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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dass ich aus dem Therapieprozess ausgeschlossen bin.«
    »Nicht unbedingt…«
    »Prima. Wann soll ich sie vorbeibringen?«
    »Noch etwas«, sagte ich. »Vorher muss ich mich mit Ihnen treffen.«
    »Warum?«
    »Bevor ich mit einem Patienten zu arbeiten anfange, lass ich mir von einem Elternteil die komplette Vorgeschichte erzählen.«
    »Das kann ich Ihnen nicht versprechen. Ich habe im Moment extrem viel zu tun und stehe kurz vor dem Abschluss einiger komplizierter Verhandlungen. Was würde das bringen, Doktor? Wir konzentrieren uns auf ein ziemlich spezifisches Thema: Stacys Trauer. Nicht ihre frühe Kindheit. Ich verstehe durchaus, dass ihre Entwicklung relevant sein könnte, wenn es um eine Lernschwäche ginge oder eine Form von Unreife, aber sämtliche Probleme, die sie in der Schule hat, müssen als Reaktion auf den Tod ihrer Mutter gesehen werden. Verstehen Sie mich nicht falsch, die Bedeutung der Familientherapie ist mir klar, aber die ist hier nicht gefragt.
    Ich habe einen Familientherapeuten konsultiert, als die Krankheit meiner Frau sich verschlimmert hat. Ein Quacksalber, den mir ein Arzt empfohlen hat, zu dem ich nicht mehr gehe; er meinte, jemand sollte sich um Stacy und Eric kümmern. Ich war zunächst dagegen, habe dann aber eingewilligt. Der Quacksalber wollte unbedingt die ganze Familie einbeziehen, einschließlich Joanne. Er war einer von diesen New-Age-Typen, kleiner Springbrunnen im Wartezimmer, herablassende Stimme. Ich hielt es für ausgemachten Blödsinn. Judy Manitow behauptet, Sie wären wirklich gut.«
    Seinem Tonfall nach war er der Ansicht, dass Judy es bestimmt gut meinte, auch wenn sie alles andere als unfehlbar war.
    »Welche Form die Behandlung auch annimmt, Mr. Doss -«, sagte ich. »Richard.«
    »Ich muss mich vorher mit Ihnen treffen.«
    »Können wir das nicht telefonisch machen? Tun wir das nicht gerade? Sehen Sie, falls es ums Geld geht, schicken Sie mir einfach eine Rechnung über telefonische Beratung. Meine Anwälte tun das weiß Gott auch.«
    »Darum geht es nicht«, sagte ich. »Ich muss Sie persönlich sehen.«
    »Warum?«
    »So arbeite ich nun mal, Richard.«
    »Nun ja«, sagte er. »Das klingt ziemlich dogmatisch. Der Quacksalber bestand auf Familientherapie, und Sie bestehen auf einem persönlichen Treffen.«
    »Ich habe festgestellt, dass das die beste Methode ist.«
    »Und wenn ich nicht einverstanden bin?«
    »Dann werde ich Ihre Tochter leider nicht behandeln können.«
    Er lachte tonlos und abgehackt, sodass ich an ein Gerät denken musste, das mechanisch Geräusche erzeugt. »Sie müssen ja viel zu tun haben, wenn Sie es sich leisten können, derart unbekümmert zu sein, Doktor. Herzlichen Glückwunsch.«
    Mehrere Sekunden lang herrschte Stille, und ich fragte mich, ob ich mich geirrt hatte. Der Mann hatte einiges durchgemacht, warum kam ich ihm nicht ein Stück entgegen? Aber etwas in seiner Art war mir gegen den Strich gegangen - die simple Wahrheit lautete: Er hatte Druck ausgeübt, und ich hatte dagegen gehalten. Delaware, du Amateur. Ich hätte es besser wissen müssen.
    Ich war kurz davor, einen Rückzieher zu machen, als er einlenkte. »In Ordnung, ich bewundere Männer mit Rückgrat. Ich komme zu Ihnen. Aber nicht diese Woche, ich habe außerhalb zu tun … Lassen Sie mich einen Blick in meinen Kalender werfen … einen Moment.«
    Klick. Wieder warten. Mehr Popmusik, blubbernder Synthesizer-Sirup im Walzertakt. »In dieser Woche kann ich nur am Dienstag um sechs, Doktor.«
    »Gut.«
    »Nicht so viel zu tun, was? Geben Sie mir Ihre Adresse.«
    Ich nannte sie ihm.
    »Das ist eine Wohngegend«, sagte er.
    »Ich arbeite zu Hause.«
    »Sehr ökonomisch, Kosten niedrig halten. Okay, bis Dienstag. In der Zwischenzeit können Sie ja mit Stacy am Montag beginnen. Sie steht nach der Schule jederzeit zu Ihrer Verfügung -«
    »Die Behandlung beginnt nach unserem Gespräch, Richard.«
    »Was für ein zäher Hurensohn Sie doch sind, Doktor. Sie hätten in meine Branche gehen sollen. Der Verdienst ist um Klassen besser, und Sie könnten trotzdem von zu Hause aus arbeiten.«

5
    Ein Alibi.
    Richards Anruf hatte zur Folge, dass ich nicht mehr im Haus bleiben wollte. Ich goss Robin eine Tasse Kaffee ein und trug sie mit meiner eigenen zur Hintertür hinaus in den Garten. Ich ging an dem Beet mit den mehrjährigen Pflanzen vorbei, das Robin im vergangenen Winter angelegt hatte, überquerte die Brücke zu dem Teich und dem Wasserfall. Ich stellte die beiden Tassen auf einer

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