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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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großen Zimmers und setzte sich benommen auf das ungemachte Bett.
    «Ich bin überfallen worden.»
    «Mein Gott! Bist du verletzt?»
    Ihre Mutter zog Winter auf die Beine und tätschelte ihr Rücken und Arme, als wollte sie sichergehen, dass ihre Tochter sich nichts gebrochen hatte. Als Carol mit der Inspektion bei Winters Hals angekommen war, zuckte sie zusammen.
    «Wo ist deine Kette?»
    «Er hat sie gestohlen.»
    «Wer?»
    Der blinde Mann, wollte Winter sagen. Der Blinde, der mich schon seit heute Nachmittag beobachtet. Und dann flüsterte ein anderer Teil von ihr, der so tief vergraben war, dass sie ihn kaum hören konnte: Laszlo Kuehl.
    Doch was sie sagte, war nur: «Ich weiß es nicht.»
    «Lüg mich nicht an.»
    «Was?»
    «WER HAT SIE DIR WEGGENOMMEN?» Ihre Mutter schrie, kalkweiß im Gesicht.
    Winter wich zurück und streckte instinktiv die Hände vor sich aus.
    «Mom, ganz ruhig. Es war doch nur …»
    ein Schmuckstück, wollte Winter sagen, schwieg aber. Weil es nicht stimmte. Selbst wenn ihre Muter nicht hysterisch geworden wäre, hätte Winter so etwas nie über die Kette gesagt. Plötzlich war ihr alles klar.
    «Wieso ist diese Kette so wichtig, Mom?», fragte Winter und trat einen Schritt nach vorn. «Woher ist sie?»
    «Ich … ich … ich darf es dir nicht sagen.»
    «Warum nicht?»
    «Ich wusste, dass dieser Tag kommen würde», sagte ihre Mutter. «Ich hätte dich nie auf eine Bühne lassen dürfen. So haben sie dich gefunden. Ich …»
    «Mom, was redest du? Wer sind sie?»
    «Ich werde nicht zulassen, dass Laszlo dich holt, meine Kleine.» Die Stimme ihrer Mutter bebte und wurde lauter. «Nie wieder!»
    Plötzlich stand Winter der Schweiß auf der Stirn. Ihr wurde flau im Magen, und das Blut pochte in ihren Schläfen. Ein Heulen und Kreischen ging durch ihren Kopf.
    «Mom, du machst mir Angst! Wer ist Laszlo?»
    Wie im Wahn schüttelte ihre Mutter den Kopf.
    «Ich werde nicht zulassen, dass er dir was antut. Ich … ich … oh, mein Gott!»
    Carol Royce machte den Mund auf wie ein Fisch – und kippte vornüber. Winter fing sie auf und half ihr, so gut sie konnte, auf den Boden. Ihre Mutter lief puterrot an. Winter griff nach dem Telefon und tippte die 0. Eine männliche Stimme meldete sich.
    «Meine Mutter hat einen Herzinfarkt! Rufen Sie einen Krankenwagen!»
    Winter legte auf, kniete sich neben ihre Mutter und versuchte eine Herzmassage.
    Eins. Zwei. Drei.
    «Du darfst nicht sterben, Mom!»
    Eins. Zwei. Drei.
    «Atme, Mom! Atme!»
    Die folgenden sieben Minuten dauerten eine Ewigkeit.
    Endlich stürmten die Sanitäter herein. Erschöpft zog sich Winter zurück. Sie brüllten medizinische Fachausdrücke, während der eine ihrer Mutter eine Maske aufsetzte und der andere eine Spritze vorbereitete.
    «Was hat sie gemacht, bevor sie kollabiert ist?», fragte der eine Sanitäter, ohne aufzublicken.
    «Sie … wir … wir haben uns gestritten.»
    Erst als es laut ausgesprochen war, wurde Winter bewusst, was geschehen war. Ihre Mutter war nicht einfach nur kollabiert. Irgendwie hatte Winter ihr das angetan. Sie hatte es nicht gewollt, aber das änderte nichts. Sie war schuld an diesem Herzinfarkt.
    Und zwar nicht, weil sie ihre Mutter angeschrien hatte …
     
    «Kindchen! Geht es dir auch gut?»
    Bevor Winter antworten konnte, schlang ihr Agent seine dürren Armchen schon um ihre Schultern. Er duftete nach Rosenwasser. Nachdem er sie ein paar Sekunden festgehalten hatte, trat er einen Schritt zurück.
    «Kann ich irgendetwas tun?»
    Winter schüttelte den Kopf. «Lieb von dir, dass du gekommen bist.»
    «Wie geht es ihr?»
    «Sie …» Winters Mund bewegte sich, aber sie brachte kein Wort heraus. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Als die Sanitäter kamen, hatte sie gedacht, alles würde wieder gut.
    «Sie ist tot.»
    Reginald seufzte tief und schloss sie in die Arme. Sein Mitgefühl klang wie ein munteres Liedchen. Endlich ließ er los.
    «Was willst du jetzt tun?»
    «Ich weiß es nicht. Ich habe sonst keine Verwandten … glaube ich zumindest … ich weiß nicht.»
    «Ich möchte nicht unsensibel klingen … aber das Konzert heute Abend – für Sony …»
    Das hatte Winter völlig vergessen. Reginald hatte eine Live-Aufnahme für Sony Classics arrangiert. Sechs Monate hatten die Verhandlungen gedauert, und die Suche nach dem richtigen Konzertsaal weitere zwei. Es wäre ein Albtraum, jetzt abzusagen.
    «Nein», sagte Winter mit gesenktem Blick. «Ich kann nicht.»
    Doch schon während sie das

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