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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ebenfalls zu kommen. Deshalb dachte ich, ich melde mich persönlich bei Ihnen, um zu sehen, ob Sie irgendwelche Informationen haben, die Sie uns mitteilen möchten. Psychologische Schlüsse. Ich bin übrigens selbst ausgebildeter Psychologe.«
    »Ich verstehe«, sagte ich, obwohl es nicht der Wahrheit entsprach. »Das wenige, das ich weiß, habe ich Detective Sturgis bereits erzählt.«
    »Ja«, sagte Fusco. »Das hat er in etwa auch gesagt.«
    Einen Augenblick lang herrschte Stille.
    »Nun ja, trotzdem vielen Dank. Das ist eine harte Nuss, nicht wahr?«, fuhr er fort.
    »Sieht so aus.«
    »Ich schätze, wir stecken alle bis über beide Ohren in Arbeit. Vielen Dank für Ihren Rückruf.«
    »Keine Ursache«, sagte ich.
    »Wissen Sie, Doktor, wir haben einige Erfahrung auf diesem Gebiet. Das FBI, meine ich.«
    »Auf welchem Gebiet genau?«
    »Von Psychopathen verübte Tötungsdelikte. Morde mit psychosexuellen Untertönen. Unsere Datenbanken sind ziemlich eindrucksvoll.«
    »Toll«, sagte ich. »Ich hoffe, Sie stoßen auf irgendwas.«
    »Das hoffe ich auch. Bis bald.«
    Er legte auf.
    Ich saß da und fühlte mich wie eine ahnungslose Figur in einem Film mit versteckter Kamera.
    Irgendwas an ihm war … Ich rief die Auskunft an und fragte nach der Nummer des FBI. Ich erhielt dieselben Anfangsziffern, die Fusco angegeben hatte, also war seine Nummer vielleicht eine Durchwahl. Eine weibliche Tonbandstimme sagte, zu dieser späten Stunde sei niemand mehr im Hause.
    Ich versuchte es noch einmal bei Milo, jedoch ohne Erfolg.
    Das Gespräch mit Fusco beunruhigte mich. Es war irgendwie zu kurz, zu sinnlos gewesen. Als hätte er mich überprüfen wollen.
    Ich war mir meiner Paranoia durchaus bewusst, als ich aufstand, sämtliche Türen und Fenster überprüfte und die Alarmanlage einschaltete. Als ich ins Schlafzimmer kam, lag Robin mit einem Buch im Bett, und ich schlüpfte neben sie. Sie trug eins meiner T-Shirts, sonst nichts, und ich streichelte ihre Hüfte.
    »Du bist fleißig gewesen«, sagte sie.
    »Die Arbeitsmoral des Mittleren Westens.« Ich fuhr mit der Hand unter dem T-Shirt nach oben und fühlte die Gänsehaut zwischen ihren Schulterblättern.
    Sie gähnte. »Müde?«
    »Ich weiß nicht.«
    Sie verwuschelte mein Haar. »Steht dir noch eine harte Nacht bevor?«
    »Ich hoffe nicht.«
    »Bist du sicher, dass du nicht versuchen willst zu schlafen?«
    »Gleich«, sagte ich. »Ehrenwort.«
    »Nun, ich muss jedenfalls jetzt die Augen zumachen.«
    Sie machte das Licht aus, wir küssten uns, und sie drehte sich zur Seite. Ich stand auf, schloss die Schlafzimmertür hinter mir, trottete in die Küche und bereitete mir einen grünen Tee zu. Spike lag auf seiner Decke auf der Veranda und legte ein ausgiebiges Schnarchsolo hin.
    Ich trank meinen Tee in kleinen Schlucken. Normalerweise schmeckt er mir, aber heute erinnerte er mich an Sushi-Lokale ohne das Essen, was etwa so ist wie ein Konzertsaal ohne Musik. Ich rief mir in Erinnerung, dass Grüntee die einzige Substanz auf Kräuterbasis war, die sich zur Befriedigung weißbekittelter Experten nachweislich als sehr gesund herausgestellt hat, weil sie voller Antioxidantien steckt. Und angesichts all dessen, was das Leben auf einen abfeuerte, sollte man sich nicht unnötiger Oxidation aussetzen.
    Als ich den Becher ausgetrunken hatte, versuchte ich es erneut bei Milo, dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge: zuerst auf dem Handy, dann zu Hause und schließlich im Revier. Der Aberglaube zahlte sich aus, denn er nahm den Hörer in seinem Büro ab.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte ich, wobei mir auffiel, dass ich mich wie ein verärgerter Vater anhörte.
    »Genau hier. Warum? Was ist los?«
    »Ich habe vor ein paar Minuten angerufen, aber man hat mir gesagt, du wärst weggegangen.«
    »Ich war oben beim Lieutenant. Nicht wegen Mate, sondern wegen irgendwelchem bürokratischen Blödsinn, anscheinend sind meine kleinen Baby-Detectives unglücklich. Ihre Berufung ins Morddezernat ist als Herausforderung nicht ausreichend für sie. Wie im Kindergarten.«
    »Habt ihr Haiseiden noch nicht gefunden?«
    »Streu noch Salz in meine Wunde«, sagte er. »Du bist mir ein schöner Therapeut. Das Büro ist geschlossen, der Vermieter ist irgendein Chinese, der kaum Englisch spricht, Haiseidens Miete ist erst in zwei Wochen fällig, was kümmert’s ihn also? Ich schätze, ich sollte noch mal zu seinem Haus zurückgehen und herauszufinden versuchen, wer sich um seinen Garten kümmert. Normalerweise

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