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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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daran, wie es sich angefühlt hatte, als Tom den Soldaten ihren Schutzschild genommen hatte und ihre Empfindungen urplötzlich zu spüren waren. Als Laszlo in ihr Bewusstsein eindrang, war es eine solche Anstrengung, so viele Menschen gleichzeitig zu lenken, dass er fast in Ohnmacht fiel. Glücklicherweise musste er ihnen nur in der ersten Minute einprägen, dass sie nicht an ihre neuen Ketten denken und auch nicht darüber sprechen sollten.
    Laszlo hätte gerne mehr Zeit gehabt, sich Verbündete zu schaffen. So konnte er einfach nur abwarten. Und obwohl er überhaupt nicht an Gott glaubte, betete er zum ersten Mal in seinem Leben.

KAPITEL 47
     
     
    Nervös ging Laszlo im Zimmer auf und ab, während Jill ruhig auf ihrem Stuhl saß und in der Bibel las. Sie war die Ruhe selbst. Er hoffte nur, dass sie keine Dummheiten machte.
    «Es ist so weit», sagte Laszlo. «Branigan und Manderville müssten gleich kommen. Wir treffen uns in einer halben Stunde im Hauptflur.»
    Jill musterte Laszlo einen Moment. Dann – zu seiner Überraschung – lächelte sie. «Viel Glück.»
    «Danke», sagte Laszlo. «Dir auch.»
    An ihrem Lächeln und an ihren guten Wünschen merkte er, dass Jill ihm etwas verheimlichte. Sein einziger Trost war, dass er selbst ein kleines Geheimnis hatte.
     
    Tom tippte den sechsziffrigen Code ein, und die Stahltür ging auf. Dahinter wartete Dietrich mit zwei bewaffneten Wachen.
    «Die beiden gehören zu mir», sagte Dietrich. «Bringen Sie uns zu der Gefangenen!»
    Als Laszlo die zitternde Stimme des Wissenschaftlers hörte, sah er sich Dietrich genauer an. Er hatte den Mann zwar einschüchtern wollen, aber erst jetzt sah Laszlo an den dunklen, ruhelosen Augen, wie sehr sich der Wissenschaftler quälte.
    Laszlo linderte die ekelhaft verbrannte Angst und ersetzte sie durch Selbstvertrauen. Dietrich drückte die gebeugten Schultern durch. Jetzt schlurfte er plötzlich nicht mehr wie ein Todgeweihter.
    Dankend nickte er, mit Tränen in den Augen. Er ging den dunkelgrauen Flur entlang, an ein paar leeren Zellen vorbei, bis sie zu einer dicken Stahltür kamen. Laszlo machte sich bereit, als Dietrich den Schlüssel ins Schloss steckte.
    Laszlo holte tief Luft, warf die Tür auf und blickte in die seelenvollen braunen Augen, in die er sich vier Monate zuvor verliebt hatte.
    «Darian!»
     
    Dumpf fiel die schwere Tür ins Schloss, und dann war alles still. Laszlo betrachtete die Frau, die er einmal geliebt hatte – und vielleicht noch liebte. Ihr krauses, schwarzes Haar war ein wilder, verfilzter Afro. Die dunkle Haut, die ihn einst an satte, dunkle Schokolade erinnert hatte, wirkte nun wie ausgewaschen.
    Sie trug Handschellen und Fußfesseln, die mit einer Stahlkette am Boden befestigt waren. Um ihren Hals lag eine Silberkette, die aussah wie die der Wachen, nur dicker, sodass sie nicht wie ein Schmuckstück aussah, sondern wie das, was sie eigentlich war – ein Halsband.
    Nur Darians Augen waren unverändert. Dort fand Laszlo die Antwort auf die Frage, die ihn quälte, seit er wieder zu sich gekommen war.
    «Es war doch nicht alles Lüge, oder?»
    «Für mich nicht», sagte Darian.
    Laszlo biss sich auf die Zunge. Dann stellte er die einzige Frage, die ihm einfiel: «Warum?»
    Darian seufzte. Sie senkte ihren Blick und ließ ihr Haar vor die Augen fallen. Ein paar Sekunden später hob sie den Kopf. Ihr Haar umrahmte ihr Gesicht wie eine schwarze Wolke.
    «Warum ich wollte, dass du dich in mich verliebst? Oder warum ich versucht habe, dich zu retten?»
    Laszlo starrte sie nur an. Er wusste, dass die Uhr lief, aber er brauchte Antworten.
    «Warum hast du versucht, mich zu retten?»
    «Weil ich dachte …» Sie schluckte und räusperte sich. «Ich war verliebt … deshalb. Es war mein Auftrag, dich zu rekrutieren, aber als ich dann Nägel mit Köpfen machen sollte … konnte ich einfach nicht.»
    «Aber du hast mich rekrutiert», sagte Laszlo ausdruckslos.
    «Ich war naiv», sagte Darian kopfschüttelnd. «Ich hätte nie gedacht, dass sie … ich wollte nicht, dass es so kommt. Ich schwöre bei Gott, Laszlo! Es tut mir leid.»
    «Warum hast du ihnen geholfen?»
    «Ich war selbstsüchtig. Ich wünschte, ich hätte eine bessere Antwort, aber die habe ich nicht.»
    Laszlo atmete aus. Es klang nicht heldenhaft, aber sie war ehrlich. Zumindest schien es so. Solange sie dieses Halsband trug, konnte er unmöglich sicher sein. Doch seine Instinkte sagten ihm, dass sie diesmal die Wahrheit sagte.
    «Was nun?»,

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