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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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die Schule zu gehen, ging er weiter auf seinen Geländewagen zu.
    Er fragte sich, wie er ein zweifellos sinnloses Gespräch anfangen sollte, doch Darius war bereit, das Reden zu übernehmen. Es folgte eine Salve wüster Beschimpfungen und [324] etwas in der Art von »du hast über mich gequatscht«. Alle anderen Schüler auf dem Parkplatz reckten die Hälse, um zu sehen, worum es bei der Auseinandersetzung ging. Blue Gene stand da und steckte ein, bis er mit Reden an der Reihe war. Er betrachtete die vielen Fäuste und dachte, wie verblüfft er als kleiner Junge gewesen war, als er sah, dass Schwarze weiße Handflächen hatten.
    Blue Gene nuschelte ein leises »Tut mir leid«, woraufhin Darius ihn einen Schlappschwanz nannte. Daraufhin fluchte sich Blue Gene die Lunge aus dem Leib in einer Tirade, die darin gipfelte, Darius sei ohne Basketball gar nichts und werde von der Schule nur benutzt. In dem Moment, als Darius und all die anderen Körper auf ihn losgingen, kam ein Polizist über den Parkplatz gelaufen. Es war der Polizist, den die Schule angestellt hatte, damit er den ganzen Tag lang auf dem Schulgelände patrouillierte, und er löste die bedrohliche Versammlung rasch und geschickt auf.
    Der Polizist forderte Darius auf, den Parkplatz zu verlassen und nach Hause zu fahren. Dann gab er Blue Gene dieselbe Anweisung. In seinem Fahrzeug fühlte Blue Gene sich sicherer. Als er den Motor anließ, lief eine seiner Tupak-Shakur- CD s. Er machte sie sofort aus. Dann merkte er, dass der Parkplatz voller Schüler war, die beobachteten, was als Nächstes passierte, wobei sie abwechselnd auf Darius und seine Jungs in einem weißen 87er Lincoln Town Car und Blue Gene in seinem nagelneuen Range Rover sahen.
    Blue Gene fuhr vom Parkplatz und bog auf den Highway ein. Er wusste, dass seine Mitschüler immer noch zusahen, und da kam ihm die Idee, mit einem gewagten Schlenker vor Darius’ Wagen die Ausfahrt zu erreichen, damit es so aus [325] sah, als gehörte der letzte Lacher Blue Gene. Um sich nicht ausstechen zu lassen, setzte sich dann Darius vor den Range Rover, ehe Blue Gene die Umgehungsstraße erreichte. Wutentbrannt fuhr Blue Gene gefährlich schnell, um den Lincoln einzuholen, ohne zu wissen, was er danach tun würde. Ihm war nur klar, dass er seinem Feind nicht erlauben konnte, ihm so davonzufahren. Niemand konnte ihm das antun, ohne dafür irgendwie büßen zu müssen.
    Die Umgehungsstraße führte auf den vielbefahrenen Highway 81, und Darius musste schließlich anhalten, weil eine Ampel Rot zeigte. Sein Wagen hielt zuvorderst in der rechten Spur vor der Ampel, und Blue Gene fuhr mit seinem Range Rover zuvorderst in die linke Spur. Als er anhielt und nach rechts schaute, sah er, wie Darius wiederholt und fuchsteufelswild mehrmals »Motherfucker« und »Schlappschwanz« brüllte.
    Wie ferngesteuert stieß Blue Gene seine Fahrertür auf, lief um den Range Rover herum und zog am Türgriff des Lincoln. Die Tür war verriegelt. Darius schaute ungläubig auf, als dieser Irre grimmig gegen seine Fensterscheiben schlug. Dann drehte Blue Gene sich zu seinem Range Rover um, öffnete die hintere Tür und nahm einen Baseballschläger aus Aluminium heraus. Damit schlug er Darius’ Fenster ein. Dann schwang er den Schläger gegen Darius, der den Angriff mit dem Unterarm parierte, dann aber erschrocken aufs Gaspedal trat, obschon die Ampel noch immer rot war. Als er auf die belebte Kreuzung zuraste, kam er einem schnell fahrenden, entgegenkommenden Wagen in die Quere, der abrupt ausweichen musste, um nicht frontal mit ihm zusammenzustoßen.
    [326] Die Fahrerin dieses anderen Wagens erlebte ihre zweite schlimme Überraschung binnen zweier Sekunden, als sie, um dem Town Car auszuweichen, direkt auf einen Fußgänger zuhielt, der sich aus unerfindlichen Gründen im Niemandsland dieser Straßenkreuzung befand. Sie trat auf die Bremse, konnte aber nicht verhindern, dass ihr Wagen den jungen Mann an den Beinen erwischte.
    Der Rest seines Abschlussjahrs bestand für Blue Gene nur noch aus Delirium und Schmerzen. Er musste an beiden Beinen mehrfach operiert werden, allein drei Mal am linken. Sein linkes Bein war durch den Aufprall am schwersten in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass er in seiner Hüfte kaum noch Knorpel hatte. Da sich in seinem linken Bein ein Blutgerinnsel gebildet hatte, bekam er Blutverdünner und musste zweimal pro Woche ein Blutbild erstellen lassen. Als er wieder zu Hause war, fühlte er sich in seinem Zimmer

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