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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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herrschten. Auch wusste er, dass es auf der anderen Seite des Meeres Länder gab, die von Ungeheuern bevölkert waren. Bisher hatte er sich darüber keine weiteren Gedanken machen müssen, doch mit einem Mal wurde ihm bewusst, wie unvorstellbar groß die Welt jenseits seiner Heimat sein musste, und er fühlte sich so klein und wehrlos wie eine Ameise.
    An einem Fluss, unter dem dichten, überhängenden Schilf vor Blicken verborgen, brachte Telamon die Pferde zum Stehen und ließ sie trinken. Dann sank er erschöpft auf einem Steinbrocken nieder und massierte stöhnend seine Schultern. Obwohl Hylas festen Boden unter den Füßen hatte, spürte er immer noch den schwankenden Wagen. Das Schilfrohr war übermannshoch und bot guten Schutz, aber Hylas fühlte sich dort nicht wohl. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie sich Schwarze Krieger darin unbemerkt an ihn heranpirschten.
    Telamon nahm einen Kalbslederbeutel vom Wagen und warf seinem Freund ein Stück getrocknete Schafsleber und ein Kuhhorn mit Holzkorken zu.
    »Was ist das?«, fragte Hylas.
    »Walnusssaft für dich. Niemand außer dir hat gelbes Haar. Wenn du nicht geschnappt werden willst, musst du es färben.«
    Nachdem Hylas das Fleisch verschlungen hatte, verteilte er den Saft auf seinem Schopf, und seine Haarfarbe wechselte von einem nassen Sandton zu einem strähnigen Dunkelbraun.
    »Schon besser«, sagte Telamon und erhob sich, um die Gegend bei einem Rundgang auszukundschaften. Hylas blieb bei den Pferden zurück.
    Das freundliche Pferd hieß Nyx, das andere Pyros. Nyx stand still und hatte einen Huf leicht angehoben, Pyros schnaubte gereizt und warf den Kopf zurück. Mit seiner kantigen Schnauze und dem wilden Blick war er nicht so schön wie Nyx, dafür jedoch, vermutete Hylas, gewitzter. Er konnte nachfühlen, dass es für das Pferd keine Freude sein konnte, einen Streitwagen ziehen zu müssen.
    Hylas redete auf Pyros ein, um das Pferd zu besänftigen. Es spitzte erst interessiert die Ohren, aber dann versuchte es, Hylas in die Hand zu beißen. Der Junge grinste. »Du traust keinem. Schlaues Tier.«
    In diesem Augenblick stellten beide Pferde die Ohren auf und wieherten durchdringend.
    Aus der Ferne erscholl die Antwort eines anderen Pferdes.
    Telamon stürzte unversehens durch das Schilfgras. »Sie kommen!«, keuchte er. »Schnell, da vorn zweigt ein Pfad ab.«
    Hylas war mit einem Satz im Wagen und streckte dem Freund die Hand entgegen. Doch zu seiner Verblüffung sprang Telamon nicht auf, sondern warf ihm stattdessen hastig einige Vorräte und die Zügel zu. »Fahr in Richtung Süden«, sagte er. »Halte dich an den Fluss und such dir dann ein Boot …«
    »Wie meinst du das? Du kommst doch mit!«
    »Ich führe sie in die falsche Richtung und überquere dann den Pass zu Fuß. Wir treffen uns auf der anderen Seite …«
    »Telamon, ich geh nicht ohne dich.«
    »Aber du musst, es ist deine einzige Chance.«
    »Ist mir egal!«
    »Die sind doch nicht hinter mir her, sondern hinter dir! Mach schon, fahr los!!«

D ie Pferde waren unglaublich stark. Hylas schaffte es mit knapper Not, die Zügel zu halten und auf dem Wagen zu bleiben.
    Als er einen Blick über die Schulter warf, stellte er fest, dass der Wagen eine gewaltige Staubwolke hinter sich herzog, der ein Blinder hätte folgen können. So würde er seinen Verfolgern nicht entkommen. Kurz darauf teilte sich der Weg. Der rechte Abzweig war breit genug für den Wagen, während der andere sich verengte und im Schilf verschwand. Vermutlich führte er zum Fluss.
    Hylas zog mit aller Kraft an den Zügeln, riss die Pferde herum und brachte sie schließlich zum Stehen. Er sprang vom Wagen und spannte Pyros mit fliegenden Fingern ab. Das Pferd stampfte feindselig mit den Hufen und versuchte zu beißen, aber irgendwie gelang es Hylas, das Tier aus dem Joch zu befreien, ohne dass sich dabei die Zügel verhedderten. Anschließend versetzte er Nyx einen Schlag auf die Kruppe, woraufhin der Hengst mit donnernden Hufen den breiteren Pfad hinunterpreschte und den Wagen wie einen hüpfenden Ball hinter sich herzog. Hoffentlich folgten die Krähen der Staubwolke und stellten erst zu spät fest, dass sie auf eine List hereingefallen waren.
    Hylas kletterte auf Pyros’ Rücken, und das überraschte Pferd stürmte im Galopp davon. Hylas war zwar Esel geritten, aber noch nie ein Pferd, und ausgerechnet Pyros verabscheute Reiter. Hylas klammerte sich wild entschlossen an der Mähne fest. Schilfrohr peitschte ihm ins

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