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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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weshalb sie es sagte.
    «Jill», sagte Samantha, stand von ihrem Sessel auf und kam um den Schreibtisch. «Du bist jetzt wichtiger als je zuvor!» Samantha legte ihre Hand – die geschützte Handschuhhand – auf Jills Schulter. «Du bist mir wichtig!»
    «Ehrlich?», fragte Jill, und das Flehen in ihrer Stimme war schmerzlich echt.
    «Ehrlich», sagte Samantha mit Nachdruck.
    Jill blickte zu ihr auf. Sie hätte ihr so gern geglaubt. Langsam stand Jill auf und starrte mit brennenden Augen die Frau an, die sie liebte. Jill beugte sich vor und umarmte sie. Es war lange her, seit sie zuletzt jemanden umarmt hatte.
    Samantha wich nicht zurück. Sie legte ihre durchtrainierten Arme um Jills Schultern und hielt sie fest. Jill beugte sich vor, lehnte ihre Stirn gegen die nackte Haut an Samanthas Hals. Jill wurde ganz seltsam zumute, auch weil sie sich bewusst machte, dass sie sich zum ersten Mal berührten. Einen Moment war Jill überwältigt, wie weich und zugleich kühl sich Samanthas Haut anfühlte, doch der Moment zerbarst, als Samanthas gläserner Schutzschild Sprünge bekam.
    Bis zu diesem Augenblick war Jill nicht einmal bewusst gewesen, dass es einen Schutzschild gegeben hatte. Doch jetzt wurde Jill klar, dass das stete selig-liebliche Gefühl, das sie immer wahrgenommen hatte, nichts als ein emotionaler Panzer war.
    Und dann sah Jill zum allerersten Mal Samantha Zinsers wahres Ich.
    Beinahe hätte sie laut aufgeschrien. Samanthas Farben waren kristallklar – helles, glitzerndes Grün, sattes, dunkles Braun, kräftiges Feuerrot. Dazwischen sah sie ein verschlungenes Band, engverwoben mit den anderen Farben – ein breiter Streifen von schimmerndem Onyx.
    Jill wusste, was Onyx bedeutete: Hinterlist. Ein engmaschiges Netz ausgeklügelter Lügen, das sich über alles legte. Am liebsten wäre Jill zurückgewichen, aber sie zwang sich, Samantha die entscheidende Frage zu stellen.
    «Samantha … liebst du mich?»
    «Aber Schätzchen …», sagte sie mit sanfter, tröstender Stimme. «Was ist das für eine Frage? Natürlich liebe ich dich.»
    Doch während Samantha sprach, konnte Jill ihre Angst und die Abscheu sehen, die sie eigentlich empfand. Jill hatte sich entschieden. Grob stieß sie Samantha von sich und trat einen Schritt zurück.
    «Geht es dir auch gut?», fragte Samantha mit sorgenvoller Stimme.
    «Jetzt ja», sagte Jill und wischte sich über die Augen.
    «Egal, was du brauchst …», sagte Samantha, «… ich bin immer für dich da. Vergiss das nie.»
    «Bestimmt nicht», sagte Jill und starrte die fremde Frau an. «Das vergesse ich bestimmt nicht.»
     
    Laszlo war schon aufgestanden, bevor sie klopfen konnte. Er hatte gespürt, wie sie den Flur entlanggekommen war, pulsierend wie ein zorniges Herz. Eilig drehte er den Knauf. Jill kam hereingestürmt und knallte die Tür zu. Da ihr Schutzschild Risse bekommen hatte, fühlte er ihre Wut und ihren Schmerz.
    «Sie hatten recht», fauchte Jill und lief in Laszlos großem Zimmer auf und ab. «Samantha hat die ganze Zeit gelogen.»
    «Es tut mir leid.»
    Jill blieb stehen und funkelte ihn an. «Nein, tut es nicht», bellte sie heiser, als hätte sie geweint. «Sie sind froh, dass sie mich benutzt hat!»
    «Nein», sagte Laszlo.
    «Es ist schon schlimm genug, dass Samantha mich belogen hat, also lügen Sie nicht auch noch!»
    «Jill …», sagte Laszlo und wählte seine Worte mit Bedacht. «Ich kann froh sein, dass du hier bist, ohne mich über den Grund dafür zu freuen. Samantha hat dich genauso benutzt wie mich. Wenn du es ihr heimzahlen willst, hilf mir, den Laden hier auffliegen zu lassen.»
    «Und was ist mit ihr?»
    «Was meinst du?»
    «Ich meine: Was machen wir mit ihr?»
    Laszlo überlegte. Er verstand, dass sie sich rächen wollte, aber da konnte er ihr nicht beistehen.
    «Ich weiß nicht, was du von mir hören willst.»
    «Natürlich wissen Sie das», höhnte das Mädchen, um Laszlo zu provozieren. «Ich will von Ihnen hören, dass wir uns an ihr rächen. Ich will von Ihnen hören, dass wir sie …» Jill wartete einen Augenblick, als müsste sie Mut sammeln, um die nächsten Worte auszusprechen. «… töten.»
    «Nein», sagte Laszlo und schüttelte den Kopf. «Sie umzubringen wäre nicht richtig.»
    «Und das, was sie uns angetan – war das richtig?»
    «Nein», sagte Laszlo leise.
    «Und wenn das, was sie getan hat, falsch war, wieso müssen wir dann richtig handeln?»
    «Wenn wir es nicht tun, sind wir ebenso im Unrecht wie sie.»
    «Wen stört

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