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Gnosis

Gnosis

Titel: Gnosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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einiges abverlangte. Er versuchte, sich vorzustellen, wie es wohl gewesen wäre, damals im 14. Jahrhundert mit einer so feingearbeiteten Waffe zu kämpfen.
    Eine einfachere Zeit. Weniger denken, mehr handeln. Von Altishofen war sicher, dass er damals aufgeblüht wäre. Es waren blutige Zeiten, aber es wäre ihm eine Ehre gewesen, in der Schlacht zu fallen. Gern hätte er mit seinem momentan so friedlichen Leben getauscht. Es war doch eine Schande, ein derart guttrainierter Killer zu sein, ohne die Möglichkeit, diese Fähigkeiten auch einzusetzen.
    Er schüttelte den Kopf. Was waren das für Gedanken? Schnell sprach er ein leises Gebet zu Jesus Christus. Doch da wandten sich seine Gedanken schon wieder dem Treffen am gestrigen Abend zu. Als er das Silberticket mit der Post bekommen hatte, wäre es beinah im Papierkorb gelandet. Hätte er nicht in La Repubblica über die vielen amerikanischen Filmstars gelesen, die dem Gnostischen Kult angehörten, hätte er der Einladung wahrscheinlich keine weitere Beachtung geschenkt. Am Ende jedoch siegte seine Neugier.
    Als er ankam, hatte ihn erst überrascht, dass nur so wenige Leute dort waren. Im Grunde hatte er mehrmals das Gefühl gehabt, dieses Treffen sei nur für ihn allein gedacht. Er wusste, dass das Unsinn war. Warum sollte es irgendjemand auf dieser Welt – besonders ein so brillanter Mann wie Valentinus – auf einen frommen Christen wie ihn abgesehen haben?
    Nie im Leben hatte von Altishofen an Jesus Christus, seinem Herrn, gezweifelt. Bis gestern Abend. Valentinus war derart überzeugend und seine Argumente waren so stimmig, dass sich Solothurn unwillkürlich angesprochen fühlte. Gegen Ende des vierstündigen Treffens war er praktisch bereit gewesen, nicht nur dem Katholizismus, sondern dem Christentum insgesamt abzuschwören.
    Doch Valentinus hatte keineswegs gefordert, dass Solothurn sich dahingehend äußern sollte. Er bat ihn nur, am nächsten Abend wiederzukommen und ihn anzuhören. Solothurn willigte ein.
    Was konnte es schon schaden?
     
    Valentinus hatte sich das entscheidende Treffen in Rom bis zum Schluss aufgespart. Fast 300.000 Euro hatte ihn die Suche nach dem perfekten Attentäter gekostet. Zwar war er heimlich dabei gewesen, als die fünf Männer ihre silbernen Umschläge geöffnet hatten, doch Valentinus hatte nur einen der Angeschriebenen zur gestrigen Sitzung locken können.
    Solothurn Pfyffer von Altishofen.
    Während der Sitzung hatte Valentinus die anderen Anwesenden praktisch ignoriert. Lieber hatte er sich auf den dicken, blonden Soldaten mit den olivgrünen Augen konzentriert.
    Es war Valentinus egal, ob er die anderen dreizehn verlor. Sie waren nur Staffage. Wie die meisten Versammlungen, die Valentinus auf seinen Reisen abhielt, galt auch diese nur einem einzigen Mann. Und gestern Abend hatte sie von Altishofen gegolten.
    Der war besonders wichtig, angesichts der Tatsache, dass er der Einzige war, den Valentinus für sich hatte interessieren können. Aber es war egal. Er brauchte nur den einen, und von Altishofen würde die Aufgabe bewältigen. Als der zweiundzwanzigjährige Soldat schließlich hinausstolperte, wusste Valentinus, dass der Junge ihm gehörte. Dennoch war er froh, dass er für heute Abend eine weitere Indoktrinationssitzung angesetzt hatte, um seinen Einfluss zu festigen.
    Zwar hatte Valentinus nie daran gezweifelt, dass sein Plan gelingen würde, doch gestattete er sich nun zum ersten Mal ein Gefühl von Gewissheit. Er lächelte, als er die Liste betrachtete, die Bethany ihm ausgedruckt hatte. Nachdem Europa, Nord-, Süd- und Mittelamerika geklärt waren, blieben nur noch Australien, Neuseeland, elf Länder in Asien und sechzehn in Afrika.
    Noch neun Wochen auf Reisen. Dann konnte er endlich wieder nach Hause und sich auf seine amerikanischen Schäfchen konzentrieren, bis Silvester – oder wie er in letzter Zeit dachte: bis zur Nacht des Jüngsten Gerichts.

KAPITEL 18
30. DEZEMBER 2007 – 19:49 UHR (28 STUNDEN, 11 MINUTEN BIS ZUR NACHT DES JÜNGSTEN GERICHTS)
     
     
    Winter blickte ins dunkle Auditorium und lächelte traurig. Sie hätte sich nicht darauf einlassen sollen, heute Abend zu spielen. Sie dachte an ihre Mutter. Sie wünschte sich so sehr, dass sie jetzt da wäre, so wie bei fast jedem Auftritt seit Winters zehntem Lebensjahr. Sie fragte sich, ob sie je wieder ein Konzert wirklich genießen würde.
    Sie atmete durch und versuchte, ihre Trauer zu verdrängen. Wichtig war jetzt nur die Musik. Sie sah ins

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