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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Es wird deine Muskeln entspannen und du wirst dich so entspannt fühlen wie nie zuvor.«
    Steelas Körper versinkt förmlich im Bett. Das Lächeln verschwindet von ihren Lippen, aber nicht, weil sie traurig ist, sondern weil die Muskeln an ihren Mundwinkeln nicht mehr funktionieren. »Dein Körper wird so ruhig, dass sich deine Lunge irgendwann nicht mehr die Mühe macht, zu arbeiten und dein Herz einfach aufhört zu schlagen.«
    Ich beobachte Steela genau; mein Blick huscht über ihren ganzen Körper. Ich bilde mir ein, dass sich ihre Brust hebt und senkt, dass ich einen leisen Herzschlag höre.
    Aber das ist nur Wunschdenken.
    Mit zitternden Fingern schließe ich ihre Lider.
    »Es ist ein gnädiger Tod«, sagt der Doktor. »Aber es ist dennoch der Tod. Wenn der Älteste der Meinung ist, dass du nutzlos bist – oder noch schlimmer, ein Ärgernis –, weißt du, was dich erwartet.«

66
    Junior
    Ich höre ihr Schluchzen durch die Tür. Ich fahre mit dem Daumen über den Scanner, und die Tür gleitet auf, bevor ich überhaupt merke, was ich da mache – einen Raum ohne Erlaubnis zu betreten. Aber das spielt jetzt keine Rolle. Wichtig ist nur Amy, die auf dem Bett liegt und so heftig schluchzt, dass ihr ganzer Körper davon geschüttelt wird.
    »Was ist los?«, frage ich und stürme zu ihr.
    Amy schaut zu mir auf; ihre Augen sehen ganz verheult aus. Dann schlingt sie die Arme um mich und vergräbt ihren Kopf an meinen Oberkörper. Ich kann ihre Tränen durch meine Tunika spüren.
    Einen Moment lang stehe ich nur da und weiß nicht, was ich machen soll. Dann nehme ich sie einfach in die Arme und drücke sie an mich.
    Der Älteste denkt, dass Führung Kontrolle bedeutet und dass ein guter Anführer alle zum Gehorsam zwingen muss. Aber jetzt, mit Amy in den Armen, weiß ich, dass Führung nichts mit Kontrolle zu tun hat – wahre Führungsqualität bedeutet Kraft. Ein Anführer ist nicht jemand, der andere zwingt, ihn mächtiger zu machen; ein Anführer muss jemand sein, der bereit ist, seine Kraft mit anderen zu teilen, damit sie die Chance haben, auch allein zu bestehen.
    Das ist es, was ich seit dem Tag, an dem ich erfuhr, dass ich zum Regenten geboren bin, gesucht habe. Die Godspeed anzuführen, hat nichts damit zu tun, besser sein zu wollen als alle anderen, und das auch noch mit Befehlen, Zwang und Manipulation durchzusetzen. Der Älteste ist kein Anführer. Er ist ein Tyrann.
    Amy löst sich aus meinen Armen und sieht mir ins Gesicht. Ihre helle Haut ist fleckig, ihre Augen sind gerötet und von dunklen Ringen umgeben. Sie fährt sich mit dem Arm übers Gesicht und verwischt ihre Tränen.
    Für mich hat sie nie schöner ausgesehen.
    »Was ist los?«, frage ich wieder und setze mich zu ihr aufs Bett. Amy zieht die Füße unter sich und legt den Kopf an meine Brust. Ich vergesse Phydus, den Ältesten und alle Probleme an Bord dieses Schiffs, denn plötzlich habe ich nur noch das Verlangen, sie zu küssen.
    »Ich habe herausgefunden, was hinter den verschlossenen Türen im vierten Stock vor sich geht«, stößt Amy unter lauten Schluchzern hervor. »Es ist grauenvoll.«
    Sie erzählt mir alles. Als sie zum Phydus kommt, berichte ich, was ich vom Ältesten erfahren habe.
    »Das war es, was mit mir nicht stimmte«, sagt sie. »Als ich mich so langsam und verschwommen gefühlt habe – das war diese Droge. Dieselbe Droge, die sie bei …«, ihre Stimme bricht bei der Erwähnung ihres Namens, »… Steela benutzt haben.«
    Ich nicke.
    »Junior, wir müssen etwas tun. Das ist nicht richtig. Es ist nicht fair. Es sind schließlich Menschen , auch wenn Doc und der Älteste das vielleicht anders sehen. Diese Droge ist grausam. Niemand sollte Menschen so kontrollieren dürfen!« Ihr Blick wandert an mir vorbei, und ich merke, dass sie nicht mehr bei mir ist; sie ist wieder im vierten Stock. »Diese Droge macht die Leute gehorsam. Sie ist eine kranke Methode, die sich Doc und der Älteste ausgedacht haben, um das Schiff unter Kontrolle zu halten.«
    Ein Teil von mir, ein ganz kleiner Teil, den ich so tief in mir vergraben habe, dass Amy ihn hoffentlich nie bemerkt, findet, dass nicht alles, was Doc und der Älteste getan haben, schlecht ist. Immerhin hat es funktioniert . Auf dem Schiff herrscht schon seit Jahrzehnten Frieden.
    Aber dann muss ich wieder an den toten Blick ihrer Augen denken, als sie unter dem Einfluss von Phydus stand, und sofort vergrabe ich diesen Teil von mir noch tiefer.
    »Und – oh, nein!« Neue

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