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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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Polizistin machte sich eine Notiz. Er ersparte sich ein ‹Das können Sie gern nachprüfen›, er wollte hier einfach nur fertig werden. «Danach bin ich ins Bett gegangen und habe geschlafen wie ein Stein», endete er.
    «Sie wollen mir damit sagen, dass Sie in der restlichen Nacht weder etwas gesehen noch etwas gehört haben.»
    «Nicht das Geringste, dabei habe ich sonst eher einen leichten Schlaf, aber normalerweise trinke ich auch nicht so viel wie gestern Abend.»
    Sie schaute an ihm vorbei, beinahe versonnen.
    Ihre Augen waren dunkelbraun, ihre Lippen voll, obwohl sie bestimmt nicht mehr ganz jung war, Ende dreißig vielleicht. Er hätte sie gern unter anderen Umständen kennen gelernt. Dieser Gedanke ernüchterte ihn sofort. Bettina hielt es kaum aus ohne ihn, und er hatte ihr noch nicht gesagt, was passiert war. Er wusste auch nicht, wie.
    Jetzt sah die Kommissarin ihn wieder an. «Ihre ‹heftige Diskussion› war aber nicht die einzige Auseinandersetzung gestern Abend, oder?»
    Er zuckte die Achseln, aber sie ließ nicht locker. «Sie haben sich gestritten.»
    «Genau wie sonst auch», sagte er. «Vielleicht ein bisschen übler, aber schließlich hatten auch alle zu viel intus.»
    «Wer hat denn mit wem gestritten?»
    «Das weiß ich beim besten Willen nicht mehr. Es ging ziemlich wild durcheinander.»
    Ihr Lächeln war zurückgenommen. «Das hört sich nicht gerade nach der großen Harmonie an.»
    «Nein», antwortete er. «Die gibt es schon lange nicht mehr, oder vielleicht hat es sie nie gegeben.» Er schnippte mit den Fingern. «Nur eine romantische Vorstellung.»
     
    Hedwig Wegner freute sich, dass es der Mann aus Kranenburg war, der zu ihr in die Küche kam, um sie zu befragen.
    «Wissen Sie, dass wir beide schon mal zusammen getanzt haben?»
    Ackermann machte große Augen. «Dat kann nich’ sein, da würd ich mich dran erinnern.»
    Sie gluckste. «Ist schon Jahre her, war auf dem Schützenfest in Nütterden, als mein Mann König war. Da sahen Sie aber noch ein bisschen anders aus.»
    «Och.» Der Polizist machte Dackelaugen. «War dat in meine Hippiezeit, lange Matte un’ Vollbart?»
    «Na, so lange ist das nun auch nicht her!»
    Ackermann lachte. «Meine Hippiezeit auch nich’, dat können Sie mir glauben – oder die Kollegen fragen.»
    Sie musterte ihn. «Schicke Hose …»
    «Sie meinen die Farbgebung, da wett ich drauf.» Er grinste sie an. «Ja, Gott, meine Frau is’ aus Holland, un’ wir haben uns mehr so auf ihren Stil eingestellt. Is’ doch viel geiler als ewig Jeans oder olle Manchesterbuxen.»
    Er schob die schwere Brille, die ihm auf die Nasenspitze gerutscht war, wieder hoch. «Wollen wir uns hinsetzen? Kann sein, dat ich mir wat aufschreiben muss.»
    Frau Wegner fügte sich und hockte sich auf die Stehhilfe neben dem großen Herd.
    «Nee, nee», sagte der Kripomann munter, «kommen Sie ma’ auf ’n Stuhl hier am Tisch, dann sind wir beide – wie heißt dat so schön? – quasi auf Augenhöhe.»
    Er holte ein paar zerknitterte Zettel aus der Hosentasche und legte sie auf den Tisch. «Hab ich dat richtig, dat Sie gestern die Spätschicht hier inne Küche hatten?»
    «Ja, das ist richtig.» Sie spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Er merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. «Wat is’ denn los?»
    «Ach», meinte sie leise. «Ich schäme mich bloß. Ich hab nämlich gestern Abend gelauscht.»
    «Dat is’ doch prima! Und wat sind Sie gewahr geworden?»
    Aber das ging ihr zu schnell. «Sie müssen verstehen, normalerweise mache ich so was nicht, aber die ‹13›, die kenn ich schon über zwanzig Jahre», versuchte sie zu erklären, «die hab ich quasi unter meine Fittiche genommen, die meisten von denen jedenfalls …»
    «Wat heißt dat denn jetz’?», fragte er neugierig.
    «Ja Gott, mit der Kleinen von Frieder hab ich es nicht so. Die sollen ja jetzt geheiratet haben, aber bloß in diesem Disneyland, das sich Weltmacht schimpft. Ich mochte die Bettina lieber. Das ist die Frau vom Kai und ’ne ganz Nette. Aber die soll ja krank geworden sein.»
    «Un’ die Frau vom Frieder is’ nich’ nett?»
    «Ein dummes Blag ist die, trägt die Nase ganz hoch. Hoffentlich fällt sie eines Tages drauf!»
    Erschrocken schlug sie die Hände vor den Mund. «Das war jetzt nicht so gut, ich meine, nach dem, was passiert ist.»
    Aber Ackermann schüttelte beschwichtigend den Kopf. «Wie lang war denn Ihre Spätschicht?»
    «Die geht eigentlich bis um neun, aber …», dann flüsterte

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