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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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muss. In meinem Kopf tauchen Bilder von Würmern auf, die doppelt so groß sind wie ich, oder von Riesenmaulwürfen mit langen Krallen und spitzer Nase, die mich mit einem Zuschnappen ihrer Kiefer in zwei Hälften zerbeißen können.
    »Junior!« Die Stimme übertönt das allgemeine Chaos, und ich starre hoch zu Colonel Martin, der durch das Loch zu uns hinuntersieht. »Gibt es Verletzte?«
    »Ja!«, rufe ich zurück.
    »Wir kommen runter!«
    Ich habe kaum Zeit, aus dem Weg zu gehen, als auch schon ein Dutzend Seile in den Tunnel fliegt und sich Soldaten in Tarnanzügen zu uns abseilen. Sie kümmern sich zuerst um die drei Verletzten, aber es besteht kein Zweifel, dass ihnen daran gelegen ist, uns alle so schnell wie möglich aus diesem Tunnel zu holen. Zum allerersten Mal erkenne ich echte Angst in den Gesichtern der Soldaten. Ihre Augen huschen hektisch hin und her, während sie die Seile um meine Leute schlingen, damit die anderen sie hochziehen können.
    Ich ignoriere den Soldaten, der mich heranwinkt, damit auch ich mich hochziehen lasse, und hocke mich stattdessen hin, um mir die Rinnen im Boden genauer anzusehen. Sie sind tief und schnurgerade und sehen aus wie Fahrspuren, doch als ich sie berühre, ertaste ich etwas ungewöhnlich Glattes. Ich bohre die Finger in den Boden und hole es heraus.
    Es ist ungefähr so groß wie meine Handfläche, dünn und klar wie Glas. Ich halte es ins Licht und stelle fest, dass es golden schimmert.
    Eine Schuppe
? Ich glaube schon. Jedenfalls sieht es so aus. Meine Horrorvorstellung von einem Riesenwurm, der sich durch den Tunnel bohrt, wird vom Bild einer Monsterschlange mit kristallklaren Schuppen abgelöst.
    Die Schuppe wird mir aus der Hand genommen. Ich will gerade protestieren, als mich einer der Soldaten hochzerrt – Chris. »Hier unten ist es nicht sicher!« Er verknotet das Seil unter meinen Armen und ruckt daran, damit die Leute oben mich hochziehen.
    Dort angekommen, muss ich im hellen Licht der Sonnen blinzeln. Die Ärzte von der Erde reichen mich gleich an Kit weiter, die mich kurz untersucht. Ich ignoriere ihre hektische Betriebsamkeit und lasse die Einsturzstelle nicht aus den Augen. Als Chris hochgezogen wird, geht er sofort zu Colonel Martin. Die beiden sprechen kurz miteinander, aber ich sehe das Aufblitzen, als Chris ihm die merkwürdige Schuppe übergibt.
    »Ich bin froh, allen mitteilen zu können, dass niemand schwer verletzt wurde!«, verkündete Colonel Martin, und die Umstehenden jubeln. »Wir werden die Arbeiten jedoch vorläufig einstellen, damit unsere Militärs die Möglichkeit haben, diese … ungewöhnliche … Geländeformation näher zu untersuchen. Ich halte sie nicht für gefährlich, aber unsere Sicherheit hat höchste Priorität, und bevor wir weiterarbeiten, möchte ich sicher sein, dass es keine Bedrohung gibt.«
    Meine Leute sind damit mehr als zufrieden – Latrinen auszuheben, war harte Arbeit und es ist unerträglich heiß –, aber ich beobachte immer noch Colonel Martin. Das schuppenartige Ding ist verschwunden, versteckt in einer seiner Taschen, und er versucht nicht einmal, den Militäreinsatz zu verschleiern, und schickt seine Männer vor meinen Augen in den Tunnel.
    »Was für ein Tier macht einen so großen Tunnel?«, frage ich ihn. Wir haben bisher wenige Tiere gesehen – überwiegend kleine Waldtiere, die davongehuscht sind, bevor wir sie genauer betrachten konnten – und die Pteros würden keine Tunnel graben. Außerdem passt die Schuppe nicht zu ihrer Reptilienhaut.
    Ich muss wieder an die merkwürdigen Fußspuren denken, die wir nach unserer Landung in der Nähe des Shuttles gefunden haben. In dieser Welt gibt es noch viel zu entdecken.
    Colonel Martin beobachtet die Männer, die sich ins Loch abseilen.
    »Der Tunnel liegt sehr dicht an der Kolonie«, fahre ich fort. »Vielleicht sind die Häuser doch nicht sicher. Vielleicht sollten wir woanders hingehen.«
    Colonel Martin presst die Lippen aufeinander. »Das ist eine Militärangelegenheit, Junior«, sagt er schließlich. »Wir entscheiden, ob es eine Bedrohung gibt.«
    »Tatsächlich?«, frage ich. »Und das ist alles, was Sie mir sagen wollen?«
    Sein Blick huscht über mich hinweg, aber er hält keinen Augenkontakt. »Ich will, dass du dich um deine Leute kümmerst«, befiehlt er. »Und ich kümmere mich um den Planeten.«
    Das ist keine Antwort, das wissen wir beide.
     
    Da die Latrinen-Grabung eingestellt ist, kann ich jetzt nur noch der Gruppe helfen, die

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