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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Boden. Als sie ihm die Finger ins Gesicht bohren wollte, schlug er ihr mit der Faust auf die verbrannte Wange. Von ihrem gellenden Aufschrei überrascht, lockerte er seinen Griff unwillkürlich, und sie riss sich los und rannte davon.
    Blitzschnell war er ihr auf den Fersen.
    Sie wirbelte herum. »Bleib, wo du bist«, zischte sie. »Sonst verzaubere ich dich!«
    Er blieb stehen.
    »Ich meine es ernst«, keuchte sie und hob warnend einen zitternden Finger. »Ich sorge dafür, dass du deine Eingeweide heraushustest, Blut spuckst und stirbst.«
    »Das kannst du nicht«, stieß er hervor.
    »Und ob ich das kann!«, log sie. »Soll ich’s dir beweisen?«
    Er funkelte sie wütend an, wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, rührte sich aber nicht mehr vom Fleck.
    Aus der Nähe wirkte er nicht älter als sie selbst, sah allerdings äußerst zäh und furchtlos aus. Durch seine verfilzten Haarsträhnen hindurch ließ er sie nicht aus den Augen, es kam ihr vor, als stehe sie einem wilden Tier gegenüber.
    Solange ich keine Furcht zeige , sagte sie sich, muss er mir gehorchen. Er wusste schließlich nicht, dass sie nicht zaubern konnte.
    Sie stemmte die Beine fest in den Boden, damit sie nicht zitterten, und sagte: »Weißt du denn nicht, wo du dich befindest, Ziegenhirt? Das ist die Insel der Göttin – und ich bin die Tochter der Hohepriesterin. Mit anderen Worten, du musst tun, was ich dir sage.«
    Er warf einen Blick auf die winzigen goldenen Doppeläxte an ihrer Tunika. »Ich heiße nicht Ziegenhirt, sondern Hylas. Und ich bin ein Krieger.«
    Sie schnaubte abfällig. »Du bist bloß ein Lügner, wie alle Achäer.«
    Er bückte sich, holte den Dolch heraus und hielt ihn dicht vor ihr Gesicht. »Siehst du das? Das ist die Waffe eines Kriegers.«
    Der Dolch war aus Bronze und von erlesener Qualität. Pirra unterdrückte einen Anflug von Panik. »Den hast du doch nur gestohlen«, erklärte sie verächtlich.
    »Nein, er gehört mir.«
    Als sie zögerte, trat er einen Schritt vor und sie wich zurück.
    »Wo sind die anderen?«, fragte er.
    »Wen meinst du?«
    »Na, deine Leute, die Krähen!«
    »Ich bin allein hier, und die Krähen sind nicht meine Leute.«
    »Du wirst ja wohl nicht abstreiten, dass sie ihr Lager zusammen mit deinen Leuten aufgeschlagen haben. Wo liegt ihr Schiff?«
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich allein hier bin. Ich habe einen Fischer bezahlt, damit er mir bei der Flucht hilft. Aber er hat mich reingelegt und mich hier abgesetzt.«
    »Das soll ich dir glauben? Du spinnst ja. Außerdem hast du mich an die Krähen verraten.«
    »Ich spinne nicht!«
    Er warf den Kopf zurück. »Sie liegen mit ihren Schiffen an der anderen Seite der Landzunge, richtig?«
    »Glaubst du vielleicht, sie haben mich hergeschickt, damit ich gebratenen Fisch stehle?«
    Darauf wusste er keine Antwort.
    »Ich sage dir doch, das ist die Insel der Göttin. Hier ist niemand!«
    Er musterte sie einen Moment, drehte sich um und ging zur Feuerstelle zurück.
    Pirra war tödlich beleidigt. Niemand auf Keftiu hätte es je gewagt, ihr den Rücken zuzuwenden. Das war der Gipfel der Respektlosigkeit.
    Als er keine Anstalten machte, sie zu beachten, sagte sie: »Dieser Fischer verrät bestimmt, wohin er mich gebracht hat, und dann werden sie herkommen, zusammen mit den Krähen. Du solltest also schleunigst von der Insel verschwinden, genau wie ich.«
    Er kratzte ungerührt die Asche von dem gebratenen Fisch. Es roch köstlich, und Pirra lief das Wasser im Munde zusammen.
    »Ich habe ein Schiffswrack entdeckt«, fuhr sie fort. »Wenn ich dir zeige, wo es liegt, kannst du ein Boot aus den Wrackteilen bauen, und wir können fliehen.«
    Er stopfte sich die weißen Fleischfetzen und die krosse Haut in den Mund.
    »Gib mir was davon«, befahl Pirra.
    »Fang dir doch selbst was«, fauchte er mit vollem Mund.
    »Wie kannst du es wagen! Los, gib mir was.«
    »Fang dir selbst einen Fisch oder schieb Kohldampf. Das ist mir ganz egal.«
    Sie löste eine Goldspange von ihrer Tunika. »Hier, nimm das.«
    Er zog ein finsteres Gesicht. »Was ist das?«
    »Das ist Gold. Es ist kostbar. Damit kannst du dir Sachen kaufen.«
    »Dann nützt es mir auf dieser einsamen Insel nicht besonders viel, oder?«
    »Du hast ja keine Ahnung, wie viel diese Spange wert ist! Du kannst damit alles kaufen, was du willst.«
    Er blickte sich vielsagend um. »Und von wem, bitte?«
    Pirra biss die Zähne zusammen. »Gib mir von dem Fisch, sonst zeige ich dir nicht, wo das

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