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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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vielleicht wie eine Katze aus?«
    »Nein, aber du bist kaum gealtert, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe.«
    [45] »Danke. Warum gehst du nicht einfach mal zu meinem Friseur?«
    »Ich geh zu keinem Friseur!«
    »Viele Männer gehen dahin.«
    »Ich lass mir die Haare nicht schneiden. Weißt du was? Neulich abends im History Channel hieß es, früher wurde von Dichtern und Künstlern erwartet, dass sie die Haare lang trugen.«
    »Das Problem ist nicht so sehr die Länge. Ich weiß, wie wichtig dir deine langen Haare sind. Sie müssen nur gepflegt sein. So sehen sie schrecklich aus, als hättest du sie selbst geschnitten.«
    »Warum müssen wir ständig über Haare reden?«
    Er hatte recht. Die Länge von Blue Genes Haaren war schon immer ein Streitpunkt zwischen den beiden gewesen.
    Nach einer kurzen Pause platzte es aus Blue Gene heraus: »Haare sind nicht real!«
    »Was?«
    »Haare fühlen nichts. Sie sind nicht lebendig. Sie sind nicht real. Warum also dieser Aufstand?«
    »Ich versteh ja bloß nicht, warum du so herumlaufen willst.«
    »Dann mach mal halblang – ich stelle dich ja auch nicht dauernd in Frage, verstehst du. Ich habe nie gesagt, du seist gaga, als du ständig behauptest hast, du hättest einen Engel gesehen. Ich hab’s zwar gedacht, aber gesagt hab ich’s nie.«
    Elizabeths zierliche Gestalt erstarrte. Sie beugte sich über den Tisch. Ihre Augenbrauen wurden zu unbeweglichen Warnzeichen. »Versündige dich nicht«, flüsterte sie.
    [46] »Nun werd nicht gleich sauer. Du hast schließlich gesagt, ich sei ein Penner. Ich musste mich verteidigen.«
    »Du hast dich wie ein Penner aufgeführt. Du hattest die Einstellung eines Penners. Doch ich weiß, dass du kein Penner bist. Sosehr du dich auch bemühst, du wirst es nie sein. Nicht durch und durch.«
    »Wieso redest du überhaupt mit mir, wenn ich die Einstellung eines Penners habe? Damit wäre ich ein Sünder wie alle anderen kleinen Leute auch, und dann wäre ich in Schwierigkeiten, laut deinem Traum. Stimmt das nicht?«
    »Nicht in der Öffentlichkeit, Gene.«
    »Wie nennst du das noch gleich, was mit denen geschieht, die nicht gerettet wurden oder so was?«
    » Gene. Das ist nicht der –«
    »Wie nennst du das? Neuraler Tod? «
    »Sei still!«
    Blue Gene verstummte, als Elizabeth einer Kundin zunickte, die gerade näher kam, einer stark tätowierten Schwangeren, die Jon Bon Jovi ähnelte. Sie hielt einen kleinen, roten Soldaten hoch. »Ist das ein G.I. -Joe?«, fragte sie.
    »Ja, ein Crimson Guard.«
    »Mein Freund steht total auf G.I. -Joes, und den hat er, glaub ich, noch nicht. Krieg ich ihn für ’n Dollar?«
    »Klar.«
    Elizabeth räusperte sich. Die Frau sah zu ihr herüber, und Elizabeth schaute nach unten.
    »Wollen Sie eine Tüte?«, fragte Blue Gene.
    »Nein, danke.«
    »In Ordnung. Danke.«
    »Gene, warum hast du das gemacht?«
    [47] »Was gemacht?«
    »So billig verkauft. Du hast ihr erstes Angebot akzeptiert.«
    »Das mach ich immer so.«
    »Das ist nicht gut fürs Geschäft, mein Junge.«
    »Von dieser speziellen Figur hab ich vielleicht zwanzig Stück. Ich hab mir von euch etwa zwanzig Crimson Guards kaufen lassen, weil’s in dem Cartoon ’ne ganze Armee davon gab, nicht nur den einen. Ich kann ihn also gut entbehren.«
    »Du hättest wenigstens eins fünfzig verlangen können. Hast du hier eigentlich Gewinn gemacht?«
    »In drei Monaten schon, aber das ist mir egal.«
    »Wie viele Monate bist du jetzt hier?«
    »Das verrat ich nicht.«
    »Was zahlst du an Standmiete?«
    »Fünfundsiebzig im Monat.«
    »Meine Güte. Und was kostet dein teuerstes Spielzeug?« Elizabeth durchwühlte seine Sachen. »Fünf Dollar? Und warum verkaufst du das Zeug nicht einfach auf eBay? Das wäre viel einträglicher.«
    »Das begreifst du eh nicht. Ich mag die Atmosphäre hier.« Blue Gene zeigte auf zwei schwarzgekleidete männliche Jugendliche mit langen, nassen Haaren und Strumpfhosen über den Armen und eine Blondine mit vorstehenden Zähnen, spindeldürren Beinen und absurd großen Brüsten. »Ich höre den Leuten gern zu. Ein Beispiel: Ist dir schon mal aufgefallen, dass sich alte Männer immer darüber unterhalten, ob Soundso noch Auto fahren kann? Außerdem kann ich nichts auf eBay verkaufen, weil ich keinen Computer habe.«
    [48] »Na gut, aber du solltest wirklich nicht das erste Angebot annehmen. Du hättest wenigstens einen Dollar fünfzig verlangen können.«
    »Meine Güte, Mom, du bist die reichste Frau im ganzen verdammten

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