Go West - Reise duch die USA
obligatorische Nachmittagsgewitter verzogen hatte, setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren weiter nach Marathon.
Die Inselkette der Keys ist aufgeteilt in die Upper, Middle und Lower Keys . Marathon liegt etwa auf halbem Weg nach Key West und ist ein guter Tipp zum Übernachten, denn von dort aus könnt ihr alle Inseln erreichen und euch auch mal die anschauen, die Touristen sonst gar nicht richtig wahrnehmen, weil sie gleich bis Key West weiterfahren. Und ich sag euch, es lohnt sich, denn man entdeckt traumhafte Fleckchen. Manchmal steht ein Haus mitten am Meer in einer richtigen Filmkulisse. Das Einzige, wovor ich Angst hätte, wenn mir so ein Haus gehören würde, ist, dass es beim nächsten Hurrikan mitsamt Inhalt und auch mir davongeweht werden könnte.
Auf dem Weg nach Marathon konnten wir uns nicht sattsehen. Links der blaue Atlantik, rechts der grüne Golf von Mexiko. Immer wieder fährt man über Brücken und meint, man wäre auf einem anderen Planeten. Oft sieht man übrig gebliebene Fragmente einer alten Eisenbahnbrücke, die in längst vergangenen Tagen den Stürmen nicht standgehalten hatte. Heute werden die Reste der Bauten gern von Anglern genutzt, die sich die Ruinen mit den Pelikanen teilen.
Als wir an unserem Motel, dem White Sands Inn , ankamen, waren wir in bester Stimmung. Und sie wurde noch besser, als wir eincheckten und sahen, dass der Tipp von Mary super gewesen war. Das Motel ist sauber, das Personal freundlich, aber vor allem die Lage des White Sands Inn ist perfekt. Dass ein Motel direkt am Meer liegt, ist auch auf den Keys nicht selbstverständlich, aber hier habt ihr es. Ein kleiner, strahlend weißer Sandstrand, der vermutlich künstlich aufgeschüttet worden ist, lädt zum Faulenzen und Aufs-Meer-Hinausschauen ein, und auf einem hölzernen Pier begrüßen euch meine besten Freunde, die Pelikane. Man kann in einem Abstand von einem halben Meter an ihnen vorbeigehen, aber erst, wenn man die Hand nach ihnen ausstreckt, springen sie vom Geländer auf die Planken oder fliegen ein Stück weiter. Man muss sehr ruhig und leise mit ihnen sprechen, dann fassen sie Vertrauen. Und wenn man ganz viel Geduld hat und vielleicht einige Tage am selben Ort ist und sich mit einem ganz bestimmten Pelikan anfreunden kann, dann lässt er sich vielleicht sogar streicheln.
Wir ließen den Tag mit einem Getränk in der Hand auf dem Pier ausklingen. Hätten die Pelikane einen Drink im Schnabel gehabt, sie hätten uns zugeprostet. Bevor es zu spät wurde, telefonierten wir noch einmal mit Mary und verabredeten, wann wir am nächsten Tag zu ihr und ins Dolphin Research Center kommen sollten. Da uns Mary sagte, dass die theoretische Einweisung schon um zehn Uhr beginnt, taten wir an dem Abend etwas, was wir sonst nie gemacht hatten, nämlich fernsehen. Wie richtige Amerikaner fläzten wir uns aufs Bett, schlabberten Cola, futterten Chips und taperten schließlich müde ins Bett.
Bevor ich einschlief, dachte ich an die Delfine, die mich am nächsten Morgen erwarteten. Wie würde es sein, zu ihnen ins Wasser zu gehen? Würden sie mich mögen? Ich jedenfalls liebe Delfine und hoffte, dass sie das spüren würden.
***
Wir waren am Vortag bereits am Center vorbeigefahren, da es ein Stück weit nördlich von Marathon auf Grassey Key liegt. Verfehlen könnt ihr auf den Keys eigentlich nichts, denn schließlich gibt es nur eine Hauptstraße. Und das Dolphin Research Center oder auch DRC könnt ihr erst recht nicht verpassen, denn ein riesiger künstlicher Delfin steht vor dem Eingang und begrüßt die Besucher.
Wir waren gespannt, was uns erwartete. Mary begrüßte uns herzlich und war sichtlich stolz, uns herumzuführen. Da Liz im Voraus bezahlt hatte, führte Mary uns an der Kasse vorbei in den Shop, wo man alles Mögliche kaufen konnte, was mit Delfinen und auch Seelöwen zusammenhängt. Das DRC pflegt und betreut auch Seelöwen, und die sind nicht weniger süß als die Delfine.
»Wenn wir heute fertig sind«, versprach Mary uns lächelnd, »könnt ihr euch mit Souvenirs eindecken. Unser Renner sind von Delfinen bemalte T-Shirts!«
»Echt?«, staunte Sandy. »Wie machen sie das denn?«
»Sie nehmen einen Pinsel in ihr Maul und malen drauflos. Sie haben richtig Spaß daran. Kommt, wir gehen hinten raus.«
Während wir auf die Hintertür zusteuerten, die zum Freigelände führte, warf ich einen Blick auf die Preisschilder der Plüschtiere, Handtücher und T-Shirts und zuckte zusammen. Die Sachen kosteten
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