Godspeed | Die Ankunft
eintrifft, bedeutet das Krieg für uns alle. Die werden sämtliches Leben von diesem Planeten fegen.«
»Wir können uns doch bei ihnen melden!«, sage ich verzweifelt. »Ihnen sagen, dass sie nicht kommen sollen!« Ich weiß zwar nicht, ob die FRX mein Flehen erhört, aber ich würde es versuchen. Ich würde alles tun, nur damit Amy nichts geschieht.
»Das reicht nicht«, sagt der Mann. »Das Einzige, was sie aufhalten würde, ist die Zerstörung der Raumstation. Der Hochgeschwindigkeitsflug funktioniert nur mit dem Modul der Raumstation. Wenn die Raumstation verschwunden ist, kann die FRX uns nicht erreichen, jedenfalls nicht in den nächsten Jahrzehnten. Aber ich vermute, du hast keine Waffen auf deinem Schiff, oder?«
Ich habe einen Kloß im Hals und einen Moment lang bringe ich kein Wort heraus.
Dann würge ich hervor: »Was, wenn ich es kann?«
»Was, wenn du was kannst?«, bellt der Mann ins Mikro.
»Was, wenn ich die Raumstation zerstören kann? Wenn ich das tue – die Bedrohung durch die FRX abwende und die Biowaffe vernichte, lasst ihr dann meine Leute in Ruhe?«
»Wenn du
das
tust«, sagt der Mann, »unterschreibe ich eigenhändig den Friedensvertrag.«
Ich antworte nicht sofort. Ich sitze im Cockpit meiner Mini-Rakete und denke darüber nach, was ich opfern muss, um für Frieden zu sorgen. Ich betrachte die Sterne und verabschiede mich schweigend.
Amy wird mir niemals verzeihen, was ich jetzt tun werde, aber die
Godspeed
ist tot. Sie treibt führerlos durchs All. Sie braucht nur einen kleinen Schubs. Ich kann mit der Fluchtkapsel hinter sie fliegen und sie in Richtung Raumstation schieben. Die Hauptarbeit wird die Trägheit übernehmen. Die
Godspeed
wird in die Raumstation krachen und sie – und damit auch ihre Waffen – zerstören. Dann kann das Militär von der Sol-Erde nicht mehr herkommen und weiteren Schaden anrichten.
»Gebt mir ein bisschen Zeit«, sage ich ins Mikro. »Und lasst mich mit Amy sprechen.«
[zurück]
67 Amy
Chris packt meinen Arm und zerrt mich zum Mikrofon. Ich spüre den Druck von jedem seiner Finger auf meiner Haut. Farben wirbeln vor meinen Augen, und Gerüche, die ich nicht kenne, bombardieren meine Nase. Ich stolpere, und Chris reißt mich hoch, während ich entsetzt feststelle, dass ich in der Luft herumgeschnuppert habe wie ein Tier –, denn das bin ich jetzt. Kein Mensch mehr. Ein Tier.
Es fühlt sich an, als würde sich Eis in meinen Muskeln ausbreiten und mein Fleisch zerreißen. Als ich mich aus Chris’ Klammergriff befreie, stelle ich überrascht fest, dass ich jetzt stark genug dazu bin – er muss seine ganze Kraft aufwenden, um mich weiterzuziehen.
Um zum Funkgerät zu kommen, müssen wir über die Leiche meines Vaters steigen, und da breche ich beinahe zusammen. Meinen neuen Augen entgeht kein Detail: Der Schweiß, der immer noch auf seiner Nase glänzt, wie flach sein Gesicht auf dem Boden liegt, der gekrümmte kleine Finger der linken Hand, der darauf zu warten scheint, dass ich meinen kleinen Finger einhake und Versprechen flüstere, die ich nie mehr einlösen kann. Jetzt nicht mehr.
»Junior?«, sage ich, und meine Stimme klingt selbst in meinen Ohren ganz fremd … meine Ohren, die plötzlich viel mehr wahrnehmen als je zuvor.
»Amy.«
In seiner Stimme ist Erleichterung, aber auch noch etwas anderes, das ich nicht benennen kann.
»Was hast du vor?«, frage ich. Eine böse Vorahnung beschleicht mich und droht, mich innerlich zu vergiften.
»Ich werde die
Godspeed
mit der Raumstation zusammenstoßen lassen.«
Chris berührt neben mir den Touchscreen. Der Anführer der Hybriden sieht mir über die Schulter, denn auf dem Bildschirm ist jetzt eine Karte der Satelliten erschienen, die sich auf der Umlaufbahn des Planeten befinden. Das Bild aktualisiert sich alle paar Sekunden. Das Auto-Shuttle ist direkt neben der
Godspeed,
und ihre Punkte liegen so dicht beieinander, dass die Beschriftung überlappt. Ich stelle mir vor, wie die Leute von der
Godspeed
ins Shuttle umsteigen.
Ganz in der Nähe – auf der Karte sind es höchstens zehn Zentimeter – befindet sich ein weiterer Punkt, beschriftet mit INTERPLANETARISCHE RAUMSTATION ZENTAURI FRX .
»Bist du noch da?«, fragt Junior zögerlich, und jetzt hört er sich auch ängstlich an.
»Ich bin hier«, sage ich.
»Ich wollte dir noch sagen –«, beginnt er. Ich schaue auf das Kontrolllämpchen des Funkgeräts. Mit dem Kommunikationssystem ist alles in Ordnung; es ist Junior, dem die
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