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Godspeed | Die Ankunft

Godspeed | Die Ankunft

Titel: Godspeed | Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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Dr. Guptas Fleisch herauszureißen. Der Schnabel des Pteros ist blutverschmiert.
    Dr. Gupta blinzelt.
    Dr. Gupta
blinzelt.
Er lebt – er lebt und er kann fühlen – er kann
fühlen
 –, wie der Ptero ihn
frisst
.
Er lebt noch.
    Der Ptero frisst weiter. Ein widerliches Krachen hallt durch den Wald, als er Dr. Guptas Oberschenkelknochen durchbeißt. Der Ptero schüttelt den Kopf wie ein Hund mit einem Knochen, bis das Bein schließlich abreißt.
    Ein schwaches Stöhnen kommt über Dr. Guptas aufgesprungene Lippen, doch es ist über dem Knacken der Knochen kaum zu hören.
    Chris und ich schießen gleichzeitig.
    Meine erste Kugel trifft den Ptero in den Flügel und reißt ein Stück aus der dünnen Haut heraus. Er lässt Dr. Guptas Bein fallen und sieht uns an. Dann reißt er den Schnabel auf, Schaum und Blut triefen heraus, und er
schreit
.
    Ich schieße noch einmal.
    Die Brust des Pteros platzt auf. Er bricht zusammen. Seine lederartigen Flügel schlagen ein letztes Mal, und dann ist er tot – ich weiß, dass er tot ist –, aber ich schieße trotzdem noch einmal, direkt in den Kopf.
    Vollkommen außer Atem, lasse ich meine Waffe sinken, und der Gestank des Schießpulvers mischt sich mit dem metallischen Geruch von Blut. Ich sehe Chris an, doch der starrt auf Dr. Gupta hinab.
    Erst da wird mir klar, dass er nicht auf den Ptero gezielt hat, als er seine Waffe abfeuerte.
    Aus einem kleinen runden Loch in Dr. Guptas Kopf sickert Blut.

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26 Junior
    Ich kann mich nicht an dem Posten vorbeischleichen und mich am See umsehen, jedenfalls nicht, solange es noch hell ist. Und auch den Tunnel kann ich mir nicht genauer ansehen. Colonel Martin hat die Einsturzstelle mit schweren Metallplatten abdecken lassen und seine Männer haben darüber bereits die Latrinen aufgebaut. Colonel Martin hat wirklich schnell dafür gesorgt, unsere Entdeckung zu verbergen – und jetzt will er uns auch noch vom See fernhalten.
    Aber ich glaube, ich weiß, wie ich zumindest einen Teil seiner Geheimnisse lüften kann.
    Mein erster Impuls ist es, Amy zu holen – ich habe ihr noch nicht einmal von der Kristallschuppe erzählt, die ich gefunden habe –, aber ich will herausfinden, was Colonel Martin verbirgt, und wenn ich sie von ihrer Mutter wegschleppe, wird er garantiert misstrauisch.
    Auf dem gepflasterten Weg zwischen den Häusern begegne ich Kit. »Vergiss nicht, auf dich selbst aufzupassen«, rate ich ihr, denn sie kontrolliert schon fast besessen die Listen der Bewohner, die wir nach Lorins Verschwinden aufgestellt haben.
    »Dasselbe könnte ich zu dir sagen. Wie hast du den Absturz in diesen Tunnel überstanden? Ich habe gesehen, dass du danach an der Wasserleitung gearbeitet hast. Das hättest du nicht tun müssen.«
    »Doch, musste ich.«
    Kit zupft an dem weißen Laborkittel, den sie von den erdgeborenen Wissenschaftlern bekommen hat, und mir fällt auf, dass ihre Taschen mit Pflastern vollgestopft sind – überwiegend hellgrünen. »Wir müssen sie vom Phydus entwöhnen«, verlange ich. Kit nickt zustimmend, murmelt jedoch: »Aber jetzt noch nicht.«
    Ich lasse sie weiter ihre Arbeit machen, obwohl ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich ihr nicht helfe. Aber herauszufinden, was Colonel Martin mir vorenthält, ist wichtiger – ich will nicht, dass die Kolonie ebenso auf Lügen und Täuschungen aufgebaut wird wie die
Godspeed
.
    Ich steige hinauf in die zweite Ebene der in den Berg gebauten Häuser und stelle erfreut fest, dass sich meine Leute ein wenig mehr verteilt haben, es gewagt haben, neue Häuser zu belegen. Auf der dritten Ebene wohnt allerdings immer noch keiner außer mir. Ich bleibe einen Moment lang stehen, betrachte die Häuser und frage mich, was ihre Erbauer dazu gebracht hat, sie zu verlassen. Sind sie ausgestorben – haben die Pteros sie umgebracht – oder sind sie einfach weitergezogen? Und wie kommt es, dass ihre Gebäude so perfekt für
uns
sind? Das ist eine Frage, die mir nicht aus dem Kopf geht, die aber anscheinend sonst niemanden interessiert.
    Ohne es zu merken, bin ich bis zu den letzten Häusern weitergegangen. Die oberste Reihe besteht nur noch aus Ruinen. Es sieht aus, als hätte irgendeine Kraft sie gesprengt. Der Anblick hat nicht gerade eine beruhigende Wirkung auf mich.
    Ich frage mich, wie Amy wohl auf diese Entdeckung reagieren wird. Wahrscheinlich wird sie versuchen, in
Der kleine Prinz
einen Zusammenhang zu finden.
    Ich fange an, über das Geröll zu klettern.

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