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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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von nebenan - hat uns eine Flasche Wein geschickt. Niemand hat Schwierigkeiten gemacht, nur Haiseiden. Er hat uns die Cops auf den Hals gehetzt. Es war zwanzig nach elf, und glauben Sie mir, es war wirklich keine wilde Sache, nur ein bisschen Musik, vielleicht etwas zu laut. Was für ein verklemmter Heuchler. Nach all dem Chaos, was er hier veranstaltet hat.«
    »Was für ein Chaos?«
    »Journalisten, Medienrummel, der ganze Mist.«
    »War das erst vor kurzem?«
    »Nein, vor ein paar Jahren«, sagte Chambers. »Ich war nicht dabei, damals habe ich noch nicht hier gewohnt, aber einer meiner Mitbewohner - er sagte, die ganze Straße sei ein einziger Zirkus gewesen. Das war zu der Zeit, als Mate immer noch festgenommen wurde. Er und Haiseiden haben die Pressekonferenzen direkt hier abgehalten. Kamerateams tauchten auf, mit Lampen, Sendeeinrichtung, dem ganzen Drum und Dran. Sie haben die Zufahrten blockiert und ihre Zigaretten und ihren Müll auf den Rasen geworfen. Einige der Nachbarn haben sich schließlich bei Haiseiden beschwert, aber er hat sie gar nicht beachtet. Und nach alledem geht er hin und hetzt uns die Cops ins Haus. Dieser Idiot, lief immer mit diesem verärgerten Gesicht durch die Gegend. Warum suchen Sie ihn denn? Hat er seinen Kumpel umgebracht?«
    »Wie kommen Sie darauf, Mr. Chambers?«
    Chambers grinste. »Weil ich den Kerl nicht leiden kann …
    und die Tatsache, dass er abgehauen ist. Man sollte doch annehmen, dass er in der Nähe bleibt und noch für etwas Publicity sorgt. Denn das war es doch, worum es eigentlich ging, nicht wahr? Das ist das einzige Problem, das ich mit Mates Aktionen habe.«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Milo.
    »Die Geschmacklosigkeit, aus anderer Leute Schmerz ein Spektakel zu machen. Wenn man einen kranken Menschen von seinen Leiden erlösen will, gut und schön. Aber sollte das nicht als Privatsache behandelt werden? Nach dem, was mir mein Mitbewohner über Haiseidens Benehmen erzählt hat, hat er seine Auftritte vor den Kameras echt genossen. Also würde man doch annehmen, dass er so etwas jetzt auch gern hätte. Ich schätze allerdings, er hat nicht mehr viel zu erzählen, jetzt wo Mate nicht mehr da ist.«
    »Das denke ich auch«, sagte Milo. »Gibt es sonst noch etwas, das Sie mir über ihn sagen können?«
    »Nein - hören Sie, wenn Sie mir Ihre Nummer hier lassen und ich ihn sehe, rufe ich Sie an. Die Cops zu unserer Party zu schicken, was für ein Armleuchter.«
     
    Auf der Rückfahrt zum Revier sagte Milo: »Zuerst Mrs. Mate und jetzt er. Jedem scheint klar zu sein, was Sache ist, nur mir nicht.«
    »Ein Anwalt, der einen Lieferwagen fährt.«
    »Ja, ja, bevorzugtes Transportmittel des Psychomörders. Wäre das nicht der Knüller? Ein Serienkiller vertritt den anderen vor Gericht. Und gewinnt auch noch.«
    »Das ist auch das Einzige, was er gewonnen hat«, sagte ich. »Er konnte von seinen Einkünften als Anwalt nicht leben, deshalb hat er Waschsalons aufgemacht. Alice Zoghbie hat gesagt, das hätte an Mate gelegen, aber vielleicht ist es auch schon vorher nicht richtig gelaufen, und Mate war seine Rettung. Er hängt sich an diese ganze Reisegeschichte an, an Mates Rockschöße und genießt den Ruhm. Dann kommt es zum Zerwürfnis zwischen ihnen. Oder, wie du gesagt hast, Haiseiden will auf einmal mehr haben.«
    »Und hoch steigt er auf der Leiter der Verdächtigen. Zeit, bei seiner Kanzlei vorbeizuschauen.«
    »Wo ist sie?«
    »An der Miracle Mile, im alten Teil, östlich der Museum Row. Er hat ein kleines Büro über einem persischen Restaurant. Er und noch ein paar andere zweitklassige Firmen. Ein Laden mit einer ziemlich schimmeligen Atmosphäre, wie aus einem alten Film.«
    »Keine Sekretärin?«
    »Ich bin zweimal da gewesen, und Korn und Demetri auch. Die Tür ist immer verschlossen, und niemand ist da. Es wird wohl Zeit, den Vermieter aufzustöbern. Es hat keinen Sinn, deine Zeit zu verschwenden. Geh nach Hause zu Robin und Fido.«
    Ich widersprach nicht. Ich war müde. Und Stacy Doss kam morgen zu mir; ich musste mir ihre Akte noch vorher ansehen.
    »Auf wen willst du dich also konzentrieren?«, fragte ich. »Haiseiden oder Donny Mate?«
    »Muss ich zwischen Tor Eins und Tor Zwei entscheiden, Monty? Kann ich Nummer Drei nehmen? Besser noch, ich werde mich auf beide konzentrieren. Wenn dieser durchgeknallte Donny auf der Straße lebt, kann es eine Weile dauern, bis wir ihn finden. Ich will rauskriegen, ob er auf Bewährung entlassen wurde oder nicht.

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