Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
Vom Netzwerk:
Die Sonnen gehen bereits unter – der Himmel wird dunkler und die Luft kühler. Wenn ich finden will, wonach ich suche, muss ich es machen, solange es noch hell ist.
    Ich finde einen Weg, der mich höher auf den kleinen Berg führt. Vielleicht bilde ich mir auch nur ein, dass es ein Weg ist – eigentlich ist es bestenfalls ein Pfad, den irgendwelche Tiere benutzen. Ich muss mich an den gelblichen Steinen und dürren Bäumchen festhalten, während ich mich weiter bergauf kämpfe.
    Und dann erreiche ich das felsige Plateau.
    Jetzt fühlt es sich eindeutig nach einem Berg an; ich keuche, bin vollkommen außer Atem, und meine Beinmuskeln bringen mich um. Ich kann nicht verstehen, wieso Amy so gern rennt.
    Ich sehe mich um. Dies ist der höchste Punkt des Planeten, an dem ich bis jetzt war. Einen Moment lang packt mich die nackte Angst. Ich bin dem Himmel so nah und auf diesem felsigen Berg so ungeschützt, dass ein Ptero herabstoßen und mich wegtragen könnte. Aber dann wandert mein Blick über die Landschaft, die sich vor mir ausbreitet, und ich vergesse meine Angst. Ich sehe jetzt alles viel klarer.
    Was auch der Grund ist, aus dem ich hier herkommen wollte.
    Es wird deutlich kälter, als etwas über mich hinwegfliegt und seinen Schatten auf mich wirft. Mein Magen stürzt ins Bodenlose. Doch als ich schließlich einen Blick nach oben riskiere, sind da keine Pteros, sondern nur Wolken.
    Von meinem Standort aus liegt die Kolonie links von mir und dahinter ragt das Shuttle wie ein Zeigefinger aus dem dämmrigen Wald. Ich kann die Narbe sehen, die unsere Landung hinterlassen hat, den verbrannten Fleck, der im schwindenden Licht zu schimmern und zu leuchten scheint. Mein Blick wandert vom Wald aus weiter nach rechts, obwohl ich natürlich weiß, was es dort zu sehen gibt.
    Den See.
    Ich weiß nicht, wieso Colonel Martin niemanden dorthin lässt. Der See sieht genauso aus wie alle Seen, die ich von den Bildern der Sol-Erde kenne. Er ist kreisrund und hat einen Durchmesser von vielleicht anderthalb Kilometern. An einer Seite liegt der Berg, ansonsten bestehen die Ufer aus hellgelber sandiger Erde wie überall sonst auch. Die flachen Bereiche am Ufer sind hellblau, doch zur Mitte hin, wo das Wasser tiefer wird, ist es beinahe schwarz. Es sieht aus wie ein Auge, das zu mir hinaufstarrt. Ich frage mich, wie tief das Wasser wohl ist. Das Licht der untergehenden Sonnen lässt die Oberfläche glitzern, wodurch es wirkt, als würde der See mir zuzwinkern.
    Im Wasser bewegen sich ein paar hellrosa Punkte. Irgendwelche Fische, aber nicht die flinken bunten Kois, die wir im Teich der
Godspeed
hatten. Diese Fische wirken von meinem Standpunkt aus ziemlich klein, aber ich denke, dass sie tatsächlich mindestens einen halben Meter groß sind, und es hängen lange Tentakel von ihnen herunter. Um sich fortzubewegen, breiten sie sich aus und ziehen sich zusammen, breiten sich aus und ziehen sich zusammen, doch plötzlich huscht die ganze Gruppe scharf nach rechts, viel schneller, als ich es für möglich gehalten hätte.
    Ich schaue genauer hin und gehe bis an die Kante des flachen Bergplateaus. Was ist an dem See so gefährlich, dass Colonel Martin es unbedingt geheim halten will?
    Sehr weit jenseits des Sees liegt ein weiterer Wald aus dunkleren und höheren Bäumen. Und dahinter kommen Berge. Verglichen mit diesen zerklüfteten Riesen ist der Geröllhaufen, auf dem ich gerade stehe, kaum mehr als ein kleines Hügelchen. Das Gebirge bildet einen Horizont, über den ich nicht hinwegschauen kann.
    Diese Welt ist so
unendlich groß
. Und so real. Und ich bin jetzt ein Teil davon.
    Etwas schimmert – etwas zwischen dem See und dem Wald. Ich kann es nicht erkennen – es ist zu weit weg und die Bäume sind im Weg –, doch dann stehen die sinkenden Sonnen plötzlich in einem perfekten Winkel, um mir einen guten Blick zu gewähren.
    Jetzt wird mir klar, dass es nicht der
See
war, von dem Colonel Martin mich – und jeden anderen – fernhalten wollte. Es ist das Ding auf der anderen Seite des Sees. Das Ding, das er am ersten Tag gefunden und seitdem mit keinem Wort mehr erwähnt hat.
    Die Sonde
.

[zurück]
27 Amy
    Die Waffe ist immer noch warm in meiner Hand und ich starre Chris mit offenem Mund an.
    »Ich musste«, sagt er und seine ungewöhnlichen Augen flehen mich um Verständnis an.
    Und ich verstehe es.
    Hätte ich nicht die drei Monate auf der
Godspeed
verbracht, wäre ich vielleicht anderer Meinung gewesen, aber ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher