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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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es stellte sich heraus, dass es nur die Grippe war.«
    »Also ist das einzige Indiz, das Sie gegen Burke haben, die Tatsache, dass er sich aus dem Staub gemacht hat.«
    »Das ist alles, was Rochester hat. Und ich habe das«, sagte er und deutete auf den Ordner, der noch immer geschlossen auf dem Tisch lag. »Da ist außerdem noch Roger Sharveneau, der staatlich geprüfte Atemtherapeut. Die Polizei von Buffalo hat seine Burke-Geschichte nie überprüft, aber Sharveneau hat drei Monate am Unitas Hospital gearbeitet, zur gleichen Zeit, als Burke dort war. Sharveneau erwähnt Burke, und eine Woche später ist er tot.«
    »Warum hat Buffalo die Burke-Spur nicht überprüft?«, fragte Milo.
    »Sharveneau machte einen höchst verstörten und nicht sehr glaubwürdigen Eindruck. Meiner Schätzung nach eine schwere Borderline-Persönlichkeit, vielleicht sogar ein Vollbild-Schizophrener. Er hat die Polizei in Buffalo einen Monat lang an der Nase herumgeführt - er hat gestanden, widerrufen, dann angedeutet, dass er vielleicht ein paar von den Patienten getötet hat, aber nicht alle, schließlich hat er Pressekonferenzen einberufen, den Anwalt gewechselt und hat sich immer dämlicher aufgeführt. Während seiner Inhaftierung ist er in den Hungerstreik getreten, hat sich geweigert zu sprechen und mit den vom Gericht bestellten Psychiatern zu kooperieren. Als er ihnen schließlich die Burke-Geschichte servierte, hatten sie die Nase voll von ihm. Aber ich glaube, dass er Michael Burke kannte. Und dass Burke irgendeinen Einfluss auf ihn ausübte.«
    »Warum sollte Burke sich selbst in Gefahr bringen, indem er jemanden ins Vertrauen zieht, der so labil ist wie Sharveneau?«, fragte ich.
    »Ich sage nicht, dass er Sharveneau ins Vertrauen gezogen oder ihm direkte Befehle erteilt hat, sondern nur, dass er irgendeinen Einfluss auf ihn ausgeübt hat. Das könnte auf einer durchaus subtilen Ebene abgelaufen sein - hier eine Bemerkung, dort ein Hinweis. Sharveneau war labil, passiv, äußerst leicht zu beeinflussen. Michael Burke ist das perfekte Gegenstück: dominant, manipulativ, auf seine Weise charismatisch. Ich glaube, Burke wusste, welche Knöpfe er drücken musste.«
    Milo sagte: »Dominant, manipulativ, und er kommt mit entsetzlichen Taten ungestraft davon. Und was kommt jetzt, kandidiert er für ein öffentliches Amt?«
    »Sie wollen mit Sicherheit nicht das Profil der Leute sehen, die das Land regieren.«
    »Das FBI wandelt also in der Beziehung immer noch auf Hoovers Spuren, ja?«
    Fusco lächelte.
    Milo sagte: »Selbst wenn Ihr Junge wirklich das personifizierte Böse ist, worin besteht die Verbindung zu Mate?«
    »Erzählen Sie mir was über Mates Verletzungen.«
    Milo lachte. »Wie wär’s, wenn Sie mir sagen, wie sie Ihrer Ansicht nach aussehen könnten.«
    Fusco verlagerte sein Gewicht auf seinem Sitz und legte seinen linken Arm auf die Rückenlehne der Sitzbank. »Das ist nur recht und billig. Ich nehme an, dass der Täter dafür gesorgt hat, dass Mate benommen oder völlig bewusstlos war, vermutlich durch einen kräftigen Schlag auf den Kopf, der von hinten geführt wurde. Oder durch einen Würgegriff. In den Zeitungen stand, er sei in diesem Lieferwagen gefunden worden. Wenn das wahr ist, stimmt es nicht damit überein, dass Burke seine Opfer üblicherweise an Bäumen festbindet, der Wald hingegen passt zu Burkes anderen Morden. Dieser hier ist weniger abgelegen als Burkes frühere Tatorte, aber das passt zu seinem Selbstvertrauen, das inzwischen größer geworden ist. Und Mate war eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Ich vermute, Burke hat Mate unter Vortäuschung falscher Tatsachen dazu verleitet, ein Treffen zu arrangieren, möglicherweise indem er vorgab, an Mates Arbeit interessiert zu sein. Danach zu urteilen, was ich von Mate mitbekommen habe, wäre ein deutlicher Appell an sein Ego durchaus Erfolg versprechend.« Er brach ab.
    Milo sagte kein Wort. Seine Hand berührte die Schnur an dem Aktenordner und löste langsam den Knoten.
    Fusco sagte: »Unabhängig davon, wie das Treffen zustande gekommen ist, hat sich Burke meiner Ansicht nach mit dem Schauplatz vorher vertraut gemacht, das Verkehrsaufkommen beobachtet und ein Fluchtfahrzeug an einem Punkt abgestellt, der zu Fuß erreichbar war. Was in seinem Fall eine Entfernung von einigen Meilen sein könnte. Vermutlich östlich vom Tatort, weil der Osten mehrere Fluchtrouten bietet. Da Burke in L. A. lebt, braucht er einen Wagen, deshalb bin ich sicher,

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