Gnadentod
klingelte und klopfte erneut, bevor er versuchte, durch die weißen Vorhänge zu spähen, die an den Vorderfenstern angebracht waren, und murmelte, dass es einfach aussah wie ein gottverdammtes Haus. Ein Gang ums Haus offenbarte noch mehr Rasen und einen kleinen ovalen Swimmingpool, der in einen Ziegelboden eingelassen war; das Wasser begann bereits grün zu werden, und der Boden war algenbefleckt.
»Wenn er jemanden hatte, der sich um seinen Swimmingpool kümmert«, sagte ich, »dann scheint er den Auftrag vor einiger Zeit storniert zu haben. Vielleicht ist er eine Weile verreist und hat die Zustellung der Post unterbrechen lassen.«
»Korn und Demetri haben das überprüft. Und der Gärtner war hier.«
Die Doppelgarage war verschlossen. Milo gelang es, die Tür ein paar Zentimeter anzuheben, sodass er einen Blick hineinwerfen konnte. »Kein Wagen, nur ein altes Fahrrad, Schläuche, der übliche Schrott.«
Er inspizierte jede Seite des Hauses. Die meisten Fenster waren versperrt und verriegelt, und die Hintertür war mit demselben Riegel gesichert wie der Vordereingang. Das Küchenfenster hatte keine Vorhänge, war aber schmal und hoch, und er stemmte mich hoch, damit ich einen Blick hineinwerfen konnte.
»Da ist Geschirr im Spülbecken, aber es sieht sauber aus … kein Essen … und da ist noch ein Aufkleber der Alarmanlage oben am Fenster, aber ich sehe keine elektrischen Kabel.«
»Wahrscheinlich hat er gar keine einbauen lassen«, sagte er. »Einer dieser cleveren Jungs, die glauben, es kommt nur auf den äußeren Anschein an.«
»Übersteigertes Selbstbewusstsein«, sagte ich. »Genau wie bei Mate.«
Er ließ mich wieder herab. »Okay, sehen wir nach, was die Nachbarn anzubieten haben.«
Beide benachbarten Häuser standen leer. Milo kritzelte eine Bitte um Rückruf auf die Rückseite zweier seiner Visitenkarten und schob sie in die Briefkästen. Im nächsten Haus kam ein junger Schwarzer an die Tür. Er war glatt rasiert und barfuß, hatte ein rundes Gesicht und trug ein graues Sporthemd mit dem Unilogo und rote Baumwollshorts. Er hatte ein Buch unter dem Arm und einen gelben Textmarker zwischen die Zähne geklemmt. Er nahm den Stift aus dem Mund und drehte das Buch um, sodass ich den Titel lesen konnte: Organisationsstruktur. Ein Text für Fortgeschrittene. In dem Zimmer hinter ihm war außer zwei hellblauen Sitzsäcken wenig mehr zu sehen. Limonadendosen, Kartoffelchipsbeutel und eine riesige Pizzaschachtel voller Fettflecken lagen auf dem dünnen khakifarbenen Teppich.
Er grüßte Milo freundlich, verzog jedoch beim Anblick der Dienstmarke das Gesicht.
»Ja?« Der unausgesprochene Unterton: Was ist nun schon wieder? Ich fragte mich, wie oft man ihn mit dem Wagen in Westwood schon angehalten hatte.
Milo trat zurück und nahm eine entspannte Haltung ein. »Ich würde gern wissen, Sir, ob Sie Ihren Nachbarn Mr. Haiseiden in letzter Zeit gesehen haben.«
»Wen - ach den. Nein, seit ein paar Tagen nicht mehr.«
»Wissen Sie, seit wie vielen Tagen, Mr. …«
»Chambers«, sagte der junge Mann. »Curtis Chambers. Ich glaube, ich habe ihn vor fünf, sechs Tagen wegfahren sehen. Ob er seitdem wieder hier war, kann ich nicht sagen, weil ich mich in meine Bücher vergraben habe. Warum?«
»Erinnern Sie sich, zu welcher Tageszeit Sie ihn das letzte Mal gesehen haben, Mr. Chambers?«
»Frühmorgens. Vor neun. Ich war fürjieun Uhr mit einem Professor verabredet. Ich glaube, es war am Dienstag. Was ist denn los?«
Milo lächelte und hob einen Finger, als wollte er um Nachsicht bitten. »Was für einen Wagen fuhr Mr. Haiseiden?«
»Eine Art Lieferwagen. Silberfarben, mit einem blauen Streifen an der Seite.«
»Ist das sein einziges Fahrzeug?«
»Das Einzige, in dem ich ihn je gesehen habe.«
»Wohnt jemand mit ihm zusammen in dem Haus?«
»Nicht dass ich wüsste«, sagte Curtis Chambers. »Würden Sie mir bitte verraten, worum es geht?«
»Wir versuchen Mr. Haiseiden im Zusammenhang mit einem Fall zu erreichen -«
»Der Mord an Dr. Death?«
»Haben Sie ihn mit Dr. Mate gesehen?«
»Nein, aber jeder wusste, dass er Dr. Deaths Anwalt war. Die Nachbarn reden darüber. Er ist ein Armleuchter, Haiseiden meine ich. Letztes Jahr haben wir eine Party gefeiert - wir wohnen hier zu viert, alles graduierte Studenten. Keine wilde Sache, wir sind alle Streber, nur diese eine Party im Jahr zu Semesterende. Wir wollten rücksichtsvoll sein und haben sogar den Nachbarn Bescheid gesagt. Eine Frau - Mrs. Kaplan
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