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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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dass Dr. Gupta den wohl schlimmsten Albtraum durchlitten hat und dass er sich nie von diesen grauenhaften Verletzungen erholt hätte. Was Chris getan hat, war ein Akt der Gnade und es war richtig … und außerdem war es das Mutigste, was ich jemals einen Menschen habe tun sehen.
    Ich stecke meine Waffe wieder weg und trete einen Schritt vor. Die Muskeln in Chris’ Armen sind angespannt, aber seine Hände zittern, als ich das Gewehr an mich nehme.
    »Ich danke dir«, sage ich und hoffe nur, dass er die Ernsthaftigkeit meiner Worte spürt.
    Zum ersten Mal, seit wir unsere Waffen abgefeuert haben, sieht Chris etwas anderes an als Dr. Guptas zerfetzten Körper. Chris schlingt seine massiven Arme um mich und drückt mich so fest, dass ich kaum noch Luft bekomme. Er klammert sich an mich, als wäre ich sein Richter und Retter in einer Person.
    Mom kommt näher und Chris lässt mich nur zögernd wieder los. Meine Mutter trägt über dem panischen Entsetzen in ihren Augen die Maske der kühlen Wissenschaftlerin. So war sie schon immer; wenn sie mit irgendetwas nicht fertig wird, verbirgt sie sich hinter ihrer Rolle der kühlen Forscherin. Mom übernimmt die Führung zurück zum Shuttle und lässt die Überreste ins Genlabor bringen. Erst dann berichtet sie ihren Kollegen in gemessenem Tonfall von Dr. Guptas Tod und schafft im Genlabor Platz für die Autopsie des Doktors und die Sektion des Pteros .
    Die ganze Zeit über weicht sie meinem Blick aus. Erst im Genlabor erlaubt sie sich einen tiefen zittrigen Atemzug.
    Auf der anderen Seite der Tür ist zu hören, wie die Überreste ins Shuttle getragen werden. Die Leute sind entsetzt, als sie den Ptero sehen –
und dabei ist es ein kleiner
, denke ich –, und stoßen angesichts von Dr. Guptas grausigen Wunden schockierte Schluchzer aus. Die meisten Anwesenden hatten die Leichen von Lorin und Juliana Robertson nicht gesehen.
    Mom schaut mich an, und in ihren Augen sehe ich jetzt
meine Mutter
mit all der Angst, die in ihr ist.
    Erst jetzt begreife ich, dass sie diese Maske der Wissenschaftlerin braucht, dass sie sich hinter Dr. Maria Martin verbergen muss, um sich von dem Horror zu distanzieren. Wir alle werden einen Weg finden müssen, es nicht an uns heranzulassen.
    Ich schaue auf zu Chris. Die Schuld wegen seines Todesschusses umgibt ihn wie ein Mantel. Er verbirgt seine Gefühle nicht. Vielleicht kann er es nicht. Ich kann nur bewundern, wie er mit hoch erhobenem Kopf einen Fuß vor den anderen setzt.
    Mom öffnet die Tür des Genlabors und sieht zu, wie Dr. Guptas Leiche durch den Kryo-Bereich getragen wird. »Als Erstes werden wir einen Tox-Screen machen. Dr. Gupta war
am Leben
, hat aber trotzdem nicht auf den Ptero reagiert … der ihn
gefressen
hat.« Bei diesem Wort bricht ihre Stimme. »Wir müssen den Grund dafür ermitteln.«
    »Eine der roten Blumen, wegen denen ich umgekippt bin?«, frage ich.
    Mom schüttelt den Kopf. »Die Blüten waren nicht geöffnet, und sie geben das Neurotoxin nur ab, wenn sie blühen. Außerdem war Dr. Gupta wach und bewegungsfähig, wenn auch nur in geringem Maße. Als du umgekippt bist, Amy, war es eher so, als würdest du im Koma liegen.«
    Die Helfer legen jetzt Dr. Guptas Leiche auf einen der Metalltische, vielleicht sogar denselben, auf dem Orion gestorben ist. Der Ptero ist zu groß für einen einzelnen Tisch – wir müssen vier Tische zusammenschieben, um ihn draufzulegen, und selbst dann hängen seine Beine und seine Flügel noch an den Seiten herunter.
    »Wir müssen Colonel Martin Meldung machen«, sagt einer der Militärs. »Er muss informiert werden.«
    Mom nickt stumm und der Mann funkt Dad an.
    »Ich werde sofort mit der Autopsie beginnen«, sagt Mom.
    Der Offizier sieht sie verblüfft an. »Ist doch ziemlich eindeutig, was ihn umgebracht hat, oder?«
    Mom lächelt verkniffen. »Ich werde trotzdem eine Autopsie vornehmen. Bitte gehen Sie.«
    Die Brauen des Mannes heben sich bei diesem Rauswurf noch ein bisschen höher, aber er wendet sich zum Gehen. Chris will ihm folgen. »Sie können bleiben«, sagt Mom. Sie sieht mich fragend an. Ich nicke. Ich werde ebenfalls bleiben. Nach diesem Erlebnis kommt es mir richtig vor, wenn außer uns dreien niemand bei der Autopsie anwesend ist.
    Die Tür des Genlabors schließt sich mit einem Zischen, und wir bleiben mit der Leiche eines Mannes und dem stinkenden Kadaver des Monsters, das ihn gefressen hat zurück.
    Mom seufzt noch einmal, doch diesmal ist der Atemzug

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