Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
Vom Netzwerk:
Achseln. «Aber wie um alles in der Welt könnte man sie alle gleichzeitig lahmlegen?»
    «Ganz einfach», sagte Stevie und grinste breit. «Mit einem Virus.»

KAPITEL 18
31. DEZEMBER 2007 – 23:20 UHR (40 MINUTEN BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Winter sah zu Elijah hinüber. Sie wünschte, sie wüsste, was in seinem Kopf vor sich ging. Doch von dem Moment an, als sie das Hotel verlassen hatten, zog er sich zurück und hielt sich die Silberkette schützend gegen den Hals.
    Er hatte ihr erzählt, wie er im Kino fast den Verstand verloren hatte. Und das war nur passiert, weil ein paar hundert Zuschauer um ihn herum gleichzeitig lachten. Sie konnte sich gut vorstellen, wie es sich anfühlen musste, wenn eine Million Menschen in Panik schrien. Instinktiv wollte sie Elijahs Hand nehmen, doch er schreckte zurück.
    «Entschuldige», sagte er und wedelte mit der Hand, als hätte er sich verbrannt. «Es ist nur … im Moment muss ich für mich sein.»
    «Das verstehe ich gut», sagte Winter.
    Elijah lächelte matt und senkte den Blick. Sie wandte sich ab, um ihm so etwas wie Privatsphäre zu ermöglichen, und starrte aus der Windschutzscheibe, als sie die 42nd Street kreuzten, bald bei dem Platz angekommen, den Elijah so sehr fürchtete.
    Times Square – Silvesterabend.
     
    Valentinus blickte auf, als er sie hörte. Ein junger, weiblicher Detective trat ein, im Schlepptau vier Beamte in voller Montur.
    «Stehen Sie auf und geben Sie mir Ihre Hände!»
    Valentinus erhob sich langsam und musterte sie eingehend, um das Weibliche an ihr unter der Herrenhose und der Uniformjacke auszumachen. Er starrte ihr in die Augen und schob die Hände zwischen den Gitterstäben hindurch, damit sie ihm Handschellen anlegen konnte.
    «Drehen Sie sich um und treten Sie von der Tür zurück.»
    Valentinus trat einen Schritt zurück. Ein metallisches Klacken war zu hören, als das Stahlschloss geöffnet wurde und die Tür aufging. Sekunden später packten zwei grobe Hände ihn am Bizeps und zerrten ihn mit sich. Als man Valentinus durch das Revier eskortierte, entfuhr ihm ein Seufzer der Erleichterung.
    Hätten sie ihn in der Zelle gelassen, wäre eine Flucht ausgeschlossen gewesen. Solange er jedoch nicht allein war, würde sich ihm schon eine Chance bieten. Leider waren es zu viele Polizisten, als dass er sie alle kontrollieren konnte. Außerdem wären sie – nach Detective Schmitt zu urteilen – nicht so einfach zu beeinflussen wie seine Jünger.
    Als sie in die Tiefgarage kamen, lächelte Valentinus. Seine Augen wurden groß. Doch nicht der Anblick des Busses erfreute ihn, sondern die pulsierende Angst und der Hass, der diesen Bus wie dicker grünlich schwarzer Dunst umgab.
    «Sind Sie bereit für eine Fahrt zur Hölle?», fragte der Detective.
    «Ich bin auf dem Weg in den Himmel», antwortete Valentinus.
    «Wenn Sie Riker’s Island für den Himmel halten, haben Sie keinen blassen Schimmer, was Sie erwartet.»
    «Sie auch nicht.»
     
    Valentinus setzte sich in der vordersten Bank auf den letzten freien Platz im Bus. Ein stämmiger Vollzugsbeamter wies ihn an, seine Fußfesseln in einem Stahlring am Boden zu befestigen. Dann beugte sich der Mann zu Valentinus herab. Auf seinem Namensschild stand QUARRY.
    «Glauben Sie bloß nicht, nur weil Sie berühmt sind, kriegen Sie hier ‘ne Sonderbehandlung.»
    Quarry schäumte vor Hass und Sadismus.
    «Ich hab dich im Blick, Freundchen.» Grob versetzte er Valentinus einen Schlag gegen den Kopf, dann trat er durch die Drahttür, welche die Gefangenen von den anderen beiden Wachen trennte. «Fahren wir los, Ralph.»
    Der Fahrer nickte, und grollend sprang der Motor an. Als sie aus der Tiefgarage auf die belebte Straße kamen, fingen die Männer an zu johlen und zu pfeifen. Obwohl sie sich so draufgängerisch gaben, konnte Valentinus ihre Qualen spüren, ihre Reue, ihre Angst. Mehr als alles andere waren sie voller Sehnsucht. Valentinus konnte ihr Verlangen beinahe schmecken, während sie die Welt an sich vorüberziehen sahen und sich fragten, ob sie jemals wieder daran teilhaben würden.
    Valentinus überlegte, ob er den Wärtern befehlen sollte, ihn freizulassen, aber er konnte sie unmöglich alle dazu bringen, etwas zu tun, was ihrer Ausbildung derart widersprach. Wenn er freikommen wollte, musste er ihnen einen guten Grund bieten. Valentinus wandte sich den beiden Männern zu, die hinter ihm saßen.
    Der Junge war nicht älter als neunzehn. Er hätte ein hübscher Bengel sein

Weitere Kostenlose Bücher