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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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geschlagen. Ich liebe meinen Mann, aber er gehört nicht gerade zu den subtilsten seines Geschlechts. Jedenfalls hat es gewirkt. Richard hat zugestimmt. Wenn Sie also Stacy annehmen könnten, würde ich nicht wie eine komplette Idiotin dastehen.«
    »Klar, Judy.«
    »Danke, Alex. Mit den Rechnungen gibt es bestimmt keine Probleme. In finanzieller Hinsicht geht es Richard großartig.«
    »Und in emotionaler Hinsicht?«
    »Um die Wahrheit zu sagen, scheint es ihm auch da gut zu gehen. Im anderen Fall würde er es auch nie zeigen. Allerdings hatte er Zeit, sich darauf einzustellen, weil Joanne mehr als ein Jahr lang krank war … Alex, ich habe noch nie eine derartige Veränderung zum Negativen erlebt. Sie hat ihren Beruf aufgegeben, hat sich völlig zurückgezogen und sich nicht mehr gepflegt. Allein die Gewichtszunahme war ungeheuer, wirklich enorm - ich rede von achtzig, neunzig Pfund. Sie ist ein … träger Fettkloß geworden, ist im Bett geblieben, hat gegessen und geschlafen und sich über die Schmerzen beklagt. Sie hat einen Ausschlag bekommen, sodass die Haut übersät war mit Flecken - es war einfach entsetzlich.«
    »Und man hat nie eine Diagnose gestellt?«
    »Nein, nie. Sie war bei mehreren Ärzten, einschließlich Bob. Er war nicht ihr Internist - Bob behandelt nicht gern Menschen, mit denen er gesellschaftlich verkehrt, aber Joanne hat er durchgecheckt, um Richard einen Gefallen zu tun. Als er nichts finden konnte, hat er sie zu einem Immunologen überwiesen, der seine Tests gemacht und sie zu einem anderen Arzt geschickt hat. Und so weiter und so weiter.«
    »Wessen Entscheidung war es, zu Mate zu gehen?«
    »Eindeutig die von Joanne - nicht Richards, Joanne hat ihm nichts davon gesagt, sondern ist einfach eines Nachts verschwunden und am nächsten Morgen draußen in Lancaster entdeckt worden. Vielleicht ist das der Grund, weshalb Richard Mate so sehr hasst. Weil er übergangen wurde. Er hat es erst durch den Anruf der Polizei erfahren. Später hat er versucht, mit Mate Kontakt aufzunehmen, aber Mate hat ihn nie zurückgerufen. Genug, ich schweife ab.«
    »Im Gegenteil«, sagte ich. »Alles, was Sie wissen, kann nützlich sein.«
    »Das ist alles, was ich weiß, Alex. Eine Frau hat sich selbst zerstört, und ihre Kinder müssen damit fertig werden. Kaum vorstellbar, was die arme Stacy durchmacht.«
    »Kommt sie Ihnen depressiv vor?«
    »Sie ist nicht der Typ, der seinen Gefühlen freien Lauf lässt, aber ich würde sagen, ja. Sie hat etwas zugenommen. Nicht so wie Joanne, vielleicht zehn Pfund. Aber sie ist nicht sehr groß. Ich weiß, wie sehr meine Töchter auf sich achten, in diesem Alter tun sie das alle. Außerdem scheint sie stiller zu sein, bedrückt.«
    »Sind sie und Becky Freundinnen?«
    »Sie waren sehr eng miteinander befreundet«, sagte sie. »Aber Becky hat keine Ahnung, was los ist. Sie wissen ja, wie Kinder sind. Wir mögen Stacy alle sehr, Alex. Bitte, helfen Sie ihr.«
     
    Am Morgen nach diesem Gespräch rief eine Sekretärin von RTD Properties an und bat mich, am Apparat zu bleiben, während sie mich mit Mr. Doss verband. Ich hörte einige Minuten Popmusik, als Richard sich schließlich meldete. Er hörte sich munter an, fast fröhlich, keineswegs wie ein Mann, dessen Frau sich drei Monate zuvor das Leben genommen hatte. Andererseits hatte er ja, laut Judy, Zeit genug gehabt, sich darauf vorzubereiten.
    Keine Spur des Vorbehalts, von dem Judy gesprochen hatte. Er klang begierig, als bereite er sich auf eine neue Herausforderung vor.
    Als Erstes begann er, die Regeln festzulegen.
    Schluss mit diesem »Mr. Doss«, Doktor. Nennen Sie mich Richard.
    Die Dienstleistungen werden monatlich über mein Büro abgerechnet, hier ist die Nummer.
    Stacy kann es sich nicht erlauben, Unterricht zu versäumen; deshalb sind nur Termine am späten Nachmittag möglich.
    Ich erwarte eine Art Entwicklungsprognose von Ihnen, insbesondere welche Art der Behandlung erforderlich ist und wie lange sie fortgesetzt werden muss.
    Sobald Sie Ihre vorläufigen Erkenntnisse gesammelt haben, stellen Sie mir diese bitte in schriftlicher Form zur Verfügung; danach werden wir weitersehen.
    »Wie alt ist Stacy?«, fragte ich.
    »Im letzten Monat ist sie siebzehn geworden.«
    »In diesem Fall sollten Sie eines wissen. Nach dem Gesetz hat sie kein Recht auf Vertraulichkeit. Aber ich kann nicht mit einem Teenager arbeiten, wenn die Eltern sich nicht bereit erklären, die Vertraulichkeit zu respektieren.«
    »Was heißt,

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