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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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fest.
    »Bring mir das Tablett«, sagt sie und deutet mit einem Kopfrucken auf das Tablett mit Instrumenten, das sie auf einem Tisch an der Wand bereitgestellt hat. Ich hole es und reiche es ihr.
    Es fällt mir schwer, Dr. Guptas Leiche anzusehen, aber es war schlimmer, als er noch am Leben war. Ich versuche, seinen weggetretenen Gesichtsausdruck zu vergessen. Sein Blick war so … leer. So apathisch. Und dass er keine Reaktion gezeigt hat, macht es noch schrecklicher, was er ertragen hat und nicht ausdrücken konnte.
    Mom greift nach einer Spritze und positioniert sie über Dr. Guptas Herz. Ich versuche zuzusehen, wie sie eine Blutprobe entnimmt, doch schon bald wird es mir zuviel, und während Mom weiterarbeitet, vergrabe ich mein Gesicht an Chris’ Schulter.
    »Ich werde einen Drogentest machen«, erklärt Mom und trägt das Tablett mit den Proben an die andere Seite des Labors. »Das wird uns zwar nicht viel bringen, weil ich nur auf Drogen und Chemikalien testen kann, die es auf der Erde gibt, und ich kenne keine Substanz, die … eine Wirkung zeigt wie bei Dr. Gupta.«
    Damit meint sie, dass sie keine Droge kennt, die einen dazu bringt, bei vollem Bewusstsein bewegungslos dazuliegen, während man bei lebendigem Leib aufgefressen wird.
    »Wozu dann der Test?«, will Chris wissen. Er steht dicht hinter mir, und ich muss gestehen, dass ich seine Nähe tröstlich finde.
    Mom schaut verblüfft auf. »Weil wir es zumindest versuchen müssen.«
    Sie greift nach dem Sack mit den Proben, die sie draußen gesammelt hat, bevor wir auf Dr. Gupta stießen. »Als Erstes brauche ich eine Probe« – sie entnimmt das Glas mit dem roten Fadenmoos – »und dann kann ich einen Toxinabgleich mit Dr. Guptas Blut machen.«
    Chris runzelt die Stirn. »Sagten Sie nicht, dass die Blumen Dr. Gupta nicht betäubt haben können?«
    Mom arbeitet weiter. »Ich glaube nichts, das ich nicht beweisen kann.«
    Ein paar Minuten später piept das Massenspektrometer, und ich gehe aus dem Weg, damit Mom die Ergebnisse am Bildschirm studieren kann.
    »Nein …«, murmelt sie.
    »Was?«, frage ich und Chris schaut über meine Schulter auf den Schirm.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagt sie.
    »Was?«
    Mom drückt auf eine Taste und die Maschine spuckt einen schmalen Papierstreifen aus. Sie liest die Ergebnisse noch einmal, doch ihre ungläubige Miene verändert sich nicht.
    »Man hat Dr. Gupta Gen-Mod-Material gespritzt«, murmelt sie. »Kurz vor seinem Tod, so kurz, dass es noch in seinem Blut war.«
    »Gen-Mod …?«, wiederholt Chris fragend.
    »Ein Präparat, das zu einer genetischen Modifizierung führt«, sagt Mom. »Und es wurde
auf der Erde
entwickelt.«

[zurück]
28 Junior
    Ich warte, bis es dunkel ist.
    »Junior?«, flüstert Amy. Ich ziehe den Rucksack höher auf meine Schulter – er ist voll mit Dingen, die ich extra für diesen Ausflug eingepackt habe –, stelle mich auf die Zehenspitzen und spähe durch ihr Fenster.
    Sie hat sich eine Art Zimmer gebaut, dessen Wände aus einer Zeltleinwand bestehen. Ich frage mich, woher das Zelt wohl stammt – vermutlich aus den Vorräten der Erdgeborenen, die sie so egoistisch für sich behalten.
    »Was hast du gesagt, Amy?«, fragt ihre Mutter von der anderen Seite der Zeltleinwand.
    Amy sieht mich mit großen Augen an. »Nichts, Mom!«, ruft sie hastig.
    Sie wirft den Schlafsack von ihren Beinen und eilt ans Fenster. »Was machst du hier?«, flüstert sie. »Es ist Sperrstunde.«
    Das weiß ich – ich bin beinahe von den Wachen erwischt worden, die Colonel Martin überall in der Kolonie aufgestellt hat.
    Amy legt das Buch weg, das sie gerade gelesen hat:
Der kleine Prinz
.
    »Ich will mir die Sonde aus der Nähe ansehen«, flüstere ich zurück. »Dein Vater verbirgt etwas, und ich will herausfinden, was es ist.«
    Sie packt mein Handgelenk. »Tu das nicht«, sagt sie so panisch, dass ich fürchte, ihre Mutter könnte es hören.
    »Ich muss es tun.«
    »Es ist gefährlich.« Jetzt sieht sie richtig verzweifelt aus, und ich muss an die Gerüchte denken, die in der Kolonie die Runde machen – dass im Wald eine weitere Leiche gefunden wurde, einer von den Leuten von der Erde.
    »Ich muss es tun«, wiederhole ich. »Ich glaube, dein Vater traut mir nicht und sagt mir nicht die ganze Wahrheit.«
    »Dad würde nie –«
    Ich falle ihr ins Wort. »Hat er dir die Kristallschuppe gezeigt, die ich gefunden habe?«
    Amy runzelt die Stirn. »Eine Schuppe?«
    Ich beschreibe sie ihr und

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