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Gnadentod

Gnadentod

Titel: Gnadentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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an.
    »Vielleicht wegen der Anspannung«, sagte ich. »Der Druck, in einem harten Job zu arbeiten, obwohl seine Qualifikation nicht die beste war. Von Leuten begutachtet zu werden, die klüger waren als er. Oder irgendein emotionales Trauma. Hat er jemals eine nach außen hin normale Beziehung zu einer Frau gehabt?«
    »Keine Freundin über einen längeren Zeitraum, obwohl er nicht einmal schlecht aussieht.« Fuscos Hände ballten sich zu Fäusten. »Das bringt mich auf ein anderes Verhaltensmuster. Soweit ich sehe, eines aus jüngerer Zeit. Er freundete sich mit einer Patientin in Seattle an, einer früheren Cheerleaderin mit Knochenkrebs. Burke machte als Assistenzarzt seine Runde durch die einzelnen Stationen und verbrachte schließlich viel Zeit mit ihr.«
    »Ich dachte, Sie wären nicht an die Krankenhausunterlagen rangekommen«, sagte Milo.
    »Das bin ich auch nicht. Aber ich fand einige Krankenschwestern, die sich an Michael erinnern konnten. Nichts Dramatisches, sie fanden nur, dass er zu viel Zeit mit der Cheerleaderin verbringt. Das hörte auf, als die junge Frau starb. Zwei Wochen später wurde das erste der vier aufgeschnittenen Opfer entdeckt, deren Fälle niemals gelöst wurden. Im Jahr darauf freundete sich Burke in Rochester mit einer anderen kranken Frau an, einer ehemaligen Schönheitskönigin von Anfang fünfzig mit einem Gehirntumor. Sie wurde in kritischem Zustand in die Unfallstation eingeliefert, Burke belebte sie wieder, besuchte sie vier Monate lang auf der Station und nach ihrer Entlassung später auch zu Hause. Er war bei ihr, als sie starb. Er war derjenige, der sie für tot erklärte.«
    »Woran war sie gestorben?«, fragte Milo.
    »Respiratorische Insuffizienz«, sagte Fusco. »Das steht nicht im Widerspruch zu ihrem Krankheitsverlauf.«
    »Gab es danach eine größere Anzahl verstümmelter Frauen?«
    »Nicht in Rochester selbst, aber innerhalb der zwei Jahre, die Burke am Unitas Hospital verbrachte, verschwanden fünf junge Frauen in einem Umkreis von dreihundert Kilometern. Drei von ihnen nach dem Tod von Burkes Freundin. Ich stimme Dr. Delaware zu, was die Bedeutung von Verlust und Anspannung betrifft.«
    »Dreihundert Kilometer«, sagte Milo.
    Fusco sagte: »Wie ich schon betont habe, verfügte Burke über die erforderlichen Fortbewegungsmittel. Und er führte weitgehend ein zurückgezogenes Leben. In Rochester wohnte er in einem gemieteten Haus in einer ruhigen, fast ländlichen Lage. Seine Nachbarn sagten, er wäre nicht gesellig gewesen und oft mehrere Tage am Stück verschwunden. Manchmal hat er Skier oder Campingsachen mitgenommen - sowohl der VW-Bus als auch der Lexus haben einen Dachgepäckträger. Er ist gut in Form und war gern an der frischen Luft.«
    »Bei diesen fünf Fällen handelt es sich nur um vermisste Frauen, es gab also keine Leichen?«
    »Bis jetzt nicht«, sagte Fusco. »Detective, Sie wissen, dass dreihundert Kilometer keine Distanz sind, wenn Sie einen vernünftigen fahrbaren Untersatz haben. Burke hielt seine Fahrzeuge tadellos in Schuss, blitzblank, ebenso wie sein Haus. Es roch dort nach Desinfektionsmitteln, und sein Bett war derart straff bezogen, dass eine Radkappe davon abgesprungen wäre.«
    »Wie hat man es geschafft, ihm diese Vergiftung nachzuweisen?«
    »Indizien. Burke hat weiterhin Mist gebaut, und Rabinowitz suspendierte ihn schließlich vom Dienst. Rabinowitz sagte, als er den Ausdruck in Burkes Augen gesehen hätte, sei es ihm kalt den Rücken hinuntergelaufen. Eine Woche später wurde Rabinowitz krank. Es stellte sich heraus, dass es Blausäure war. Burke war der Letzte, der in der Nähe von Rabinowitz’ Kaffeetasse gesehen worden war - abgesehen von Rabinowitz’ Sekretärin, die einen Lügendetektortest gemacht hat. Als die Polizei in Rochester Burke vernehmen und ihn ebenfalls dem Test unterziehen wollte, war er verschwunden. Später fand man Nadeln und eine Penicillin-Ampulle in einem Spind im Aufenthaltsraum der Ärzte und Spuren von Blausäure in der Ampulle. Rabinowitz kann von Glück sprechen, dass er nur einen kleinen Schluck genommen hat. Trotzdem hat er einen Monat im Krankenhaus gelegen.«
    »Burke hat Blausäure in seinem Spind gelassen?«
    »Im Spind eines anderen Arztes. Ein Kollege, mit dem Burke sich gestritten hatte. Glücklicherweise hatte er ein Alibi, er lag mit Darmgrippe im Bett und konnte das Haus nicht verlassen, wofür es jede Menge Zeugen gab. Man hatte zunächst den Verdacht, er wäre auch vergiftet worden, aber

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