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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Donnerstag? Ich sage: Prima. Als ich wieder in der Tiefgarage bin, bitte ich den Parkwächter, mir Doss’ Wagen zu zeigen. Ein schwarzer BMW 850i, Chromfelgen, getönte Fenster, Spoiler-Sonderanfertigung. Die verdammte Kiste glänzt mehr als alles, was ich je gesehen habe, als hätte er sie in Glas getaucht. Es gibt nur eine Ausfahrt aus der Garage, also warte ich weiter unten an der Straße. Aber Doss kommt nicht, also setzt er sich mit dem Problem wohl telefonisch auseinander. Doch eine Sache geht mir nicht aus dem Kopf: ein schwarzer BMW. So einen hat Paul Ulrich am Morgen von Mates Ermordung an der Straße geparkt gesehen.«
    »Davon gibt’s eine Menge an der Westside.«
    »Wohl wahr.« Er sprang auf, ging mit zwei Riesenschritten zum Kühlschrank zurück, schnappte sich einen frischen Karton Orangensaft, zog den Verschluss auf und begann zu schlucken. »Aber weil ich immer noch neugierig bin, rufe ich Stanford an, lasse mich mit Erics Wohnheim verbinden und spreche mit seinem Zimmergenossen, einem Jungen namens Chad Soo. Ich kitzle aus ihm raus, dass Eric ein paar Tage lang richtig deprimiert ausgesehen hat und anschließend ein paar Tage nicht wieder in seinem Zimmer aufgetaucht ist.«
    »Wann?«
    »Gestern, aber Chad hat erst heute Morgen angerufen. Er wollte Eric nicht in Schwierigkeiten bringen, aber Eric ist zu einer wichtigen Klausur nicht erschienen, und das sieht ihm gar nicht ähnlich, deshalb dachte Chad nach dem zweiten Tag, er sollte es vielleicht jemandem sagen. Er hat bei Eric zu Hause angerufen und mit Stacy gesprochen.«
    »Das hat er dir alles erzählt?«
    »Er hat irrtümlicherweise gedacht, ich sei von der Polizei in Palo Alto. Aus welchem Grund sollte der Junge denn genau jetzt deprimiert sein, Alex? Neun Monate nach dem Tod seiner Mutter, aber erst eine Woche, nachdem Mate getötet worden ist?«
    »Mates Tod könnte Erinnerungen wachgerufen haben«, sagte ich.
    »Ja, nun gut… daher wusste ich jedenfalls, dass dein Vormittag ruhig verlaufen würde. Dann hat Stacy also gar nicht angerufen?«
    »Das wird sie bestimmt tun, wenn die Lage sich beruhigt hat.«
    Er nahm noch ein paar Schluck von dem Saft. »Was den BMW angeht - Ulrich hat angegeben, er hätte ein kleineres Modell gesehen, so wie seiner«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt.«
    Ich stand auf. »Ich werde versuchen Stacy zu erreichen. Von meinem Büro aus.«
    »Soll das heißen, du wirfst mich hinaus?«
    »Das soll heißen, fühl dich in der Küche wie zu Hause.«
    »Prima«, sagte er. »Ich warte.«
    »Warum?«
    »Irgendwas an dieser Familie stört mich.«
    »Was?«
    »Sie sind zu geheimnistuerisch, zu ausweichend. Doss hat keinen Grund, Spielchen mit mir zu spielen, es sei denn, er hat was zu verbergen.«
    Ich machte mich auf den Weg ins Büro. »Vergiss nicht, die Tür hinter dir richtig zuzumachen«, rief er mir nach.
     
    Richards Sekretärin benutzte den vollen Terminkalender ihres Chefs als Waffe: Die Chance, ihn heute noch an den Apparat zu bekommen, war weniger wahrscheinlich als der plötzliche Ausbruch des Weltfriedens.
    »Ich rufe wegen Stacy an«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, wo sie sein könnte?«
    »Gibt es irgendein Problem, Sir?«
    »Sie ist nicht zu ihrer Sitzung um elf Uhr erschienen«, sagte ich.
    »Ach?«, sagte sie, obwohl sie nicht im Mindesten überrascht klang. »Nun, ich bin sicher, es gibt eine Erklärung dafür. Ich nehme an, Sie werden uns trotzdem eine Rechnung schicken, Doktor?«
    »Das ist nicht der Grund meines Anrufs. Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist.«
    »Oh … ich verstehe. Nun, wie ich schon sagte, Mr. D. ist jetzt nicht hier. Aber ich habe Stacy erst vorhin gesehen, und es geht ihr gut. Sie hat nichts von dem Termin mit Ihnen gesagt.«
    »Richard hat ihn vereinbart. Vielleicht hat er vergessen, ihr Bescheid zu sagen. Bitte sorgen Sie dafür, dass er mich anruft.«
    »Ich werde Ihre Nachricht weitergeben, Sir, aber er ist geschäftlich unterwegs.«
    »Die üblichen Geschäfte?«, fragte ich.
    Stille. »Wir werden Ihre Rechnung umgehend begleichen, Dr. Delaware. Bis dann.«
    Auf dem Rückweg in die Küche ertappte ich mich bei dem Wunsch, irgendetwas - egal was - hätte Milo weggezaubert, sodass ich mein gelassenes Gesicht nicht würde aufsetzen müssen. Aber er saß immer noch am Tisch, trank den Saft aus und sah einfach zu verdammt selbstgefällig aus für jemanden, der hinter einem Mörder her ist und keinerlei Anhaltspunkt hat.
    »Doppelzüngiges Gerede bis zum Abwinken?«,

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