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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Worte fehlen. Schließlich spricht er doch.
    »Es tut mir leid«, sagt er.
    Dann bricht die Verbindung ab.
    »Was ist passiert?«, frage ich. Ich will mit den Fäusten auf die Anlage einschlagen, will, dass Juniors Stimme zu mir zurückkommt, aber ich weiß nicht, wie.
    Chris betrachtet die Kommunikationseinheit. »Nichts«, sagt er. »Junior muss die Verbindung abgebrochen haben. Er antwortet nicht auf meinen Ruf.«
    Ich schaue auf zum Anführer der Hybriden, der mich prüfend ansieht. Doch erst, als ich das Mitleid in seinem Blick bemerke, dreht sich mir der Magen um.

[zurück]
68 Junior
    Es dauert seine Zeit, das Auto-Shuttle zu beladen, und die Verzögerung macht mich nervös. Jetzt, wo ich entschieden habe, was ich tun werde,
will
ich es tun. Die Warterei ist eine Qual.
    Noch bevor Bartie alles und jeden festgeschnallt hat, steige ich wieder in meine Mini-Rakete und löse sie vom Auto-Shuttle. Mit der Handsteuerung manövriere ich sie direkt hinter die
Godspeed
. Die Sternenkarte auf meinem kleinen Touchscreen zeigt eine Reihe Pünktchen: Erst ich, dann die
Godspeed
und dann die Raumstation. Ich muss nur das Pünktchen in der Mitte beschleunigen, bis es mit dem letzten Punkt zusammenstößt.
    Ganz einfach.
    Bartie meldet sich vom Auto-Shuttle. »Alles verladen und startbereit«, informiert er mich, aber er hört sich besorgt an. »Bist du wirklich sicher, dass du das tun willst?«
    »Ganz sicher«, bestätige ich.
    »Wir starten jetzt«, sagt er.
    »Bartie?«
    »Ja?«
    »Danke für alles.«
    »Wir sehen uns unten, okay, Kumpel?«
    Ich antworte nicht. Ich beende die Kom-Verbindung und beobachte, wie sich das Auto-Shuttle von der
Godspeed
abdockt und davonschießt. Der Feuerstrahl der Antriebsraketen markiert seinen Weg zurück zur Zentauri-Erde.
    Vor mir treibt das Wrack der
Godspeed
in der Schwärze des Alls. Sie sieht zerschunden aus – an ihrem zerfetzten Boden fehlt das Shuttle, und mit der gesprengten Brücke ist sie kaum mehr als Weltraumschrott. Und obwohl ich nicht in die Leere hineinsehen kann, die in ihrem Innern herrscht, wirkt die
Godspeed
so seelenlos wie eine Leiche.
    Mein einstiges Zuhause ist tot.
    Aber eine Aufgabe hat die
Godspeed
noch. Sie muss den Menschen, die in ihr gelebt haben, einen letzten Dienst erweisen.
    Genau wie ich.
     
    Orion hat mir einmal ein Buch über die
Titanic
gegeben, ein altes Schiff auf der Sol-Erde, das gesunken ist und einen Großteil seiner Passagiere in den Tod gerissen hat. Rückblickend bin ich nicht sicher, ob Orion dabei irgendwelche Hintergedanken hatte.
    Aber was mir am besten in Erinnerung geblieben ist, war die Tatsache, wie der Kapitän mit dem Schiff untergegangen ist.
     
    Verglichen mit der gigantischen
Godspeed
ist die Fluchtkapsel winzig, aber aus demselben Buch, das Orion mir gegeben hat, weiß ich, dass selbst ein winziger Schlepper ein Riesenschiff bewegen kann. Die
Godspeed
braucht nur einen Schubs von mir.
    Ich fliege sehr, sehr langsam an, bis mich nur noch ein paar Meter von der
Godspeed
trennen. Ich muss unbedingt eine heftige Kollision vermeiden; ich will das Riesenschiff nur in Richtung Raumstation schieben. Ich hole tief Luft und kontrolliere meinen Sicherheitsgurt. Glücklicherweise ragt die Unterseite der Rakete etwas über das Cockpit hinaus, aber es ist trotzdem ein Risiko, vor allem, wenn ich beim Aufprall zu schnell bin.
    Ich drossele den Schub noch stärker und lasse die Fluchtkapsel vorwärtskriechen.
    Obwohl ich mit dem Aufprall rechne, verschlägt er mir den Atem und schüttelt mich ordentlich durch. Hektisch suche ich das dicke Glas über dem Cockpit nach Rissen ab.
    Kollision. Kollision , meldet eine Computerstimme. Überall im Cockpit blinken rote Warnlämpchen.
    Die Computerstimme hat noch eine weitere Meldung: Warnung: Außenhülle beschädigt. Warnung: Außenhülle beschädigt. Die Stimme wiederholt diese Warnung immer wieder, und ich habe keine Ahnung, wie ich sie abstellen soll.
    »Du wirst noch viel mehr beschädigt sein, wenn ich mit dir fertig bin«, murmele ich und fahre meine Antriebsraketen hoch. Die blinkenden Punkte auf dem Schirm, die mich und die
Godspeed
darstellen, erwachen zum Leben und bewegen sich immer weiter auf die Raumstation zu.
    Schon bald kann ich sie sehen; allerdings ist mein Blickfeld durch die riesige
Godspeed
eingeschränkt. Die Raumstation ist erstaunlich groß, aber nicht größer als das Schiff. Sie erinnert mich an diese Insekten von der Sol-Erde, die Libellen heißen. Das Mittelstück ist

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