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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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noch keine Waffe. Aber später
wollte
Dad ihm trauen. Nur so konnte Chris ihn so lange täuschen. Entweder das, oder Dad plant etwas. Ich beobachte beide genau und warte auf den Moment, in dem Dad zuschlägt.
    »Sie arbeiten für die FRX «, sagt Chris. »Ich könnte Ihnen niemals trauen.«
    »Und nun wird die FRX euch alle töten, also brauchst du dir darüber keine Gedanken mehr zu machen. Und ich auch nicht.« Dad grinst triumphierend und tippt die Nummern und Zahlen ein, die nötig sind, um die Bombe auf der Raumstation zu aktivieren.
    »Warten Sie!«, sagt Chris. Er will auf Dad zugehen, aber ich verändere ein wenig meine Position, damit er mich und meine Achtunddreißiger nicht vergisst. »Ich – ich will Ihnen nur vorher zeigen, wen Sie umbringen wollen. Wir haben Überwachungsvideos – Sie können sie von hier aus aufrufen.«
    Dad wirft mir einen Blick zu. Auf seinen Händen und dem Gesicht sind schwarze Schießpulverspuren und er hat einen Blutfleck an der linken Schulter. Er muss den Kämpfen in der Kolonie nur knapp entkommen sein. Und die Kämpfe müssen sehr schlimm gewesen sein, sonst hätte er die Kolonie nicht verlassen, um herzukommen. Die Bombe zu zünden, ist anscheinend sein letzter Ausweg.
    »Wie steht es um die Kolonie?«, frage ich leise.
    »Die meisten sind gefangen genommen worden.«
    »Gefangene«, sagt Chris. »
Gefangene.
Wir haben uns bemüht, niemanden zu töten –«
    »Dass ich nicht lache!«, empört sich Dad. »Es hat in diesem Kampf genügend Tote gegeben und auch vorher, von Dr. Gupta über die Schiffsgeborenen bis hin zu den fünfhundert Leuten im Auto-Shuttle,
darunter meine Frau, du kranker Bastard

    Dad sieht so – ich kann es nicht einmal beschreiben, diese Wut in seinem Gesicht, diesen Hass in seinen Augen. Ich glaube, wenn ich nicht hier wäre, hätte er Chris mit bloßen Händen getötet.
    Chris lässt den Kopf hängen. »Sehen Sie sich die Aufnahmen von der Stadt an, wo die anderen Hybriden leben«, sagt er. »Bitte.«
    Ich nicke Dad zu. Ich will es sehen.
    Dad scrollt durch die Menüs auf dem Touchscreen und findet die Aufnahmen der Überwachungskameras. Einen Moment später startet die Aufzeichnung.
    Die Stadt muss in einem Tal der Bergkette liegen, die ich weit jenseits der Kolonie und des Sees gesehen habe – was erklärt, wieso ich keine Ahnung hatte, dass es sie gibt. Im Hintergrund erheben sich hohe, gezackte Berge.
    Das Video hat keine Tonspur, aber ich denke, selbst wenn es Ton gäbe, wäre wenig zu hören. Die Leute auf den Straßen bewegen sich wie Roboter. Sie starren beim Gehen stur nach vorn. Auf dem Bildschirm wechseln sich die Kameraeinstellungen ab, und wir sehen eine Straße, eine Verpackungsanlage, Arbeiter mit Schubkarren voll gelbem Sand, die Glasproduktion. Die Leute in der Fabrik fertigen mundgeblasene Glasfiguren. Sie bewegen sich methodisch, in perfektem Einklang, und stellen Dutzende identischer Skulpturen her – es sind Blumen aus Glas. Hätte ich nur die Blumen gesehen, ohne zu wissen, wie sie gemacht wurden, hätte ich diese Kunstwerke garantiert bewundert. Sie sind perfekt ausgewogen, zart und wirklich entzückend und in ihnen ist ein dünner Streifen einer goldenen Flüssigkeit, von der ich weiß, dass sie nie verblassen wird – sie wird die Blumen von innen leuchten lassen und die Blütenblätter förmlich zum Leben erwecken. Aber zuzusehen, wie sie ohne jede Gefühlsregung hergestellt werden, lässt sie gruselig und abstoßend wirken.
    »So sind sie alle«, sagt Chris, nachdem wir eine Weile zugesehen haben. »Tausende von Leuten, als Sklaven geboren und so an die Routine gewöhnt, dass sie nicht wissen, was sie tun sollen, wenn einmal etwas schiefgeht, und dann endet es meistens damit, dass sie sich verletzen …« Chris steht auf und betrachtet die Aufnahmen von den Glasbläsern, »… oder sterben. Manchmal stecken sie die Hände ins Feuer oder fassen das geschmolzene Glas ohne Handschuhe an. Sie wissen nur, wie man arbeitet, und wenn ihre Werkzeuge verschwunden sind, arbeiten sie mit den bloßen Händen weiter. Sie wissen es nicht besser, weil die FRX dafür gesorgt hat, dass sie niemals eigenständig denken, niemals rebellieren.«
    Ich habe so etwas schon gesehen. Auf der
Godspeed
. Dort habe ich es bereits gehasst, aber hier hasse ich es noch viel mehr.
    »Alle paar Jahre tauchen Vertreter der FRX auf, um sich zu vergewissern, dass alle immer noch arbeiten, immer noch unter Kontrolle sind. Wenn sie irgendwelche

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