Gnadentod
drehte sich ein Stück zur Seite und legte das Kissen auf die Kommode. »Sie haben gesagt, es hätte an den Drogen gelegen - meine Freunde in der Kirche haben gesagt, das müsse es gewesen sein. Aber ich habe nie gesehen, dass er welche genommen hat.«
»Er hat sich verändert«, sagte ich.
Sie krümmte sich zusammen und legte eine Hand über die Augen. Vorsichtig nahm ich sie beim Ellbogen. Ihre Haut fühlte sich weich, fast gallertartig an. Ich führte sie zu einem Sessel und gab ihr ein Papiertaschentuch, das sie nahm, zerdrückte und schließlich benutzte, um sich das Gesicht abzuwischen.
»Donny hat sich vollkommen verändert«, sagte sie. »Er hat aufgehört, sich zu pflegen, hat sich die Haare und einen Bart wachsen lassen. Und er ist schmutzig geworden, wie einer von diesen Obdachlosen. Nur dass er ein Dach über dem Kopf hätte, wenn er je dorthin zurückkommen würde.«
»Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?«
»Vor zwei Jahren.«
Sie sprang auf, ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Eine Weile lief das Wasser, dann kam sie heraus und verkündete, sie sei müde. »Wo kann ich hier in der Gegend etwas zum Abendessen bekommen?«
»Mögen Sie Chinesisch, Ma’am?«
»Klar, alles.«
Er rief ein Restaurant an, das Essen auslieferte, und bat sie, in zwei Stunden etwas vorbeizubringen. Als wir gingen, studierte sie das Programmheft des Kabelfernsehens.
Draußen im Wagen lehnte sich Milo in seinem Sitz zurück und runzelte die Stirn. »Was für eine glückliche Familie. Und Junior ist ein Obdachloser mit psychischen Problemen, vielleicht drogenabhängig. Jemand, der einen Grund hätte, Mate zu töten - der vielleicht immer noch Mate sein möchte. Möglicherweise hatte ich Unrecht, den Penner so schnell auszuschließen.«
»Wenn Donny als Kind intelligent war, hat er vielleicht sogar nach einer Art mentalem Zusammenbruch noch genug Grips gehabt, um einen Plan auszuarbeiten. Mate hat ihn auf die denkbar schlimmste Weise sitzen lassen und zurückgewiesen. Das ist genau die Art fundamentaler Wut, die zu Gewalt führt. Dass Mate berühmt wurde, hätte die Sache auch nicht besser gemacht. Vielleicht ist Donnys Wut immer größer geworden, sodass er beschloss, zurückzukommen und das Familiengeschäft zu übernehmen … Ödipus erleidet Schiffbruch. Vielleicht hat Mate schließlich eingewilligt, sich mit ihm zu treffen, und hat ihn zum Mulholland Drive bestellt, weil er Donny nicht in seiner Wohnung haben wollte. Er war vielleicht sogar um seine Sicherheit besorgt und hat deshalb den Lieferwagen rückwärts eingeparkt. Aber er hat keinen Rückzieher gemacht - weil er ein schlechtes Gewissen hatte oder weil er die Gefahr liebte.«
Milo sagte nichts dazu, sondern zog sein Telefon hervor, schloss sich an den NCIC an und fragte mögliche Vorstrafen von Eldon S. Mate ab. Nichts. Aber als er Eldon Salcido eingab, produzierte der Computer drei Treffer. Alle Vorstrafen waren in Kalifornien registriert worden, und die Personalien passten.
Trunkenheit am Steuer vor sechs Jahren, Diebstahl zwei Jahre später, Körperverletzung vor achtzehn Monaten. Er hatte eine Gefängnisstrafe in Marin County abgesessen und war vor sechs Monaten entlassen worden.
»Anderthalb Jahre im Gefängnis, und er meldet sich nicht bei seiner Mutter«, sagte ich. »Er war gesellschaftlich isoliert.
Und erst war es Trunkenheit, dann Körperverletzung. Er ist aggressiver geworden.«
»Die sittlichen Maßstäbe der Familie«, sagte er. »Wäre interessant zu sehen, was die trauernde Witwe tut, wenn sie herausfindet, dass Mate mehr als dreihundert Riesen auf der Bank hinterlassen hat. Ich frage mich, ob Alice oder irgendjemand sonst einen Anspruch darauf erheben wird - das ist der wahre Grund, warum die alte Willy hergekommen ist. Es reduziert sich immer auf Wut und Geld - okay, ich werde mir Donny ansehen, aber in der Zwischenzeit versuchen wir, diesen gottverdammten Anwalt aufzuspüren.«
11
Roy Haiseiden wohnte, luxuriöser als sein wichtigster Mandant, in einem pfirsichfarbenen Bungalow auf der Camden Avenue, westlich von Westwood, südlich vom Wilshire. Gemähter Rasen, jedoch keine Sträucher, leere Zufahrt. Ein Schild der Gesellschaft, die die Alarmanlage installiert hatte, steckte im Gras. Milo klingelte, klopfte an der Tür, die mit einem stabilen Quikset verriegelt war, schob den Briefschlitz auf und schaute hinein.
»Nur ein paar Wurfsendungen«, sagte er. »Keine Post. Also ist er noch nicht lange weg.«
Er
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