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Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt

Titel: Godspeed Bd. 1 - Die Reise beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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mich an.
    »Ich werde nicht zulassen«, fährt er fort, »dass das Leben der Menschen gestört wird. Du bist eine Störung.«
    »Ich?«
    »Du siehst nicht aus wie wir, du hörst dich nicht an wie wir und du bist keine von uns.«
    »Ich bin doch kein Freak oder so was!«
    »Auf diesem Schiff schon«, sagt er, bevor ich protestieren kann. »Zum einen ist da dein Aussehen.«
    »Hä?«
    »Wir sind monoethnisch«, sagt der Doktor und beugt sich nach vorn. »Wir haben alle dieselben Merkmale – Haut, Haare, Augenfarbe. Das war nicht anders zu erwarten auf einem Schiff, auf dem es kein frisches Blut gibt; unsere Gene haben sich vereinheitlicht.«
    Ich werfe einen Blick auf mein rotes Haar, das mir über die Schultern fällt, und auf meine blasse Haut, die mit Sommersprossen übersät ist. Der Unterschied zur dunklen Haut und dem grau melierten Haar des Doktors, dem man den einstigen dunkelbraunen Farbton noch ansieht, könnte nicht auffälliger sein. Das Haar des Ältesten ist fast vollständig weiß, aber mir ist klar, dass es früher auch dunkel war, passend zur Hautfarbe und den Augen.
    »Du bist nicht nur weiß und hast merkwürdige Haare«, fügt der Älteste hinzu, »du bist auch unnatürlich jung.«
    »Ich bin siebzehn!«
    »Ja«, sagt der Doktor langsam, als würde selbst mein Alter ihn anwidern. »Aber weißt du, wir regulieren die Paarung.« Er versucht, mit ruhiger, freundlicher Stimme zu sprechen, wirft aber immer wieder nervöse Blicke auf den Ältesten.
    »Die Paarung?«, sage ich fassungslos. Die haben Regeln für Sex?
    »Wir müssen Inzest verhindern.«
    »Oh!«
    Der Älteste ignoriert mich. »Und mit standardisierten Generationen ist das leichter zu kontrollieren. Die jüngere Generation, zu der die meisten Personen auf dieser Station gehören, ist in den Zwanzigern und steht kurz vor der Paarungsreife. Docs Generation – die ältere – ist Anfang vierzig.«
    Mir schwirrt der Kopf. »Soll das heißen, dass es auf diesem Schiff zwei Generationen gibt und dass jeder entweder zwanzig oder vierzig ist?«
    Der alte Mann nickt. »Es gibt geringe Abweichungen. Manche Kinder werden etwas früher oder später geboren, manche Familien haben mehrere Kinder. Wir kompensieren immer noch die Verluste, die eine Seuche vor mehreren Generationen unter der Bevölkerung verursacht hat.«
    »Eine Seuche?«
    »Eine verheerende Seuche«, bestätigt der Doktor. »Ihr sind mehr als drei Viertel der Besatzung zum Opfer gefallen und wir haben die Verluste immer noch nicht ausgeglichen.«
    Ich denke zurück an mein letztes Jahr auf der Erde. Dad hat mich ins Observatorium in Utah mitgenommen, um den Abschluss des Projekts zu feiern. Das Schiff war überwiegend im All gebaut worden und Spaceshuttles hatten Material und Menschen zur Baustelle in die Erdumlaufbahn befördert. Es war das größte Raumschiffprojekt gewesen, das je eine Nation angestrebt hatte.
    Aber für mich hatte es durch das Teleskop nur ausgesehen wie ein dicker heller Klumpen.
    Vor ungefähr fünfundzwanzig Jahren hat es über ein Jahrzehnt gedauert, die Internationale Raumstation zu bauen, die etwa einhundert Meter lang war. Und jetzt haben wir ein Schiff, dessen Bau keine vier Jahre in Anspruch genommen hat und das größer ist als die gesamte Insel Iwo Jima, hatte Daddy stolz verkündet.
    Es hatte mir gar nicht gefallen, dass er das Schiff, auf dem ich drei Jahrhunderte verbringen sollte, mit einer Insel verglich, die für eine blutige Schlacht in einem grausamen Krieg berüchtigt war.
    Aber jetzt, wo ich diese beiden Männer vor mir sehe, die ihr ganzes Leben auf diesem Schiff verbracht haben und in deren Geschichte es eine Seuche gibt, die die Menschen beinahe ausgelöscht hätte, kommt mir der Vergleich ganz passend vor.
    »Aber wie schon gesagt«, fährt der Doktor fort, »die meisten Menschen hier an Bord sind entweder Anfang zwanzig oder Anfang vierzig.«
    Ich sehe den Ältesten an. »Sie sind aber nicht Anfang vierzig.«
    »Ich bin sechsundfünfzig.« Ich verkneife mir ein Lachen; der Mann sieht viel älter aus als sechsundfünfzig. »Ich bin der Älteste des Schiffs – und habe damit das Recht zu herrschen. Vor jeder Generation wird ein Ältester geboren, der Anführer dieser Generation wird.«
    »Dann ist niemand auf dem Schiff älter als sechsundfünfzig?«, frage ich.
    »Es gibt noch ein paar alte Graue, die alle um die sechzig sind, aber die werden nicht mehr lange da sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil alte Leute sterben. Das ist eben so.«
    Das

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