Godspeed | Die Ankunft
beladen. Auf dem Boden fehlen einige Metallplatten, denn darunter befinden sich Fächer, in denen die Mikroskope, Bunsenbrenner und anderen Instrumente gelagert waren. Einige der Biologen planen bereits eine Exkursion in den Wald, um dort Abdrücke von Tierspuren zu sichern. Ich frage mich, ob sie vielleicht auch welche von den merkwürdigen Abdrücken mit den drei Klauen finden werden, die Junior am ersten Tag entdeckt hat, und ich bin hin- und hergerissen zwischen meiner Neugier, was für ein Tier es wohl ist, und Besorgnis, weil es sehr nah am Shuttle war, in dem wir uns gerade befinden.
Ich öffne für meine Mutter und Chris die Tür zum Genlabor. Die Kryo-Box, in der Orion war, ist jetzt leer. Sie sieht bedrohlich aus, als wartete sie auf ein neues Opfer, und ich drehe ihr schnell den Rücken zu. Ein paar der anderen Wissenschaftler sind schon da – entweder sind sie von Kit oder Junior eingelassen worden oder Junior hat das biometrische Schloss außer Betrieb gesetzt. Zwei von ihnen – Dr. Engle und Dr. Adams, die beide schon seit Jahren mit Mom zusammenarbeiten – stehen vor den riesigen Glastanks, die vor der beschädigten Phyduspumpe aufragen.
In jedem dieser Glaszylinder treiben Embryonen der Tiere herum, von denen die FRX annahm, dass sie uns in der neuen Welt von Nutzen sein würden. Großtiere wie Kühe (normale Kühe, nicht diese abartigen Hybriden, die auf der
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gehalten wurden), Ziegen und Schweine. Aber auch Raubtiere wie Wildkatzen und Greifvögel. Außerdem sind da Tabletts mit kleineren ei-ähnlichen Hüllen und ich vermute, dass darin Schlangen, Insekten oder etwas in der Art schlummert.
Dr. Adams benutzt eine spezielle Kelle, um einen Embryo aus dem Zylinder zu fischen. Dr. Engle übernimmt ihn und platziert das etwa bohnengroße Ding, aus dem eines Tages ein Pferd werden soll, in ein vorbereitetes Röhrchen.
»Was ist das?«, frage ich und zeige auf die zwanzig Röhrchen, die bereits im Inkubator stehen.
»Hunde«, antwortet Dr. Adams. »Große Hunde. Unser Ziel ist eine Mischung aus verschiedenen Tieren, die zur Arbeit eingesetzt werden, uns im Notfall aber auch als Nahrung dienen.«
Ich will mir wirklich nicht vorstellen, einen Hund oder ein Pferd zu essen, aber diese kleinen Röhrchen mit den Embryonen sehen weder nach Hund aus noch nach Pferd. Mein Blick wandert zu einem der anderen Zylinder, der mit gelblichem Glibber gefüllt ist und in dem Dutzende kleiner Junior-Klone herumtreiben.
»Amy?«, sagt Mom und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Sie hat gerade noch mit Dr. Engle gesprochen. »Kannst du uns helfen?«
Ich gehe durch den Raum auf den letzten Zylinder zu. Chris folgt mir lautlos. Ich nehme an, dass er zum ersten Mal im Genlabor ist, er betrachtet alles ganz fasziniert und macht Notizen.
»Amy, du bist doch mit dem Anführer dieser Leute befreundet. Hast du eine Ahnung, was das ist?«, fragt Mom. Im ersten Moment denke ich, dass sie den Zylinder mit den Junior-Klonen meint, aber Dr. Engle zeigt stattdessen auf die Phyduspumpe.
»Allerdings«, antworte ich düster. »Ich weiß genau, was das ist.«
»Es sieht aus wie eine Wasserpumpe«, sagt Dr. Engle. »Aber im Innern finden sich Spuren einer chemischen Verbindung, die wir nicht identifizieren konnten …«
Phydus.
»Das ist nichts«, sage ich.
Aber diese Leute sind Wissenschaftler. Wenn man sagt, sie sollen die Finger von etwas lassen, bohren sie erst recht weiter.
»Das war eine Wasserpumpe«, fahre ich also mit einem Seufzer fort. »Einer der früheren Anführer hat sie benutzt, um Drogen an die Leute auf dem Schiff zu verteilen. Junior hat die Pumpe kaputtgemacht und dafür gesorgt, dass seine Leute keine Drogen mehr bekommen. Das Zeug ist ziemlich gefährlich; Sie sollten also lieber die Finger davon lassen.«
Ich fürchte, dass ich Dr. Engles Neugier jetzt erst recht geweckt habe. »Was für Drogen?«, fragt sie. »Haben sie sie selbst entwickelt? Welche Krankheit sollten sie heilen – oder waren es eher so etwas wie Partydrogen?«
Mom unterbricht Dr. Engle. »Für so etwas haben wir jetzt keine Zeit, Maddie«, sagt sie energisch. Immerhin ist sie die leitende Wissenschaftlerin. »Wir haben andere Aufgaben.«
Dr. Engle nickt zögernd und geht zum Helfen zu Dr. Adams. Mom nimmt einen großen Jutesack mit Fächern für Probengläser und übergibt ihn an mich. Wir haben das Labor schon fast verlassen, als uns auffällt, dass Chris nicht bei uns ist. Ich drehe mich um und sehe,
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