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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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würde ich Korn und Demetri hinschicken, aber ich muss vorsichtig sein, so viel haben sie mit ihrem Gemecker schon erreicht.«
    »Du bist in der Defensive? Ich dachte, das LAPD wäre eine paramilitärische Truppe.«
    »Heutzutage ist es eher so etwas wie eine Tagesstätte. Wusstest du schon, dass du inzwischen zur Polizeiakademie zugelassen wirst, auch wenn du schon mal wegen einer Drogensache verhaftet worden bist, solange sie nicht allzu schlimm war. Koksnasen als Cops. Sehr beruhigend, nicht? Was gibt’s denn?«
    Ich erzählte ihm von Fuscos Anruf.
    »Yeah, die Stimme der Regierung. Er hat einen Doktor phil.; ich dachte mir schon, dass er dich vielleicht anruft.«
    »Ich wollte nicht mit ihm reden, ohne es vorher mit dir zu klären. Nicht, dass ich ihm irgendwas zu sagen hätte.«
    »Oh«, sagte er. »Ja, natürlich. Ich habe vergessen, dir zu sagen, dass es in Ordnung geht, tut mir Leid. Er kommt ursprünglich aus Virginia, eine große Nummer in deren Abteilung für Verhaltensforschung. Es sieht so aus, als hätte mein Anruf bei VICAP irgendetwas ausgelöst.«
    »Was hat er zu bieten?«
    »Einen Kriegsrat. Ich nehme an, in Wirklichkeit will er rauskriegen, was ich weiß - der hat ja keine Ahnung, was das für eine Zeitverschwendung ist. Wenn der Fall hoffnungslos ist, zieht er sich zurück. Wenn ich auf einer heißen Spur bin, springt er an Bord und versucht, sich einen Teil des Verdiensts auf die Fahne zu schreiben … Er hat ein bezauberndes Fax geschickt: Falls ich irgendetwas für Sie tun kann, bläh bläh bläh … Lern. Assistant Deputy Director, Verhaltensforschung.
    »Er sagte, du würdest dich demnächst mit ihm treffen.«
    »Ja, er wollte mich morgen sehen, aber ich habe ihn hingehalten und gesagt, ich würde mich bei ihm melden. Ich werde ihn weiter hinhalten, es sei denn die Bosse befehlen mir, meine Zeit zu verschwenden. Oder denkst du, ich sollte allen Anregungen offen gegenüber stehen?«
    »Nicht so offen, dass dein Gehirn rausfällt.«
    »Das ist schon passiert … Falls wir uns tatsächlich treffen, dann auf seine Kosten. Zweipfünder-Steaks im Dining Car oder The Palm - ich werde vorher hungern. Ich arbeite drei Monate im Jahr, allein um meine Steuern zu bezahlen. Soll das FBI die Rechnung für mein Cholesterin bezahlen. Sonst noch was?«
    »Hast du immer noch vor, Mr. Doss morgen zu treffen?«
    »Um elf Uhr in seinem Büro. Warum?«
    »So was«, sagte ich. »Um elf bin ich mit Stacy verabredet.«
    »Gibt es etwas, das du mir über Daddy erzählen möchtest?«
    »Nein.«
    »Okay, dann also frohes Therapieren, ich mache mich auf den Weg nach Hause. Wenn ich am Steuer einschlafe, kannst du meinen Federkasten haben.«
    »Pass auf dich auf«, sagte ich.
    »Na klar, wie immer. Träum süß, Professor.«
    »Du auch.«
    »Ich träume nicht, Alex. Das ist gegen die Polizeivorschriften.«

14
    Es war Dienstag, elf Uhr. Sonne und Wärme und klare Sicht, ein ungewöhnlich schöner Morgen für diese Jahreszeit. Ich wartete seit einer halben Stunde in meinem Büro, aber von Stacy war nichts zu sehen.
    Ich erledigte etwas Schreibarbeit und rief in der Pali Prep an. Die Sekretärin wusste, wer ich war, da ich bereits andere Schüler behandelt hatte. Ja, Stacy sei vom Unterricht befreit worden. Vor zwei Stunden. Ich versuchte es bei ihr zu Hause, doch niemand ging ans Telefon. Bei meinem Telefondienst war ebenfalls keine Absage eingegangen. Ich hätte am liebsten in Richards Büro angerufen, aber bei Teenagern musste man vorsichtig sein - ein Vertrauensbruch, zumal wenn man es mit einem Vater wie Richard zu tun hatte, konnte unangenehme Folgen haben.
    Außerdem war Milo bei Richard, was die Sache noch komplizierter machte.
    Nach weiteren zehn Minuten war die Zeit für die Sitzung abgelaufen. Ganz normal, dass ein Patient einfach nicht auftauchte, das passierte praktisch jeden Tag. Bei Stacy war es allerdings bisher noch nie vorgekommen. Aber ich hatte Stacy ein halbes Jahr nicht gesehen, und sechs Monate waren eine lange Zeit in ihrem Alter. Vielleicht war es die Idee ihres Vaters gewesen, dass sie zu mir kam, und sie hatte sich endlich gegen ihn aufgelehnt.
    Vielleicht hatte aber auch Mates Tod etwas damit zu tun, hatte Erinnerungen aufgewühlt, die ihr bewusst machten, was einer Frau zustoßen konnte, die nicht mehr sein wollte.
    Schließlich legte ich ihr Patientenblatt in die Akte zurück. Ich ging davon aus, dass Vater oder Tochter anrufen würden, noch bevor der Tag zu Ende ging.
    Aber es war Milo, der

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