnen. Er drehte sich um und erstarrte. Claire stand vor ihnen, in der Hand hielt sie ein Messer.
Kapitel 50
Downtown, San Diego
Cruz saß an seinem Schreibtisch. Genaugenommen lag er vielmehr, als dass er saß. Er hatte die Füße auf den Tisch gelegt und biss von seinem Sandwich ab. Eine dampfende Tasse Kaffee stand vor ihm auf dem Tisch, aber um an diese zu gelangen, hätte er seine bequeme Haltung aufgeben müssen, daher gab er sich erstmal mit seinem Sandwich zufrieden. In dieser Nacht war er gar nicht zuhause gewesen. Die Akte des Falls lag auf seinem Schoß. Noch einmal war er akribisch alles durchgegangen, hatte jede Verbindung zwischen Claire, Mia, Todd, Philip und deren Eltern, Freunden und Bekannten kontrolliert, aber da
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