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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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besteht darin, Stacy und Eric zu helfen. Aber ich muss aufrichtig zu Ihnen sein: Ich bin kein Zauberer. Information ist mein Rüstzeug. Und genau das brauche ich«, sagte ich.
    »Um Himmels willen«, sagte er, »was wollen Sie von mir, ein Geständnis? Sühne?«
    »Sühne«, sagte ich. »Eric hat dieses Wort auch benutzt.«
    Sein Mund öffnete sich und schloss sich gleich darauf wieder. Die Röte verschwand aus seinem Gesicht. Er war blass geworden. »Eric hat einen guten Wortschatz.«
    »Es ist kein Thema, über das Sie mit ihm gesprochen haben?«
    »Warum zum Teufel sollte es das sein?«
    »Ich habe mich bloß gefragt, ob Eric einen Grund hat, Schuldgefühle zu entwickeln.«
    »Weswegen denn, zum Teufel?«
    »Das würde ich gern wissen«, sagte ich und fühlte mich eher wie ein Anwalt beim Kreuzverhör als wie ein Therapeut, der Schmerzen lindert. Er hatte Recht, das war unser Drehbuch, und ich spielte meine Rolle genauso wie er.
    »Nein«, sagte er, »Eric geht es prima. Eric ist ein großartiger Junge.« Er sackte in sich zusammen und rieb sich die Augen, während er fast in der Couch versank. Langsam fing er an, mir Leid zu tun. Dann dachte ich daran, wie er Quentin Goad Bargeld übergab, um einen Abschluss zu tätigen.
    »Also gibt es nichts Besonderes, was Eric beschäftigt?«
    »Seine Mutter hat sich selbst zerstört, sein Vater ist von der Gestapo abgeschleppt worden. Was könnte ihn da wohl beschäftigen?«
    Er starrte weiter auf den Fernsehbildschirm. »Was ist das Problem hier? Nehmen Sie es uns übel, dass wir es geschafft haben? Sind Sie in armen Verhältnissen aufgewachsen? Können Sie reiche Kinder nicht leiden? Sind Sie deshalb angefressen, weil Sie tagein, tagaus mit ihnen zu tun haben und sie Ihre Rechnungen bezahlen? Ist das der Grund, weshalb Sie uns nicht helfen wollen?«
    Ich seufzte unwillkürlich.
    Er sagte: »Okay, okay, tut mir Leid, das ging zu weit, es ist eine … harte Zeit für mich gewesen. Alles, worum ich Sie bitte, ist, dass Sie Eric und Stacy helfen. Wenn ich nicht so nah dran wäre, würde ich selbst damit fertig werden. Wenigstens kenne ich meine Grenzen, habe ich Recht? Von wie vielen Eltern können Sie das behaupten?«
    Von oben waren Schritte zu hören. Jemand ging auf und ab, ging ein paar Schritte, blieb wieder stehen. Eric und Stacy …
    Ich sagte: »Ohne Vorbehalt, Richard. Ich bin hier wegen Eric und Stacy. Wollen Sie mir nun ein paar Fragen zu Joanne beantworten?«
    »Welche?«
    »Grundsätzliche. In welchem Krankenhaus sind ihre Untersuchungen durchgeführt worden?«
    »Im St. Michael’s. Warum?«
    »Ich möchte mir vielleicht ihre Untersuchungsergebnisse ansehen.«
    »Noch mal dieselbe Frage.«
    »Ich versuche immer noch zu verstehen, was mit ihr nicht in Ordnung war.«
    »Ihre Untersuchungsergebnisse werden Ihnen da kein verdammtes Stück weiterhelfen«, sagte er. »Das ist der springende Punkt, die Ärzte wussten es nicht. Und was hat Joannes Krankheit mit der derzeitigen Situation zu tun?«
    »Sie könnte etwas mit Eric und Stacy zu tun haben«, sagte ich. »Wie gesagt, Information ist mein Rüstzeug. Geben Sie mir Ihre Erlaubnis, damit ich ihr Krankenblatt einsehen kann?«
    »Klar, natürlich, Safer kann sie Ihnen geben, ich habe eine Vollmacht für ihn unterschrieben, als ich indisponiert war. Wie wäre es, wenn Sie jetzt nach oben gehen und mit meinen Kindern reden würden?«
    »Bitte noch einen Moment«, sagte ich. »Nachdem Joanne gestorben war, haben Sie Mate angerufen, aber er hat Sie nie zurückgerufen.«
    »Habe ich Ihnen das erzählt?«
    »Nein, Judy hat es getan, als sie mich bat, mit Stacy zu reden.«
    »Judy.« Er wischte sich mit dem Handrücken die Stirn ab. »Nun ja, Judy hat Recht. Ich hab’s versucht. Nicht nur einmal, sondern mehrere Male. Der Mistkerl hat mir nicht den Gefallen getan, zurückzurufen.«
    »Er hat auch keine Pressekonferenz nach Joannes Tod gegeben.«
    Seine Augen verengten sich. »Und?«
    »Publicity schien ein Motiv für ihn zu sein -«
    »Damit haben Sie allerdings Recht«, sagte er. »Er war ein publicitygeiler Schleimbeutel. Aber bitten Sie mich nicht um eine Erklärung dafür, was er getan und nicht getan hat. Für mich war er ein Name in den Zeitungen.«
    Leicht auszuradieren?
    Ich sagte: »Da ist noch eine Diskrepanz: Als Joanne mit Mate Verbindung aufnahm, war er bereits von Motels auf Lieferwagen übergegangen. Aber Joanne ist in einem Motel gestorben. Gab es für sie irgendeinen Grund, auf einem Motel zu bestehen?

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