Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)
zu.
Sie griff jedoch daneben, woraufhin der Krug an den Felsen zerschellte und die Oliven ins Meer hüpften.
»Gibt es eigentlich irgendwas, was du kannst?«, schrie er erbost.
»Du hättest mich warnen müssen!«
»Ach, sei still und hol Wasser! Das Wasserloch am Strand findest du ja hoffentlich noch, oder? Es liegt an den Klippen, hinter meinem Lager. Moment, du brauchst noch was für den Transport, stimmt’s? Nimm das größte Stück von dem Krug, den du gerade kaputt gemacht hast. Und beeil dich, ich verglühe bald in dieser Hitze.«
Mürrisch stapfte sie mit hochgezogenen Schultern davon. Bei ihrer Rückkehr warf sie einen prall gefüllten Trinkschlauch neben sich auf den Boden. »Hier, da hast du dein Wasser.«
»Woher hast du das?«, fragte er überrascht.
»Verrate ich dir nicht.«
»Warum hast du mir nicht früher gesagt, dass es hier Trinkwasser gibt? Ich bin halb verdurstet!«
»Wie furchtbar!«
Es herrschte feindselige Stille, während Hylas über die Planke an Land kroch, trank und sich wieder zurück aufs Wrack begab. Danach wechselten sie lange Zeit kein Wort miteinander.
Die Bergung erwies sich als ein schweres Stück Arbeit. Hylas war noch erschöpft von der Bootsfahrt, die er nur mit knapper Not überlebt hatte, und seine Muskeln verlangten nach Ruhe. Er benötigte lange Zeit, um ein Ruder von der Takelage zu befreien, und war anschließend schweißüberströmt.
Filos schwamm heran und bettelte um Aufmerksamkeit. Hylas bespritzte ihn, was der Delfin gern mochte, und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. Das schien Filos zu verärgern, der unaufhörlich mit dem Kopf nickte und mit den Zähnen klickte, als wolle er ihm etwas Bestimmtes zu verstehen geben. Hylas hatte keine Ahnung, wie er ihm begreiflich machen sollte, dass er beschäftigt war, und irgendwann war Filos wieder verschwunden.
Endlich war das Ruder befreit und Hylas zog es nach oben, damit die Wellen es nicht wegspülten.
Er dachte daran, dass diese Bergung in Telamons Gesellschaft vermutlich sogar Spaß gemacht hätte. Telamon verstand sich aufs Planen und hätte genau überlegt, wie sich die Fracht des Wracks am besten bergen ließ. Hin und wieder hätten sie kleine Pausen eingelegt und zum Spaß miteinander gerauft oder eine ordentliche Wasserschlacht veranstaltet. Issi hätte das Meer mit all seinen Bewohnern sofort in ihr Herz geschlossen, und Scram wäre schwanzwedelnd hin und her gepaddelt und hätte Jagd auf Möwen gemacht …
»Was ist los? Warum machst du nicht weiter?«, rief das Mädchen.
»Und warum machst du dich nicht mal zur Abwechslung nützlich und besorgst uns was zu essen?«, brüllte er wütend. »Du kannst aus Seegras ein Netz knüpfen, mit dem du Fische fängst, oder du legst an Land ein paar Fallen aus.«
Sie blickte ihn ratlos an. »Was sind Fallen?«
Hylas verdrehte verzweifelt die Augen. Wie konnte man nur so völlig ahnungslos sein! Es grenzte an ein Wunder, dass diese Keftiu überhaupt noch am Leben war.
Nachdem er auch das zweite Ruder mühsam befreit hatte und aufsah, merkte er, dass die Sonne bereits unterging und das Mädchen verschwunden war. Genau wie die Planke zum Festland.
Er riss ungläubig die Augen auf, als er das Holzbrett ins offene Meer hinaustreiben sah. Offenbar hatte sie es absichtlich ins Wasser geworfen.
Er überlegte gerade, wie er wieder an Land kommen sollte, als sie mit einem frisch gefüllten Trinkschlauch über der Schulter auftauchte.
Kurz darauf hatte sie die Planke weit draußen in den Wellen erspäht und sah fassungslos zu ihm herüber. »Das wollte ich nicht«, sagte sie. »Ich habe die Planke nur an Land gezogen und auf die Felsen gelegt. Ich habe gedacht, sie bleibt dort liegen, bis ich zurück bin.«
»Wieso bist du überhaupt auf so eine dämliche Idee gekommen?«, tobte Hylas.
»Wie kommst du denn jetzt zurück?«
Statt einer Antwort band er die beiden Ruder aus dem Wrack zusammen und schob sie vorsichtig zu ihr hinüber. »Los, halt fest«, rief er. »Und greif diesmal bloß nicht daneben!«
Als er endlich das Ufer erreicht hatte, hätte er sie am liebsten erwürgt. »Du musst verrückt sein! Wenn ich heruntergefallen und ertrunken wäre, würdest du glatt verhungern.«
»Wenn du mir gefolgt wärst und wüsstest, woher ich das Trinkwasser habe«, erwiderte sie prompt, »dann bräuchtest du mich nicht mehr und würdest mich verhungern lassen.«
Die Antwort, er könne jederzeit herausfinden, wo diese Quelle lag, indem er einfach ihrer Spur
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