Godspeed | Die Ankunft
dankbar entgegen und essen dicht zusammengedrängt und im Stehen in den kahlen Häusern, die von nun an unser Zuhause sein sollen.
Amy hat
Der kleine Prinz
dabei.
»Lass uns mit Kit reden«, sagt sie mit einem aufgeregten Unterton. »Sie hat mit Doc an den Dra-Koms gearbeitet; vielleicht kennt sie eine Möglichkeit, deine so zu verstärken, dass du damit das Schiff erreichen kannst. Wenn du mit Bartie oder jemand anderem auf der
Godspeed
reden kannst, finden wir vielleicht heraus, wo Orions nächster Hinweis ist –«
»Nein«, sage ich energisch. Ich wuchte den Sack mit dem Essen höher auf meine Schulter und steuere das nächste Gebäude an. Amy folgt mir.
»Warum nicht?«, fragt sie. »Einen Versuch ist es doch wert.«
»Ja, vielleicht«, sage ich und beginne, die Päckchen an die nächste Gruppe zu verteilen. »Aber es gibt Arbeiten zu erledigen, die wichtiger sind. Ich kann meine Leute nicht verhungern lassen.«
»Junior!« Amy ist schockiert. »Du kannst sie aber auch nicht zum Futter für die Pteros machen.«
Mir fehlt die Energie für eine längere Diskussion. Also teile ich einfach weiter Essensrationen aus und sie stürmt bockig davon und nimmt das Buch mit.
Nach dem Essen folge ich der Gruppe, die dazu eingeteilt wurde, die Toiletten auszuheben. Es wäre nicht richtig, wenn ich von meinen Leuten verlange, dass sie arbeiten, ohne dass ich ebenfalls etwas tue. Also schnappe ich mir eine Spitzhacke und verbringe die nächsten Stunden damit, Gräben auszuheben und meine ganze Frustration über den empörten Blick, mit dem Amy mich bedacht hat, in meine Arbeit einfließen zu lassen. Anfangs erstarren meine Leute bei jedem unbekannten Geräusch und jedem Schatten, aber im Laufe des Tages merken sie, dass die Verursacher die Geologen sind, die Erdproben entnehmen. Allmählich legt sich ihre Nervosität, und sie versuchen, die Aufgabe trotz der brütenden Hitze so schnell wie möglich zu erledigen.
Ich ziehe mein Hemd aus. Es ist unerträglich heiß und die Luft so drückend wie vor dem Gewitter. Der Schweiß läuft in Strömen, als ich zum x-ten Mal die Spitzhacke in den gelblichen Sandboden schlage.
Doch diesmal wird die Hacke nicht aufgehalten. Sie durchdringt den Boden, und plötzlich gibt er nach und ich und ungefähr zehn andere, die in meiner Nähe graben, stürzen durch das Loch hinab in die Dunkelheit. Einen Moment lang fühle ich mich wieder wie bei der Landung des Shuttles, als die Schwerkraft plötzlich weg war, doch dann lande ich auf der kalten harten Erde. Staub wölkt auf und klebt an meiner schweißfeuchten Haut, während ich noch nach Luft schnappe.
»Was zum …?«, stößt Tiernan, einer meiner Arbeiter, aus. Wir schauen beide nach oben und sehen uns dann um. Aus unserem Latrinengraben ist plötzlich ein unheimlicher großer Tunnel geworden.
»Junior?«, ruft einer der Versorger von oben und starrt zu uns hinunter.
»Ist jemand verletzt?«, fragt einer der Geologen von der Erde. »Jemand muss die Ärzte holen!«
Ich verschaffe mir einen Überblick. Drei der Versorger haben sich beim Absturz verletzt – einem hat ein Schaufelblatt die Schulter aufgeschlitzt, einer humpelt und der dritte hat eine Beule am Kopf. Wir sind vollkommen verdreckt, und wir sind etwa sieben Meter in die Tiefe gestürzt, aber hier unten ist es angenehm kühl.
Die anderen sehen mich an und das Weiße in ihren Augen leuchtet im matten Licht des Tunnels. »Uns ist nichts Schlimmes passiert«, versichere ich ihnen. Ich schaue hinauf und die anderen drei machen es mir nach. Die Leute oben sind tatsächlich schon dabei, ein Seil festzubinden und unsere Rettung zu organisieren.
Ich betrachte den Tunnel. »Wo sind wir hier gelandet?«, murmele ich.
Tiernan berührt die Tunnelwand. Er sieht mich mit großen Augen an. »Ich glaube nicht, dass das hierher gehört«, stellt er fest.
Auch ich fahre mit den Fingern über die harte Tunnelwand. Sie ist glatt und fühlt sich kühl an. Über mir ist viel Geschrei zu hören – nach Seilen, Ärzten, Soldaten. Aber der Tunnel führt immer weiter in die Dunkelheit und ins Ungewisse. »Wer hat den gemacht?«, flüstere ich.
Ich gehe ein paar Schritte weiter. Es ist so dunkel, als würde die Tintenschwärze das Licht förmlich verschlingen. Die Tunneldecke ist halbrund, doch der Boden ist eben und von tiefen Längsrinnen durchzogen. Da der Tunnel fast drei Meter breit ist, kann ich an nichts anderes denken als daran, dass die Kreatur, die ihn gemacht hat,
riesig
sein
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