Gnosis
gepackt.
«Laszlo, was ist los?»
Er sog die kühle, frische Luft in die Lungen und fühlte sich gleich besser. Hier draußen wurde ihm eisig kalt, als der Schweiß auf seiner Haut abkühlte. Er fing an zu zittern. Darian wischte mit ihrem Ärmel über seine Stirn und nahm ihn in die Arme. Bibbernd klammerte er sich an sie und versuchte zu atmen. Nach einem Augenblick schob er sie von sich.
«Ich weiß nicht, was passiert ist. Es ging mir gut, bis ich eingestiegen bin.» Er warf einen Blick auf das Flugzeug, und sein Magen krampfte sich zusammen.
«Ich weiß nicht, ob ich das kann», flüsterte er, als er sich wieder zu Darian umwandte.
«Ob du was kannst?»
«Quer durchs Land fliegen in … in dem Ding da.» Laszlo deutete auf das Flugzeug. «Ich habe es kaum fünf Sekunden ausgehalten. Fünf Stunden schaff ich nie im Leben.»
«Bist du sicher?», fragte Darian. «Willst du es nicht nochmal versuchen?»
Laszlo hätte gern seine irrationalen Ängste überwunden, aber allein bei der Vorstellung, in dem Flugzeug eingesperrt zu sein, blieb ihm die Luft weg. Darian spürte seine Panik und nahm ihn bei den Schultern.
«Laszlo, sieh mich an!», befahl sie. «Atme. Es ist gleich wieder gut. Denk nicht an das Flugzeug, konzentrier dich nur auf meine Stimme.»
Sofort schlug sein Herz wieder langsamer, und er beruhigte sich.
«Meine Güte», sagte Laszlo, als er wieder Luft bekam. «Ich weiß überhaupt nicht, was mit mir los ist.»
«Ist schon okay», sagte Darian. «So was kommt vor. Es muss dir nicht leidtun.»
Laszlo schloss die Augen und lehnte seine Stirn sanft an ihre. Für einen kurzen Moment, als er ihre Haut berührte, meinte er, einen Hauch von Orangenschalen wahrzunehmen, doch schon war der Geruch der Lüge wieder verflogen.
«Ist alles in Ordnung?»
Laszlo wandte sich zu der fremden Stimme um. Es war der Pilot, der hinter den Kindern auf der Treppe stand.
«Wir müssen innerhalb der nächsten zehn Minuten starten. Es kommt Sturm auf, und ich möchte auf Reisehöhe sein, bevor er uns erreicht.»
Laszlos Blick ging zwischen dem Piloten und Darian hin und her, weil er nicht wusste, was er tun sollte.
«Geben Sie uns noch einen kleinen Moment», rief Darian, dann sah sie wieder Laszlo an. «Vielleicht solltest du wirklich lieber hierbleiben. Komm mit mir ins Labor!»
«Ich kann nicht», sagte Laszlo und schüttelte den Kopf. «Ich trage doch die Verantwortung für diese Kinder.»
«Wir tragen die Verantwortung», erwiderte Darian. «Und sie werden schon zurechtkommen. Roger, der Schuldirektor, wird sie am Flugplatz abholen. Er ist ein netter Mann – wirklich …» Als sie seinen Widerwillen spürte, flüsterte sie: «Außerdem bin ich mir sicher, dass Elijah gern ein paar Stündchen mit Winter allein wäre. Meinst du nicht?»
Laszlo musste unwillkürlich lächeln. «Da hast du wohl recht.»
Er warf noch einen Blick auf die Kinder. Wären sie nicht so begeistert gewesen, hätte Laszlo sie nicht gehen lassen. Doch ihre eifrigen Gesichter – besonders Elijahs – erleichterten ihm die Entscheidung. Er ging zum Jet hinüber. Da er nun nicht mehr an Bord musste, war auch von der Anspannung nichts zu spüren. Er räusperte sich.
«Miss Xu, Mr. Cohen. Ich muss Ihnen ein kleines Geständnis machen – anscheinend habe ich gerade mit einem schweren Fall von Klaustrophobie zu kämpfen. Meinen Sie, Sie können auch ohne mich fliegen?»
Winter zuckte gleichgültig mit den Schultern, und Elijah setzte sein breitestes Grinsen auf.
«Ich deute das jetzt mal als Ja.» Laszlo stieg auf die unterste Stufe der kleinen Treppe und reichte seinen beiden Schülern die Hand. «Ich bin wirklich stolz auf Sie beide. Guten Flug!»
«Danke», sagte Elijah. Ohne Übergang wandte sich der Junge an den Piloten. «Können wir während des Fluges einen Film sehen?»
Als Laszlo diese Frage hörte, musste er sich ein Lachen verkneifen. Minuten später stand er Arm in Arm mit Darian und sah, wie der Jet die Lichtung entlangdonnerte und sich dröhnend über die Bäume erhob. Darian seufzte erschöpft. Laszlo nahm den Geruch von Pfefferminz wahr. Diesmal war er sicher, dass er es sich nicht einbildete, auch wenn er erst Wochen später begriff, weshalb Darian in diesem Moment so erleichtert gewesen war.
Dann erst würde er verstehen, dass sie ihn verraten hatte.
Nach einer Stunde Flugzeit griff der Pilot zum Funkgerät.
«Sie schlafen beide.»
«Gut», sagte die Stimme am anderen Ende. «Wann ist Ihre geschätzte
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