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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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sich alle Mühe, seine Erleichterung zu verbergen, als er noch eine Zigarette nahm. Diesmal sparte er sich die Spielereien und zündete sie gleich an. Er inhalierte tief und fühlte sich zunehmend wie er selbst. Nikotin – er brauchte mehr davon. Viel mehr.
    Eilig sah sich Laszlo in der Bar um und fand, was er suchte. Als die Kellnerin an ihm vorbeikam, hatte er eine Idee.
    «Dieses Bier treibt aber mächtig», sagte Laszlo und deutete auf seine leere Flasche. «Ich geh mal kurz um die Ecke.»
    Branigan und Manderville nickten. Sie schenkten ihm kaum Beachtung. Warum sollten sie auch? Das Mädchen war als Babysitter nicht zu übertreffen. Eilig ging Laszlo Richtung Toilette. Vor der Tür blieb er stehen und wartete.
    Nach den längsten zwei Minuten seines Lebens kam die Kellnerin heraus. Sie rückte ihren Rock zurecht und bemerkte Laszlo kaum, bis er ihre Hand nahm. Er schämte sich, doch er wusste, dass es seine letzte Chance war. Laszlo tat etwas, das er noch nie getan hatte.
    Er drängte sich in die Gedanken eines anderen Menschen.

KAPITEL 38
     
     
    Noch nie hatte er so etwas erlebt. Eben hatte er ihr Erstaunen und ihre Angst gespürt, dann war er drinnen, tauchte in ihr emotionales Bewusstsein ab.
    Ohne weiter nachzudenken, überwältigte Laszlo sie mit süßer Leidenschaft und brennendem Verlangen. Er zwang die Emotionen in sie und ließ dabei ihre Hand nicht los. Vorsichtig hielt er so weit Abstand, dass er auch noch die Vorgänge in der physischen Welt wahrnahm.
    Er sah ihr in die Augen. Sie war offensichtlich verblüfft, protestierte aber nicht. Dann beugte sich Laszlo vor und küsste sie. Er schob ihr seine Zunge in den Mund und schürte ihr Verlangen.
    Sie kam ihm entgegen, erwiderte den Kuss und fuhr mit den Händen über seinen Rücken. Er streichelte sie überall und projizierte reine Freude. Schließlich machte er sich los. Die Kellnerin schlug ihre leuchtenden Augen auf. Sie atmete schwer, und winzige Schweißperlen standen ihr auf der Stirn.
    «Hi», sagte Laszlo und versteckte seine Schuldgefühle hinter einem hübschen Lächeln.
    «Hi», sagte die Kellnerin mit roten Wangen.
    «Ich frag nicht gern … aber würdest du mir einen Gefallen tun?»
    Die Kellnerin strahlte. «Jeden.»
    Laszlo kehrte an den Tisch zurück und steckte sich die nächste Zigarette an. Kurz darauf kam auch die Kellnerin aus dem Gang, der zu den Toiletten führte. Sie lächelte Laszlo kurz zu.
    «Mir scheint, Sie haben eine Verehrerin», sagte Manderville und nickte zu der Kellnerin hinüber.
    «Hm?», machte Laszlo und tat, als wäre sie ihm noch gar nicht aufgefallen. In den letzten neun Wochen hatte er sich kein einziges Mal an irgendeiner Frau interessiert gezeigt. Es wäre unklug, jetzt damit anzufangen.
    «Ach, nichts …», sagte Manderville und stieß Branigan mit dem Ellbogen an. «Trinken Sie ruhig noch einen.»
    Laszlo war nicht sicher, ob es reine Willenskraft oder das Adrenalin war – aber er blieb an diesem Abend nüchtern. Und je mehr er rauchte, desto klarer wurde ihm alles. Dabei achtete er darauf, dass er auch weiterhin einen leicht konfusen Eindruck machte, obwohl Manderville und Branigan ihm kaum mehr Aufmerksamkeit widmeten als einem Einjährigen im Kindersitz.
    Nein, Laszlo musste nur das Mädchen täuschen. Sie tat, als interessierte sie sich nicht für ihre Umgebung, doch Laszlo wusste, dass das nicht stimmte. Innerlich war sie aufgewühlt, und ihr Geist suchte fieberhaft die Umgebung ab.
    Der Sekundenzeiger schleppte sich voran, während Laszlo wartete, bis er endlich auf sein Zimmer gehen konnte. Zwei Stunden später waren die beiden Soldaten endlich so weit. Manderville schlenderte zum Tisch des Mädchens, während Branigan Laszlo hinausbegleitete.
    Als sie die Treppe hinaufstiegen, raste Laszlos Herz. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass Branigan einen Blick in sein Zimmer warf.
    «Geben Sie mir Ihren Schlüssel», sagte Branigan und rang ein Gähnen nieder.
    Laszlo langte in seine Taschen und suchte, obwohl er wusste, dass nichts drin war. «Hab ihn verloren», sagte er und konzentrierte sich, seine Lüge zu verbergen, falls das Mädchen ihn noch beobachtete.
    «Mist.» Branigan seufzte genervt. «Kommen Sie mit!»
    Gemeinsam gingen sie hinunter zur Rezeption, ließen sich einen Ersatzschlüssel geben und stiegen wieder die Treppe zum Zimmer hinauf. Laszlo hoffte, der Soldat würde ihm den Schlüssel einfach geben, aber Branigan steckte ihn ins Schloss. Weil er ihn um jeden Preis aufhalten

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