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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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letzte Mal als Jugendlicher Drogen genommen.«
    »Du erwartest doch nicht, dass ich das glaube, während du mit einer Tätowierung deiner Freundin hier sitzt, die – und das weiß ich mit Sicherheit – an einer Überdosis gestorben ist?«
    »Nun mach mal halblang. Wir waren seit einem Jahr [42] getrennt, als das passierte. Als sie starb, hatten wir überhaupt nichts mehr miteinander zu tun. Was du hier machst, grenzt ja an Sippenhaft.«
    »Gut, nehmen wir an, du stehst nicht unter Psychopharmaka. Warum haust du dann auf den Tisch?«
    »Darum! Hör zu, Mom, ich bin gerade sehr beschäftigt.«
    »Das stimmt doch gar nicht.« In den letzten zehn Minuten war niemand an Blue Genes Stand stehengeblieben. Die Stimme des Flohmarktchefs kam über die Anlage und unterbrach den Song »Cheap Seats« der Gruppe Alabama.
    »Liebe Händler, falls jemand von Ihnen Schmuckhüllen für Bic-Feuerzeuge verkauft, kommen Sie bitte nach hinten.«
    »Warum hast du dann auf den Tisch gehauen?«, wiederholte sie. »Macht es dich so wütend, dass ich angerufen habe?«
    »Nein. Ich will nur ’ne Zigarette rauchen und hab ’nen Schmachter, und ich hatte einen wichtigen Anruf erwartet und bin nur sauer, dass nicht jemand anders angerufen hat, sondern du. Ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht.«
    »Oh. Geht es bei dem Anruf, den du erwartet hast, um eine bessere Arbeit?«
    »Ja, Mom. Dabei geht es um eine bessere Arbeit.«
    Nachdem Blue Gene seinen Wutanfall überwunden hatte, wechselte er das Thema, indem er auf einige bemerkenswerte Gestalten hinwies. Da war der älteste Mann von Commonwealth County, der so dünn war, dass es aussah, als trüge er ein Korsett, aber noch gesund genug, um auf den Beinen zu sein; ein paar furchteinflößende Biker mit [43] Insektentattoos auf den Hälsen, laut Blue Gene Mitglieder einer Bikergang von Vietnamveteranen; und ein Mann mit langem weißem Bart, dem eine der weltgrößten Briefmarkensammlungen gehörte.
    »Wie auch immer«, sagte sie, »wir erwarten dich gegen sechs. Es gibt auch dein Lieblingsessen. Schweinekoteletts.«
    »Augenblick mal. Ich hab nicht gesagt, dass ich komme. Du tauchst hier aus heiterem Himmel auf, nachdem du dich vier Jahre lang nicht gemeldet hast, und dann erwartest du –«
    »Du hast dir auch nie die Mühe gemacht, deinen Vater oder mich zu besuchen. Das beruht also auf Gegenseitigkeit. Und du hast dieses Leben führen wollen . Du weißt, wir waren immer gut zu dir. Wir haben immer für dich gesorgt. Doch offenbar war dir irgendwann nur noch wichtig, das Mädchen mit den größtmöglichen Brüsten zu finden.«
    »Ja, verdammt, stimmt, sie hatte zwei mächtige Euter.«
    »O Gene. Du bist so… Ach, egal.«
    »Was denn?«
    »Gar nichts. Vergiss es.«
    »Was wolltest du sagen?«
    »Nichts. Erzähl mal, mit wem wohnst du jetzt zusammen?«
    »Mit niemandem. Also, was wolltest du sagen? Übrigens, was auch immer du sagen wolltest, es hat sich jetzt aufgestaut und kommt darum schlimmer rüber, als wenn du’s gleich gesagt hättest.«
    »Na schön, aber du darfst nicht wieder auf den Tisch hauen.«
    »Versprochen.«
    »Wenn du’s unbedingt wissen willst, ich wollte sagen, du [44] bist so asozial. Obwohl du eigentlich gar nicht asozial bist. Du benimmst dich nur so, siehst so aus, aber in Wirklichkeit bist du nicht asozial.« Blue Gene sah zu den Schwertern am Nebentisch hinüber.
    »Siehst du«, sagte Elizabeth, »jetzt bist du wütend. Das wollte ich nämlich gar nicht sagen, aber du musstest ja unbedingt drauf bestehen. Ich weiß, dass du kein Penner bist. Du siehst nur so aus. Dieses Hemd, deine Tätowierungen – das sind alles Äußerlichkeiten.«
    »Lass mich in Ruhe, Mensch.«
    »Wenn es doch stimmt! Du siehst aus wie alle anderen hier, nur dass du dich bemühst, möglichst schlimm auszusehen, während sie wahrscheinlich versuchen, möglichst gut auszusehen. Das hast du doch gar nicht nötig. Versteh mich jetzt nicht falsch. Es sind bestimmt gute Menschen und in mancher Beziehung wirklich bewundernswert, aber du weißt, was ich sagen will. Du könntest ohne großen Aufwand besser aussehen als sie. Und in diesem Aufzug bekommst du nie eine anständige Frau.«
    »Warum machst du mich dauernd fertig?«
    »Tu ich gar nicht.«
    »Ich rede doch auch nicht darüber, wie du aussiehst.«
    »Da gibt es nichts zu reden. Ich bin stolz auf mein Aussehen.«
    »Bestimmt hast du dir dieses Botox spritzen lassen.«
    »Hab ich nicht.«
    »Davon sehen Leute wie Katzen aus.«
    »Sehe ich

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