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Gnadenthal

Gnadenthal

Titel: Gnadenthal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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schwiegen.
    «Frau Langenberg war allem Anschein nach sehr erregt», machte Toppe weiter, aber er klang nicht sehr hoffnungsfroh. «Sie hat mehrfach den Namen ‹Klaus› erwähnt.»
    «Ach Gott!», rief Johanna bestürzt.
    «Klaus Schröder», erklärte Stollner schnell, «Sibylles Verlobter. Er ist 1981 bei einem Autounfall ums Leben gekommen.»
    Johanna war klar, dass der Kommissar wissen wollte, warum sie so heftig reagiert hatte.
    «Ich glaube, wir haben alle den Eindruck, dass Sibylle seinen Tod nie richtig verwunden hat.»
    «Gehörte Klaus Schröder auch zur ‹Wilden 13›?»
    «Ja», sagte Johanna, «wir waren mitten in den Proben, als der Unfall passierte, und wir mussten irgendwie weitermachen.» Sie hielt unvermittelt inne, und jeder im Raum wusste, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war.
    «Bettina Janicki ist für Klaus eingesprungen. Es war eine furchtbare Zeit. Wir sind herumgelaufen wie Zombies.»

Siebzehn
    Haferkamp erwachte mit einem Ruck, sein Herz raste.
    Schon nach acht! Er hatte vergessen, den Wecker zu stellen. Benommen rappelte er sich auf, suchte sein Waschzeug und frische Kleidung zusammen und trat in den Flur.
    Einige Zimmertüren standen offen, die Duschen nebenan und gegenüber liefen. Er ging den Gang hinunter an Walterfangs Zimmer vorbei, aus dem es nach Tigerkäfig stank. Auch die beiden Duschen am anderen Ende waren besetzt.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Dagmar lehnte an ihrem Türpfosten, ein feuchtes Handtuch über der Schulter. Er begegnete ihrem brennenden Blick und schluckte. Dass es sich in diesem Chaos dennoch so richtig angefühlt hatte, erschreckte ihn bis in die Knochen. Mit zügigen Schritten kehrte er in sein Zimmer zurück und schloss die Tür.
    Hartmut, Beate und Johanna waren gestern Abend, nachdem sie sich lange mit Toppe unterhalten hatten, wieder gefahren. «Die Polizei braucht uns nicht mehr», hatte Johanna gesagt, «wir bringen alles nur noch mehr durcheinander. Außerdem muss sich jemand um Patricia kümmern. Ich fahre zu ihr und sehe, ob sie Hilfe braucht. Schließlich muss sie eine Beerdigung organisieren. Und sie ist so jung …»
    Sie hatten alle betreten ausgesehen und kein Wort herausgebracht. Haferkamp hatte Johanna fest in die Arme genommen und zum ersten Mal seit sehr langer Zeit mit den Tränen gekämpft.
     
    Als er endlich in den Salon herunterkam, hatten die anderen ihr Frühstück schon beendet. Anscheinend hatte niemand gut geschlafen. Sie sahen müde aus und zerknautscht, selbst Kai war weiß wie die Wand. Er stand am Fenster und blickte hinaus in den trüben Morgen. «Taucher», sagte er, als Haferkamp sich neben ihn stellte.
    Am Teich liefen mehrere Polizisten und Leute vom Technischen Hilfswerk herum, zwei Männer in Trockentauchanzügen standen am Ufer.
    «Die werden die Tatwaffe suchen», sagte Haferkamp.
    «In dieser Brühe kann man nicht einmal die eigene Hand vor Augen erkennen. Komm mit, wir schauen uns das an.»
    Haferkamp zögerte, folgte ihm dann aber doch.
    «Wenn die Polizei uns um Hilfe bittet, gehen wir sogar bei Nullsicht runter», erklärte einer der beiden Taucher bereitwillig.
    «Ist das nicht zu gefährlich?», wollte Haferkamp wissen. «Ich meine, in diesem Tümpel natürlich nicht, aber wie ist das bei größeren Gewässern?»
    «Wir sind immer angeleint», antwortete der Mann, «und wir stehen die ganze Zeit in Funkkontakt mit dem Leinenführer.» Er zeigte auf einen schon etwas älteren Mann mit Schirmmütze, der gerade verkabelt wurde.
    «Und dann tasten Sie blind im Schlamm herum?», fragte Janicki ungläubig.
    Der Taucher lachte. «Im Prinzip schon, immer eine Hand an der Leine, und mit der anderen tasten wir den Grund ab, Planquadrat für Planquadrat.»
    «Zu zweit?»
    «Nein, nein, aber bei uns hält sich immer ein zweiter Mann bereit, für den Fall, dass der erste in Schwierigkeiten gerät.» Er wurde abgelenkt. «Ich glaube, da will jemand etwas von Ihnen.»
    Sibylle stand auf der Terrasse und wedelte mit beiden Armen. Sie eilten um den Teich herum über den holperigen Rasen.
    «Die Polizei ist wieder da», flüsterte sie aufgeregt.
    Die Haustür klappte, und man hörte Ackermann rufen: «Halt die doch ma’ ebkes los, dat ich den ganzen Krempel reinschleppen kann!»
    Auch Toppe und Steendijk waren schwer bepackt, Laptops, Bandgeräte, ein Drucker.
    Toppe sah wesentlich förmlicher aus als gestern – graues Jackett über schwarzem Rollkragenpullover –, und seine Miene verhieß nichts Gutes. «Ich

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