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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Charismas.»
    «Wollen Sie damit sagen, JFK war ein Empathiker? Und Reagan und Johannes Paul II.?»
    «Besaßen JFK und Reagan eine ausgeprägtere empathische Gabe als 95 Prozent der Weltbevölkerung? Wahrscheinlich. Ausgeprägter als Ihre oder die der Kinder? Auf keinen Fall. Das mit dem Papst ist eine andere Geschichte. Wussten Sie, dass er zehn Sprachen fließend spricht? Das deutet auf einen Geist hin, der in der Lage ist, Verbindung zu einer großen Vielfalt von Kulturen herzustellen. Also wenn das nicht Empathie ist.
    Elijah, Winter, Charlie, Jill. Alle haben ein ähnliches Potenzial.»
    Laszlo wandte sich ab und versuchte vergeblich, zu verarbeiten, was Dietrich ihm erzählte. Kinder zu indoktrinieren, damit sie die kommende Generation anführten … das schien unvorstellbar.
    «Wie haben Sie das Bildungsministerium dazu gebracht, das Begabtenexamen zur Pflicht zu machen?»
    «Ich glaube, dass die Männer an der Spitze dieser Organisation gute Verbindungen nach Washington haben. Man bräuchte kaum mehr als ein paar wohlplatzierte Spenden für Senatoren im Unterausschuss für Bildungsfragen. Für den richtigen Preis lässt sich alles kaufen. Was man zum Beispiel auch an Darian sieht.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Zinser hat ihr Geld dafür gegeben, Sie und die Kinder zu rekrutieren.»
    Laszlo stockte der Atem. Plötzlich krampfte sich sein Magen zusammen, als ihm eine grausame Erkenntnis kam.
    «Sie ist gar nicht tot, oder?», flüsterte er.
    «Nein.»
    In Laszlos Kopf drehte sich alles. Er konnte es nicht fassen. Sie war die große Liebe seines Lebens. Er hätte ihr alles gegeben.
    Natürlich. Genau das wollte sie ja.
    Und die ganze Zeit über hatte er nicht den leisesten Verdacht gehabt.
    Das stimmt nicht. Weißt du noch, wie erleichtert sie war, als du nicht in dieses Flugzeug gestiegen bist?
    Laszlo schüttelte den Kopf. Er wollte es nicht fassen. Aber er hatte keine Wahl. Sie hatte ihn die ganze Zeit belogen. Er hatte sein Herz an sie verloren, er hatte um sie getrauert, und dabei …
    Er dachte, er müsste sich übergeben.
    «Laszlo», sagte Tom und deutete auf seine Uhr. «Es wird Zeit.»
    Laszlo brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen. Dann nickte er. «Binden Sie ihn los.»
    Der Soldat bückte sich und fing an, die Fesseln des Arztes loszumachen.
    «Was haben Sie mit mir vor?», stammelte Dietrich.
    «Nichts. Es sei denn, Sie verraten mich. In dem Fall werden Sie sich wünschen, Sie wären nie geboren worden. Hab ich recht, Tom?»
    Tom lächelte bedrohlich. Einen Moment lang verband Laszlo das Empfinden der beiden Männer – Toms sadistische Freude an der Gewalt mit Dietrichs abgrundtiefer Angst. Als er sicher war, dass Tom einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte, trennte Laszlo die Verbindung.
    «Sie werden doch niemandem von unserem Treffen erzählen, oder, Doktor?»
    «Nein», sagte Dietrich, der den Blick nicht von dem kräftigen Soldaten abwendete. «Ich schwöre es.»
    «Und glauben Sie nicht, Tom wäre mein einziger Verbündeter. Wenn Sie auch nur ein Wort darüber verlieren, wird man Ihnen einen Besuch abstatten.»
    «Ich habe verstanden.»
    «Gut», sagte Laszlo. «Also, tun Sie genau, was ich Ihnen jetzt sage …»

KAPITEL 44
     
     
    Als Tom die Tür hinter sich schloss, entfuhr Laszlo ein tiefer Seufzer. Noch immer spürte er den Geist des Soldaten und auch den des Wissenschaftlers. Noch nie hatte er so lange auf zwei Menschen gleichzeitig eingewirkt. Und er würde sie im Griff behalten müssen, bis er seinen Plan in die Tat umsetzen konnte. Aber allein würde er das nicht schaffen.
    Und der einzige Mensch, der ihm dabei helfen konnte, war Jill.
    Wie konnte er sie überzeugen? Wenn er sich ihr anvertraute und sie ihn verriet, war das sein Todesurteil. Wenn er sie aber nicht um Hilfe bat und deshalb scheiterte, wären Elijah, Winter und Charlie für immer verloren.
    Laszlo lag die ganze Nacht wach, bis er schließlich eine Entscheidung traf.
    Leider war es die falsche.
     
    Der Fernseher warf tanzende Schatten ins dunkle Zimmer, die über ihre aufgeschlagene Bibel und den bronzenen Christus an der Wand huschten.
    Vorsichtig machte Laszlo einen Bogen um die Kleider, die verstreut am Boden lagen. Neben dem Bett hockte er sich hin und verbreitete sanfte Ruhe. Dann streckte er eine Hand aus und drückte sanft die Schulter des schlafenden Mädchens.
    «Jill», flüsterte er. «Jill, wach auf.»
    Laszlo konnte ihre Verwirrung, nasse Watte, riechen. Träge drehte Jill sich um und

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