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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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»mein Vater ist nicht mit ihnen verfeindet.«
    Hylas starrte ihn ungläubig an.
    »Wie bitte? Das sind nicht seine Feinde? Angreifer, die einfach in sein Land eindringen und seine Leute töten?«
    »Hör mal«, setzte Telamon an und zögerte. »Als Führer der Lykonier kann sich mein Vater seine Verbündeten nicht immer aussuchen.«
    Hylas machte eine verächtliche Handbewegung. »Was ist denn mit dir?« fragte er. »Bist du etwa auch nicht mit ihnen verfeindet?«
    Telamon zog finster die Brauen zusammen. »Ich weiß nicht, aus welchem Grund sie Fremdlinge verfolgen, aber ich finde es heraus.« Er blickte Hylas offen an. »Ich bin dein Freund«, fuhr er fort. »Wir werden Issi finden. Ich helfe dir aus der Sache heraus, das schwöre ich bei meiner Ehre. Aber jetzt komm, wir müssen weiter.«
    Telamon nahm die Zügel und sprang auf den Wagen. Die Pferde scheuten, und er hatte einige Mühe, sie zu beruhigen.
    »Kannst du so einen Wagen überhaupt lenken?«, wollte Hylas wissen und schwang sich neben ihn auf das schmale Geflecht.
    »Halt dich gut fest«, murmelte Telamos, »und geh beim Fahren leicht in die Knie.«
    Die Pferde zogen so ruckartig an, dass das Gefährt einen Satz nach vorn machte. Hylas wäre um ein Haar vom Wagen gestürzt.
    »Ich hab doch gesagt, du sollst dich festhalten«, rief Telamon.
    Kurz darauf ratterten die beiden Freunde in vollem Tempo über den steinigen Untergrund, und der aus dünnen Weidenruten geflochtene Wagenkasten schleuderte so heftig hin und her, dass Hylas schon fürchtete, er würde auseinanderbrechen. Das elastische Ledergeflecht unter seinen Füßen gab besorgniserregend nach, und er musste die Augen zusammenkneifen, wenn sich kleine Steinchen von den Hufen lösten und durch die Luft flogen. Die Pferde hatten ein hohes Tempo angeschlagen – so schnell war Hylas noch nie vorangekommen. Die Landschaft raste förmlich an ihnen vorbei, heißer Fahrtwind fuhr ihm durchs Haar. Er jauchzte laut.
    Telamon warf ihm einen raschen Blick zu und grinste.
    Das Lachen verging Hylas jedoch rasch, als er feststellte, dass sie in die verkehrte Richtung preschten. Er packte die Zügel und warf sich mit aller Kraft zurück. Die Pferde kamen schlitternd zum Stehen. »Wir müssen umdrehen! Wir müssen nach Westen!«
    Telamon war wütend. »Was fällt dir ein!«, brauste er auf, während er Mühe hatte, die Pferde zu bändigen. »Mit diesem Wagen können wir unmöglich hinauf in die Berge. Außerdem bewachen sie alle Pässe. Wir müssen die Berge umfahren und ich weiß auch schon, wie. Zuerst fahren wir nach Süden, ans Meer, und dann …«
    »Ans Meer?«, wiederholte Hylas fassungslos.
    »Wir suchen uns ein Boot, rudern die Küste entlang und gehen an der anderen Seite der Berge wieder an Land. Von dort aus fahren wir weiter nach Westen. Wir finden Issi, das verspreche ich.«
    Das Meer, dachte Hylas.
    Sobald du das Meer erreicht hast , hatte der Keftiu gesagt … Sobald. Er war sich so sicher gewesen.
    »Wo willst du also hin, Hylas?«, fragte Telamon ungeduldig. »Los, sag schon, ich kann die Pferde nicht mehr lange halten.«
    Hylas biss sich auf die Lippe. »Du hast recht«, sagte er. »Wir müssen erst nach Süden und dann am Meer entlang.«
    » Danke sehr«, erwiderte Telamon und versetzte den Pferden mit den Zügeln einen Klaps auf den Rücken. Schon trabten sie wieder an und das Gefährt sauste kurz darauf erneut in einer Staubwolke über den schmalen Pfad.
    Sie kamen so rasch voran, dass Hylas seine Entscheidung gar nicht recht überdenken konnte, denn nach kürzester Zeit schwenkten sie schon um eine Kurve und vor ihnen öffnete sich eine weite Ebene. Die flache, bewaldete Landschaft war hier und da mit goldschimmernden Haferfeldern und silbernen Olivenbäume gesprenkelt und dahinter, bereits beunruhigend weit entfernt, ragte eine Bergkette auf. Die Gipfel waren so hoch, dass der Himmel auf ihnen zu ruhen schien.
    Hylas war noch nie so weit im Osten gewesen und für einen Augenblick war ihm bange zumute. Er kannte nur das Lykasgebirge mit seinen Gipfeln und Schluchten oder das Dorf. Von dem, was dahinterliegen mochte, hatte er nur eine sehr vage Vorstellung.
    Hylas wusste, dass Telamons Vater seinen Reichtum den üppigen Ernten dieser fruchtbaren Ebene verdankte und dass Lykonien der südöstlichste Teil eines ausgedehnten Reiches namens Achäa war. Er hatte auch eine unbestimmte Ahnung, dass irgendwo, in weiter Ferne, andere achäische Stammesfürsten über Messenien, Arkadien und Mykene

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