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Gnadenlos (Sara Cooper)

Gnadenlos (Sara Cooper)

Titel: Gnadenlos (Sara Cooper) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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Kamera. Lilly registrierte als Erste, um wen es sich handelte.
    „Oh mein Gott“, flüsterte sie.
    „Das kannst du laut sagen“, erwiderte Shawn und ging näher an den Bildschirm.
    Miller hatte das Bild angehalten und der Mann war nun deutlich zu erkennen. Auch er schluckte. Nur Cruz schien keine Ahnung zu haben, wer dort zu sehen war. „Wer ist das?“, wollte er wissen.
    Lilly schaute weiter auf den Bildschirm. „Das ist Senator Walters.“

Kapitel 57
    Bangkok
    Über die Millionenstadt Bangkok brach die Nacht herein, überall herrschte reger Betrieb. Tom und Sara saßen im Auto und versuchten, durch den dichten Verkehr zu kommen. „Ich glaube, bis zu deinem Hotel brauchen wir noch Stunden“, stellte Tom fest. Sara war erschöpft und Tom warf ihr einen kurzen Blick zu.
    „Ich wohne nicht weit von hier. Wenn du magst, fahren wir zu mir.“
    Sara stutzte. Bevor sie antworteten konnte, ergänzte ihr Fahrer:
    „Ich schlafe auf dem Sofa.“ Er lächelte und konzentrierte sich wieder auf die Straße.
    „Gerne. Ich bin hundemüde.“
    Vor einem 7-Eleven hielt Tom kurz an. „Ich besorg noch schnell Getränke“, sagte er und ging in den total überfüllten Laden. Sara wartete im Auto, kurbelte das Fenster herunter und betrachtete das geschäftige Treiben. Es duftete nach den Gerichten, die an Ständen und Restaurants angeboten wurden. Motorräder knatterten durch die Menge, Bierpaletten wurden befördert, mit Geschrei und Gehupe. Aus Bars dröhnte und hämmerte Musik durch die Straßen. Paare hielten Händchen und knutschen, legten den Kopf zurück und lachten. Abfall türmte sich auf dem Gehweg. Fotoblitzlichter erhellten für Sekunden die Nacht. Die Neonreklamen der Hostels und Hotels, Bars und Restaurants flimmerten grell und bunt um die Wette. Sara wusste nicht, ob sie das alles faszinierend oder abschreckend finden sollte.
    Mit einem Sixpack Bier und zwei Flaschen Wasser unter dem Arm kam Tom aus dem Laden und setzte sich wieder hinters Lenkrad. Der Motor sprang nach anfänglichen Problemen, die Sara mittlerweile vertraut waren, schließlich an, und er steuerte den Wagen durch die vollen Straßen. Nach wenigen Minuten waren sie angekommen. Toms Wohnung lag in einem dreistöckigen Wohnhaus in einer Nebenstraße, die nur spärlich beleuchtet wurde. Neben dem Haus war eine kleine Bar, vor der Frauen in aufreizenden Kleidern standen. Sara guckte, bis eine von ihnen sie anblaffte. „Los, komm. Mit denen legst du dich besser nicht an.“ Tom nahm sie am Arm und zog sie über den schmalen, mit Steinplatten ausgelegten Weg in den Hauseingang. Sie blieb verwundert stehen. „Jetzt sag mir nicht, dass du neben einem Puff wohnst!“
    Er zuckte mit den Schultern und ging die Stufen hoch. „Mich stört es nicht“, entgegnete er kurz.
    „Hallo Mike“, ein Mann kam ihnen entgegen und nickte Tom freundlich zu. Er war mindestens 50 Jahre alt und trug einen gewaltigen, kugelrunden Bauch vor sich her, der ihn mit seinen dünnen Beinen sehr unförmig erscheinen ließ. Als der Mann an ihnen vorbeigegangen war, hielt Sara Tom fest.
    „Mike?!“
    Tom blieb stehen und drehte sich zu ihr um. „Es ist nicht gut, wenn alle deinen richtigen Namen wissen. Glaub mir. Das ist eine Art Selbstschutz hier.“
    Sie folgte ihm kopfschüttelnd.
    In der Wohnung angekommen, legte Sara ihre Sachen auf einem Stuhl am Eingang ab. Sie zog ihre Schuhe aus und ging durch einen kleinen Flur ins Wohnzimmer. Der Boden war komplett mit grauen Bodenfliesen ausgelegt und wirkte sehr kühl. Die Wände waren mit Raufasertapete beklebt und es fehlte gänzlich an einer persönlichen Note. Keine Bilder, keine Zeitschriften, nicht mal eine gewisse Unordnung. Nur über einem Sekretär hingen ein paar Bilder von Tom – an der Seite verschiedener Personen. Vereinzelt hingen auch Zeitungsauschnitte mit Fotos von ihm an der Wand. Es sah nach offiziellen Anlässen aus. Tom sah im Anzug richtig gut aus, dachte Sara.
    „Wer sind die Leute?“, sie suchte Toms Blick.
    Er stellte sich neben sie und betrachtete schweigend die Aufnahmen. Dann atmete er tief ein. „Das sind überwiegend Auftraggeber von mir. Das hier ist der verlängerte Arm des Justizministers.“ Er deutete auf einen schlanken Mann mit akkuratem Haarschnitt und ernster Miene.
    „Warum hängst du solche Bilder auf, und nichts Persönliches?“, wollte Sara wissen.
    „In meinem Leben gibt es nichts Persönliches. Und die Bilder hier erinnern mich jeden Tag daran, was und wer ich bin.“
    Das

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