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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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Klimaanlage im Internetcafe schwitzte Solothurn am ganzen Leib. Mit feuchter Hand wischte er sich die Stirn.
    08:38
    Sein Herz fing an zu galoppieren.
    04:04
    Er begann zu hecheln.
    02:17
    Sein Magen verkrampfte sich.
    00:42
    Sein Hodensack zog sich zusammen.
    00:19
    Er spannte alle Muskeln an.
    00:01
    Die Uhr wich dem vertrauten, runden Emblem – der Schlange, die sich in den Schwanz biss. Solothurn hielt die Luft an, er wagte nicht, auch nur mit der Wimper zu zucken. Wie ein Zauberer trat Valentinus vor das Emblem, und Solothurn seufzte vor Erleichterung, als legte er sich in ein warmes Bad.
    Der Schweiß an seiner Stirn trocknete. Herz und Atmung wurden langsamer. Der Knoten in seinem Magen löste sich. Seine Muskeln waren entspannt.
    Während der folgenden Stunde saß er da, wie hypnotisiert. Als Valentinus fertig gesprochen hatte, wurde der Bildschirm schwarz. Trauer überkam Solothurn, denn der Mann, den er mehr liebte als jeden anderen Menschen, fehlte ihm schon jetzt.
    Valentinus’ Worte waren so bewegend, so machtvoll gewesen. Er konnte gar nicht glauben, wie sehr dieser Mann alles verändert hatte. Bis er ihn im September zum ersten Mal getroffen hatte, war Solothurn wie im Schlaf durch sein Leben gewandelt. Nun aber war er wach, er sah sich selbst und die Welt, wie sie tatsächlich war.
    Seit er die Wahrheit kannte, lebte er, als wäre jeder Tag sein letzter. Als ihm nun der Gedanke an den Tod kam, lächelte Solothurn. Selbst als er noch geglaubt hatte, er würde eines Tages zu Jesus Christus ins Himmelreich auffahren, war ihm der Tod stets ein Schreckgespenst gewesen.
    Jetzt konnte er es kaum noch abwarten.
     
    Als das rote Lämpchen an der Kamera erlosch, wich das Lächeln augenblicklich aus Valentinus’ Gesicht. Er ließ den Kopf sinken und rieb seine Schläfen. Im Laufe der letzten Monate war es immer anstrengender geworden, so viele Menschen zu lenken, aber heute Abend war es schwieriger denn je. Es pochte in seinem Kopf, und die Adern an der Stirn traten hervor, weil sein Herz raste.
    «Ist alles in Ordnung?»
    «Ja», sagte Valentinus und versuchte sich zu sammeln. «Es geht mir gut.»
    Er blickte auf und lächelte die atemberaubende Blondine an. Sofort konnte er ihre Erleichterung spüren.
    «Also …», sagte er und fasste sie bei den Hüften. «Wie war ich?»
    «Unglaublich», hauchte Bethany mit feuchten Augen. «Deine Sessions sind immer inspirierend, aber heute Abend …» Sie seufzte schwer, was ihn an Sex denken ließ. «Heute Abend warst du überwältigend.»
    Valentinus stand auf und drückte sie an sich. Sie wich einen halben Schritt zurück, aber nur so weit, dass er ihre Hüften nicht loslassen musste. Sie senkte den Blick, etwas verlegen, und legte beide Hände an seine Brust. Sie strich über seinen flachen Bauch, umschlang seine Taille, zog ihn an sich und lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    Sanft drückte er sie abwärts, und Bethany ging in die Knie. Hastig, mit zitternden Händen öffnete sie seinen Gürtel und zog die Hose herunter. Sie nahm seinen Schwanz in ihren warmen, feuchten Mund, und er bebte am ganzen Leib. Währenddessen versuchte er in ihr Bewusstsein einzudringen.
    Er hielt ihren Kopf, während er ihre Zunge spürte. Sosehr er genoss, was sie tat – vor allem erregte ihn ihre Liebe, die er spüren konnte. Obwohl Liebe vielleicht nicht der richtige Ausdruck war. Nein. Anbetung war der passendere Begriff.
    Oder Vergötterung.
    Denn anstelle ihrer heißgeliebten «Priester» vergötterten sie nun ihn. Morgen Abend würde er diese alten Männer endlich als das entlarven, was sie wirklich waren.
    Gebrechlich.
    Schwach.
    Und sterblich.
     
    Am nächsten Morgen dachte Solothurn noch immer an Valentinus, als man ihn von seinem Posten rief.
    «Hellebardier, würden Sie wohl einem alten Mann durchs Zimmer helfen?»
    «Selbstverständlich, Eure Heiligkeit.»
    Von Altishofen reichte dem alten Mann den Arm. Es war unbeschreiblich, den Menschen zu berühren, der dem Schöpfergott so nah war. Unter der langen, weißen Robe spürte Solothurn die schlaffe Haut und die welken Muskeln alter Leute – wie bei seiner Mutter. Unwillkürlich empfand er eine gewisse Enttäuschung, dass dieses Wesen neben ihm auch nur ein Mensch war.
    Ein unvollkommener Mensch. Genau wie der unvollkommene Gott, der ihn erschaffen hat.
    Von Altishofen führte ihn zu einem gelben Sofa am großen, verzierten Fenster. Wenn er den goldenen Fensterrahmen betrachtete, hätte Solothurn fast meinen können, er

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